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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde
Autoren: Catherine Coulter
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Männern freudig begrüßt worden. Niemand konnte ahnen, daß er, sobald er vom Pferd abgestiegen war, Graelam angreifen würde. Mit einem gewaltigen Faustschlag brachte er ihn zu Fall. Der Burgherr stürzte auf die Pflastersteine des Hofs.
    Jetzt blickte Graelam auf das gerötete Gesicht seines wütenden Freundes hinab. »Was ist denn mit dir los, Dienwald? Keine Sorge, Kassia, ich bin nicht verletzt. Es ist unser Nachbar hier. Er scheint verrückt geworden zu sein. Er hat mich angegriffen, als wäre er der Höllenfürst persönlich.«
    »Laß mich frei, du stinkender Hurensohn! Dann wirst du erleben, wie ich dich mit dem Schwert in zwei Hälften zerlege!«
    »Nein, Sir, das werdet Ihr bleiben lassen«, sagte Rolfe freundlich. »Und jetzt bleibt liegen, sonst muß ich Euch den Arm verdrehen!«
    »Ach«, sagte Kassia, »Dienwald ist wahrscheinlich dahintergekommen, was du ihm eingebrockt hast, my Lord. Und nun wollte er dir auf seine Art zeigen, wie sehr ihm deine Einmischung wider den Strich geht.«
    »Ja, laß mich frei, du Feigling, damit ich dir sämtliche Knochen brechen kann, du lahmarschiger Köter!«
    Graelam hockte sich neben seinem Freund nieder. »Hör mich an, du Einfaltspinsel! Hör mir gut zu! Du brauchst des Königs Tochter nicht zu heiraten. Das weißt du ja selber. Kassia und ich haben Morgan oder Mary, oder wie immer sie heißen mag, gesehen, und uns war sofort klar, daß du sie heiraten und auf den König pfeifen würdest. Wir hatten also keine Veranlassung, etwas zu sagen. Wir wußten, daß du dich keinem Menschen beugen würdest, ob König oder Sultan, ja, nicht einmal dem lieben Gott. Stimmt das etwa nicht?«
    »Ich hatte sie schon geheiratet, als Burnell kam!« heulte Dienwald. »Sie war schon meine Frau!«
    »Na, dann ist doch alles in Ordnung! Du benimmst dich wie ein Halbirrer. Rede endlich vernünftig, dann lasse ich dich auch frei!«
    »Verdammt noch mal, sie heißt aber nicht Morgan oder Mary! Sie heißt Philippa de Beauchamp und ist die verfluchte Tochter unseres gesegneten Königs!«
    Graelam wechselte einen Blick mit seiner Frau. »Nun«, sagte er, »das ist allerdings eine überraschende Wende.«
    Kassia ließ sich neben Dienwald nieder. »Ihr seid halsstarrig und unvernünftig, mein Freund. Ihr habt das Mädchen geheiratet, das für Euch bestimmt war. Und sie war auch noch das Mädchen, das ihr selber haben wolltet. Alle sind zufrieden. Nun seid Ihr also der Schwiegersohn des Königs. Was macht das denn schon für Euch aus? Vielleicht werdet ihr ein wenig gesitteter werden, Dienwald, und Euch nicht mehr so schnell auf einen Raubzug gegen fette Kaufleute begeben. Aber das ist doch nicht zu viel verlangt. Wir haben nur Euer Wohl im Auge gehabt...«
    »Von wegen mein Wohl, verdammt noch mal!« heulte Dienwald. Seine Augen waren gerötet. »Euer räudiger Mann hat das nur getan, weil er dachte, ich hätte ihm den Wein gestohlen, den Euer Vater
    Euch geschickt hat! Gib es doch zu, du langer Hurensohn! Du hast es getan, um dich an mir zu rächen. Ich weiß es, denn ich kenne dich und deine Ränke!«
    »Ihr dürft meinen Gatten nicht beleidigen, Dienwald«, sagte Kassia mit leiser, drohender Stimme. So hatte Dienwald sie noch nie sprechen hören. Beeindruckt sagte er in einem weniger angriffslustigen Ton: »Nun, es stimmt aber. Er hat mich reingelegt. Er wollte mir einen bösen Streich spielen.«
    Kassia lächelte. »Ihr redet, ohne Euren Verstand zu befragen. Laß ihn los, Rolfe! Er wird nicht gleich wieder den dummen Raufbold spielen. Zumindest«, fuhr sie mit einem bedeutungsvollen Blick auf Dienwald fort, »sollte er es lieber nicht tun. Ja, Dienwald, Ihr dürft jetzt aufstehen. Aber hütet Euch, Graelam noch einmal anzugreifen! Wenn Ihr es wieder versucht, bekommt Ihr es mit mir zu tun.«
    Dienwald sah die zarte, hochschwangere Lady an und mußte gegen seinen Willen grinsen. »Mit Euch möchte ich es bestimmt nicht zu tun bekommen. Könnt Ihr uns nicht einen Augenblick den Rücken zuwenden? Ich will Euren Gatten nur noch einmal zu Boden werfen. Ich will ihn nur noch einmal niederschlagen.«
    »Nein, nicht einmal anspucken dürft Ihr ihn. Also verhaltet Euch ruhig! Wo ist denn Philippa, Eure schöne Braut?«
    »Ich nehme an, daß sie jetzt für den verdammten Kanzler von England und ihren Va ... nein, für Lord Henry de Beauchamp die fröhliche Gastgeberin spielt.«
    »Ihr glaubt, sie wäre beglückt darüber, daß Ihr St. Erth verlassen habt? Das habt Ihr doch getan, nicht wahr,
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