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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Verwalterin.«
    »Damit Graelam mich schallend auslacht, wie? Nein, aber du kannst als meine Geliebte auftreten. Da du jetzt wieder ganz nett aussiehst, wäre es glaubwürdig. Ist dir das recht?«
    »Habt Ihr denn keine Angst, daß ich Lord Graelam bitten könnte, mich zu meinem Vater zurückzubringen? Oder ihm sage, daß Ihr ein Dieb und elender Schurke seid?«
    »Warum sollte ich davor Angst haben? Du willst doch gar nicht zu deinem Vater zurück. Vergiß nicht, wer dich dort mit ausgebreiteten Armen und übelriechendem Atem erwartet: der alte Kröterich William de Bridgport!«
    Das war leider wahr, verdammt noch mal. »Ich könnte den Lord ja bitten, mich zu seinem Vasall Sir Walter zu schicken. Da ich dessen Kusine bin, ist das wohl verständlich.«
    »Ja, das könnte er wohl tun, aber es würde mir sehr gegen den Strich gehen. Und Sir Walter würde dich nicht mal gut behandeln. Er ist nicht der Mann, für den du ihn hältst.«
    »Selbstverständlich würde er mich gut behandeln! Ich bin doch seine Kusine, eine nahe Verwandte. Eure Geliebte will ich jedenfalls nicht sein.«
    Er fuhr ihr mit den Fingerspitzen leicht über die Wange. »Willst du mich in Teufels Namen umgarnen, Philippa?«
    Dann machte er auf dem nackten Fuß kehrt und ging davon. Eigentlich hätte er barfuß und in der häßlichen braunen Decke lächerlich wirken müssen. Doch das war nicht der Fall.
    Etwas langsamer folgte ihm Philippa. Sie sah neugierige Gesichter, hörte Gelächter und war sich bewußt, daß man sie heimlich beim Bad mit Dienwald beobachtet hatte. War man denn in dieser verwünschten Burg nirgends allein?
    Wie konnte Dienwald sie auffordern, Kassia gegenüberzutreten? Der Frau, die ihm das Leben gerettet hatte, die so überaus rein und ohne Arg war, der Inbegriff der Vollkommenheit!
    Sie ging die Treppe zu den Wohnräumen hinauf und schloß sich in Dienwalds Zimmer ein. Er war vor ihr hier gewesen, aber inzwischen schon wieder fort. Seine Decke lag zerknüllt auf den Binsen. Sie machte sich Gedanken um sein Aussehen. Hätte sie ihm doch schon den Waffenrock ausgehändigt, den sie für ihn genäht hatte! Der war genauso vornehm wie der Lord Graelams, den die schöne Kassia für ihn geschneidert hatte.
    Dienwald war indessen im großen Saal angelangt. In abgetragenem Waffenrock und Hose, die sich aus dem ursprünglichen Grau zu einem schmutzigen Gallegrün verfärbt hatten, begrüßte er seine Gäste.
    Graelam und Kassia hatten sich mit Northbert und Crooky unterhalten und taten sich an Bier und dem frischen Käse von St. Erth gütlich.
    Kaum war Dienwald bei ihnen aufgetaucht, da fragte ihn Graelam ohne jede Vorrede: »Wo ist mein Wein, du Hurensohn?«
    Dienwald sah ihn verständnislos an. »Dein Wein? Was für ein Wein? Das hier ist kein Wein, sondern Bier, nach eigenem Rezept gebraut. Ich hätte euch ja gern Wein angeboten, aber ich habe keinen. Ich habe nur Bier und kein Geld, um Wein zu kaufen. Bei Gott, Graelam, wenn ich meinen Gedärmen mal etwas Gutes antun will, komme ich doch immer nach Wolffeton.«
    Graelams dunkle Augen verengten sich argwöhnisch. »Wenn es deinen Zwecken dient, kannst du ganz überzeugend lügen.«
    Dienwald erhob die Stimme. »Von was für einem verflixten Wein ist denn hier die Rede?«
    Kassia lachte. »Erinnert Ihr Euch nicht mehr an Eure Wette mit meinem Lord? An den Wein aus Aquitanien, den mein Vater uns mit dem Schiff geschickt hat? Das Schiff ist auf dem Felsen gestrandet und die gesamte Ladung verschwunden. Und Ihr wollt den Wein nicht gestohlen haben?«
    »Selbstverständlich nicht. Seid Ihr sicher, daß Euer wundervoller Lord das nicht selber getan hat, Kassia? Er befürchtete, die Wette zu verlieren, und wußte nicht mehr, was er sonst tun sollte, um aus der Sache herauszukommen.«
    »Nein, versuche jetzt nicht, sie auf deine Seite zu ziehen, du verschlagener Schuft!«
    Kassia lachte. »Nun seid mal beide still! Es ist jetzt doch wohl klar, daß es ein anderer Schurke gewesen sein muß, der den Wein gestohlen hat, my Lord. Trinkt das Bier und laßt die Wette vergessen sein!«
    »Aber wer?« fragte Dienwald.
    »Roland ist wieder in Cornwall«, sagte Graelam.
    »Kaum zu glauben. Roland de Tournay! Der ist wieder hier?«
    »Ja. Ich erfuhr es von einem Kesselflicker, der die Runde durch ganz Cornwall gemacht hat.«
    »Ach, der Kesselflicker. Es ist gar nicht lange her, da war er auch hier. Aber leider in meiner Abwesenheit.« Um so bedauerlicher, dachte Dienwald, daß der Kerl nicht noch

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