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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Bestürzung nachschaute.
    »Was ist los mit ihm, Philippa? Man bietet ihm die Welt mit all ihren Schätzen. Nebenbei gesagt, du bist schön, Philippa. Es macht doch nichts, daß du das goldblonde Haar der Plantagenets nicht geerbt hast. Ich verstehe ihn nicht. Er führt sich auf, als wäre die wilde Jagd hinter ihm her.«
    Sie brachte kein Wort heraus. Tränen stiegen in ihr auf.
    Edmund faßte sie am Ärmel. »Bist du wirklich des Königs Tochter?«
    »Es sieht so aus.«
    Edmund schwieg und sah sie mit großer Spannung an, als erwartete er, daß sie sich durch Zauber vor seinen Augen in eine andere verwandelte.
    »Was ist, Edmund? Haßt du mich jetzt auch?«
    »Sag doch nicht so was Dummes, Philippa! Weißt du, Vater hat immer damit angegeben, daß sein Leben nur ihm gehört. Und zu mir hat er immer wieder gesagt, ich soll das sein, was ich will, und nicht, was andere wollen. Er sagt, das Leben bietet so viel, und es ist so unsicher, wann es einen bestraft und wann es einen belohnt, daß man sich nie nach anderen richten soll. Er sagt, er will keinen Oberherrn, und keiner soll Macht über ihn haben. Er will das bleiben, was er ist und was er hat.«
    »Ja«, sagte Philippa. »Das ist seine Einstellung.« Sie wandte sich wieder an Lord Henry. »Ich habe mich immer gewundert, wie es kommt, daß ich so groß bin. Aber der König soll ja auch sehr groß sein. Nennt man ihn nicht Langbein?«
    Lord Henry nickte. »Hör mal, Mädchen, ich habe mein Bestes für dich getan.«
    »Das weiß ich, und ich danke dir. dafür. Für Lady Maude kann es bestimmt nicht leicht gewesen sein. Sie haßte mich, versuchte es aber zu verbergen.« Wenigstens in den ersten Jahren.
    Lord Henry wußte nur zu gut, wie Lady Maude sich immer darüber geärgert hatte, daß sie ein uneheliches Kind in ihren Haushalt aufnehmen mußten. Deshalb schwieg er.
    Nachdenklich sagte Philippa: »Meine Haare - sie sind nicht goldblond wie die der anderen Plantagenets, wie du gerade erwähnt hast. Sie sind abgestuft und ganz gewöhnlich.«
    »Nein, da habe ich Unsinn geredet. Nichts an deinen Haaren ist gewöhnlich. Und deine Augen, Philippa - sie haben das reine Plantagenet-Blau. Ja, wenn der König dich eines Tages sieht, wird er von deinen Augen begeistert sein.«
    Sie sollte dem König begegnen. Ihrem Vater. Sie war jetzt nicht besonders erpicht darauf. Sie war ja nichts weiter als ein königlicher Fehltritt, und der sollte nun ihr ganzes Leben zerstören. »Bitte, entschuldige mich jetzt. Ich muß mir darüber klar werden, was ich tun soll. Wenn du bleiben willst, nimmst du Edmunds Zim-mer. Wenn der Kanzler auch bleiben will, kann er in...« Sie brach achselzuckend mitten im Satz ab und entfernte sich.
    »Philippa ist nicht glücklich«, sagte Edmund zu dem alten Mann, der nicht Philippas Vater war. Das muß man sich mal vorstellen, dachte er, Philippa ist des Königs Tochter! War damit der König auch sein Stiefgroßvater?
    »Dein Vater, kleiner Edmund, wird bald wieder zur Vernunft kommen, wenn er sich alles durch den Kopf gehen läßt.«
    »Da kennst du meinen Vater schlecht«, sagte Edmund. »Philippa kennt ihn besser.« Er ließ Lord Henry stehen und ging zu Crooky hinüber.
    Crooky strahlte vor Ehrfurcht und Stolz über das ganze Gesicht. »Ja, mich hat eine Prinzessin geschlagen. Sie hat mich mit ihrer königlichen Faust berührt. Mich! Und dabei bin ich ein so gewöhnlicher Esel, das ich noch unter den gewöhnlichen Leuten stehe und damit schon wieder ungewöhnlich bin.«
    »Nein, Crooky, eine Prinzessin ist sie nicht, nur eine uneheliche Tochter des Königs. Und ihre Faust hat dich nicht nur berührt. Sie hat so zugeschlagen, daß ich dachte, dir fällt der Kopf ab.«
    »Das sind Haarspaltereien, junger Herr, die du von dir gibst. Deine Stiefmutter ist von königlichem Blut, und daher bist du ein ... hmm, ja, was bist du dann eigentlich?«
    »Möglich, daß ich beinahe so ungewöhnlich bin wie du.« Edmund fing Gorkels Blick auf und sah schnell woanders hin.
    »Die Herrin ist völlig durcheinander«, stellte Gorkel fest. »Und der Herr nicht minder.« Er knirschte mit den Zähnen und strich sich über das Kinn. »Du mußt mit dem Herrn sprechen. Du stehst ihm am nächsten. Auf dich wird er hören.«
    Edmund stimmte ihm zwar zu, doch kannte er seinen Vater zu gut, um zu wissen, daß nichts, was er sagen würde, ihn in seiner Überzeugung wankend machen konnte. Außerdem bot sich ja auch keine Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihm. Dienwald hatte

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