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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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einmal bei mir eingekehrt ist. Ein schmales blaßgelbes Band, passend zu Philippas Haarfarbe, würde ihr wunderbar stehen.
    »Es scheint, daß Roland ihn angehalten, ihn in sein Lager im Wald von Fentonladock gebracht und ihm aufgetragen hat, mir zu berichten, daß er nach Wolffeton kommen wird. Ich frage mich, was er von mir will. Du und Roland, ihr seid doch zusammen aufgewachsen, nicht wahr? Bei Graf Charles Massey auf Burg Bauderleigh?«
    »Ja, das stimmt. Der alte Charles war ein echter Teufel, gemein, böse und hart. Aber wir haben es beide überstanden, indem wir genauso gemein, böse und hart wurden. Von Roland habe ich seit fünf Jahren nichts mehr gehört.«
    »Er hat wie ich mit Edward den Kreuzzug mitgemacht.«
    »Ich bin neugierig, wie es ihm geht und was er von dir will.«
    »Ich soll ihn in zwei Wochen in Wolffeton erwarten. Dann will er mir alles erklären. Ich habe erfahren, daß er im Heiligen Land für Edward als Kundschafter tätig war. Er hat sich als Moslem ausgegeben. Niemand kam dahinter, daß er in Wirklichkeit Engländer war. So soll er sogar mit dem Sultan eng befreundet gewesen sein.« »Nun ja, er hat einen dunklen Teint und sieht wirklich wie ein Heide aus.«
    »Ja, und seine Augen sind so schwarz wie die eines fanatischen Priesters und seine Zunge glatt wie die einer Natter.«
    Ohne zu überlegen, platzte Dienwald heraus. »Ich würde ihn gern Wiedersehen. Vielleicht könnte ich die Dirne mitnehmen. Es würde ihr Spaß machen ...« Er brach ab und hätte sich selbst in den Po beißen können, daß er das gesagt hatte.
    Graelam konnte, wenn er wollte, recht scharfsinnig sein. »Wer ist die Dirne, Dienwald?« fragte er freundlich. »Du meinst die, die auf dir lag, als wir kamen, nicht wahr? Habt ihr miteinander im Schlamm rumgespielt?«
    »Ja.«
    »Nichts weiter? Keine Erläuterungen? Hat sie inzwischen gebadet? Wo ist sie jetzt?«
    »Sie hat nichts anzuziehen, keinen Faden auf dem Leib. Nur das dreckige alte Kleid - es stammt von meiner ersten Frau. Weiter ist keines mehr vorhanden. Jetzt hat die Dirne nur noch eine Decke, um ihre Blößen zu bedecken, und hält sich in meinem Schlafzimmer auf.«
    Kassia mischte sich ein. »Diese Dirne - wie heißt sie?«
    »Morgan«, sagte Dienwald, ohne zu stocken. »Sie heißt Morgan und ist meine Geliebte.«
    »Sie ist eine Leibeigene?«
    Er schüttelte erst heftig den Kopf, sagte dann aber: »Ja.«
    Graelam brummte: »Was geht hier vor, Dienwald? Versuche nicht, mich anzulügen! Ich durchschaue dich doch.«
    Wieder mischte Kassia sich ein. »Morgan - ein seltener Name. Aber gut, ich werde zu ihr gehen. Ich habe zwar keine anderen Sachen mit, aber ich kann ihr ein Kleid und anderes schicken lassen.«
    »Sie ist so lang wie ein Maibaum, eine echte Riesin. Ihr würde keines Eurer Kleider passen.«
    Kassia sah ihn nur drohend an, hob ihren feingewebten zartrosafarbenen Rock an, fuhr glättend über die Ärmel des dünnen weißen Überrocks und ging langsam aus dem großen Saal. Erst jetzt sah Dienwald, daß sie schwanger war.
    Ihm wurde bang. Er wandte sich Graelam zu, und sein Freund nickte bestätigend.
    »Ich passe so gut auf sie auf, wie ich kann. Sie ist so klein, und ihr
    Leib ist schon so geschwollen. Sie wollte aber unbedingt heute nach St. Erth mitkommen. Auf Wolffeton langweilt sie sich. Die Frauen lassen es nicht zu, daß sie in der Burg noch einen Handschlag selber tut. Deshalb konnte ich es ihr nicht abschlagen. Untätig zu sein liegt ihr nicht.«
    »Wann wird das Kind erwartet?«
    »Nicht vor Juni. Bis dahin werde ich noch tausend Tode sterben.« Graelam fluchte gräßlich.
    Dienwald sagte nachdenklich: »Sie scheint aber guter Dinge zu sein, und sie sieht zum Anbeißen aus.«
    »Das stimmt«, sagte Graelam und leerte seinen Krug. »Übrigens sprich nicht in einem Ton von meiner Frau, als wärst du ihr Geliebter! Das ärgert mich. Hör zu, ist es wirklich wahr, daß du den Wein, den Kassias Vater uns geschickt hat, nicht gestohlen hast? Du warst es nicht, der das Schiff mit falschen Lichtzeichen auf den Klippen stranden ließ?«
    »Ich wünschte, ich wäre auf diese Idee gekommen«, sagte Dienwald mit echtem Bedauern.
    »Dann war es Roland«, sagte Graelam voller Befriedigung über seinen scharfsinnigen Schluß. »Für diese Unverschämtheit werde ich ihm mindestens zwei Rippen brechen.«
    »Das würde ich gern mitansehen«, sagte Dienwald.
    Langsam erklomm Kassia die Treppe zu den Wohnräumen. Dabei hielt sie sich vorsorglich am Geländer

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