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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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heißt Constance und ist mit einem Edelmann ihres Ranges verheiratet. Wie mir der König sagte, war sie noch sehr jung, als sie Euch zur Welt brachte. Vielleicht verspürt Ihr eines Tages den Wunsch, sie kennenzulernen.«
    »So ist das also«, sagte Philippa. Damit war wenigstens erklärt, warum Lady Maude sie nicht leiden konnte. Des Königs uneheliches Kind war einer Frau aufgedrängt worden, das sie nicht haben wollte. Doch hauptsächlich dachte Philippa jetzt an ihren Mann, der das Schicksal, das ihn getroffen hatte, so verzweifelt verfluchte.
    »Mein Gatte will mich nicht«, sagte sie. Sie merkte, wie die alte Agnes, Margot, Gorkel, Crooky und viele andere Leute sie neugie-rig anstarrten. Würden sie sich über sie lustig machen und sie verachten, weil sie unehelich geboren war? Oder sich vor ihr bis zum Boden verneigen und so tief knicksen, daß sie sich die Beine verrenkten?
    »Euer Gatte ist nur etwas durcheinander, my Lady. Er hat das alles noch nicht verarbeitet. Offenbar hat er irgend etwas verwechselt und nicht verstanden, daß er im Rang erhöht wird und ihm großes Glück ins Haus steht.«
    »Mein Gatte«, sagte Philippa geduldig, »versteht alles vollkommen. Aber Sir, Ihr müßt wissen, daß er anders als die Mehrzahl der Menschen ist.« Darum liebe ich ja ihn und keinen anderen. »Er legt keinen Wert auf Macht und Reichtum, wonach viele Männer streben. Er liebt seine Freiheit. Das bedeutet für ihn, daß er tun kann, was ihm gefällt, ohne daß sich andere in sein Leben einmischen. Nun hat sich das alles meinetwegen verändert. Er hätte nie die uneheliche Tochter des Königs geheiratet, Sir. Das Angebot des Grafentitels, das Angebot von Geld, von Macht und Einfluß können ihn nie locken, sondern höchstens in die weite Welt treiben. Ihr konntet ihm mit nichts Schlimmerem drohen als damit. Das Schicksal hat ihm und mir einen grausamen Streich gespielt. Wir haben geheiratet, und nun bin ich plötzlich eine andere geworden, die er nicht haben will. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
    Damit drehte Philippa dem Kanzler von England den Rücken zu und ging aus dem Saal.
    Im Innenhof blieb sie wie angewurzelt stehen. Vor ihren Augen lief ein peinliches Schauspiel ab. Ihr Vater rannte hinter Dienwald her und versuchte, einen Zipfel seines Waffenrockes zu erhaschen. Ihr ehemaliger Vater schrie: »Mein lieber Junge! Mein ehrenwerter Lord, mein Retter!«
    Nun hatte er Dienwald eingeholt, warf sich ihm an den Hals und küßte ihn auf beide Wangen.
    Crooky kam aus dem großen Saal, betrachtet die Szene und sang mißtönend zum blauen Himmel empor:
    »Mein armer Herr ist jetzt des Königs Knecht.
    Er könnte weinen, denn das paßt ihm schlecht.
    Sein Weib ist 'ne Prinzessin, und er wird nie mehr frei.
    Was soll er tun? Ich denke mir, er gibt klein bei
    Und wird des Königs stolzer Schwiegersohn.«
    Philippa versetzte ihm mit aller Kraft einen Faustschlag, daß der Narr die Stufen vom großen Saal hinunterrollte. Dabei schrie er, so laut er konnte: »Getötet von einer Prinzessin! Rettet mich, guter König!«

21
    Dienwald stand wie angewurzelt da. Lord Henry hielt ihn fest umklammert, weinte heiße Tränen an seinem Hals und küßte ihn aufs Ohr. »Ihr seid ein feiner, ein ehrenwerter Bursche, my Lord. Das habe ich die ganze Zeit über gewußt. Ich hatte nur solche Sorgen und da ... Ach, das ist ja vorbei. Der liebe Gott hat mich gerettet, und ich werde nie mehr an der Güte des Himmels zweifeln.«
    Dienwald ertrug eine Weile Lord Henrys Liebesbezeugungen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann sah er, wie Philippa Crooky schlug und der Narr die Treppe herunterflog.
    Da stieß er Lord Henry von sich. »Macht, daß ihr wegkommt, my Lord! Und nehmt Eure Tochter mit! Ich will sie nicht mehr haben. Seht sie Euch nur an - sie mißhandelt sogar meine Leute!«
    »Aber mein guter Junge, mein liebster Lord, wartet doch! Sie ist eine begehrenswerte Gattin, Dienwald, sie ist sehr schön und ...«
    »Na und? Verdammt noch mal, sie ist des Königs Tochter - da muß sie ja schön sein!«
    »Nein, deshalb nicht. Ich, ich habe sie aufgezogen, ich habe meinen Schreibern und Priestern befohlen, sie alles zu lehren, was sie jetzt beherrscht - ich habe ihre Unterrichtsstunden und ihre Gebete beaufsichtigt...
    »Das hat zweifellos ihren Wert erhöht.« Mehr sagte Dienwald nicht. Im Laufschritt begab er sich zu den Stallungen von St. Erth. Langsam ging Philippa auf ihren Vater zu, der ihrem Mann in ungläubiger

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