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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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um die Taille. Er trug seinen neuen Waffenrock...
    Dienwald hatte noch keine Ahnung, was er mit ihr machen sollte. Manchmal hatte er den unsinnigen Wunsch, sie wieder und wieder zu nehmen, bis er genug von ihr hätte. Und diese Momente kamen in letzter Zeit immer häufiger.
    Fluchend stieß er seinem Hengst Philbo kräftig die Absätze in die Weichen. Das Pferd schnaubte und galoppierte an. Überrascht tat es ihm Northbert nach. Auch sein Zelter fiel in einen leichten Galopp. Eldwin setzte sich links neben Dienwald.
    Noch immer spürte Dienwald ihren süßen fraulichen Duft um sich wehen, gepaart mit dem Geruch nach Levkojenessenz.
    Die Dirne hatte ihn behext und erobert. Diese arglose Sirene - er hätte sie verfluchen können. In der vergangenen Nacht war er nahe daran gewesen, ihr die Jungfernschaft zu rauben. Und er konnte sich nicht einmal damit entschuldigen, zu viel Bier getrunken zu haben. Als er mit Graelam beim Schach saß, hatte er an sie gedacht, war aufgesprungen und hatte Graelam mit der noch nicht entschiedenen Partie allein gelassen. Und er hätte Philippa genommen, wenn sie nicht plötzlich aufgewacht wäre.
    Was sollte er mit der verdammten Dirne machen? Er dachte daran, wie sein Sohn heute stolz in seinen neuen Kleidern umherstolziert war. Edmund hatte sich auch kaum darüber beklagt, daß er bei Pater Cramble Unterricht nehmen mußte.
    Die Dirne war dabei, St. Erth zu übernehmen. Überall spürte er ihren Einfluß. Es war verwirrend und ärgerlich.
    Northbert riß ihn aus seinen melancholischen Gedanken. »Was erwartet Ihr eigentlich zu finden, Herr?«
    »Wir haben uns neulich nicht richtig umgesehen. Wir haben nur die Toten begraben und sind dann gleich nach St. Erth zurückgekehrt. Ich will nach Beweisen dafür suchen, daß Sir Walter die Brandstiftung und die Morde angeordnet hat. Vielleicht finden wir auch jemand, der ihn gesehen oder einen seiner Männer erkannt hat.«
    Einige Meilen später fragte Northbert: »Warum schlagen wir diesen bösartigen Schweinehund nicht einfach tot? Ihr wißt genau wie wir alle, daß er dafür verantwortlich war. Tötet ihn!«
    Dienwald schüttelte den Kopf. Nein, es ging ihm darum, sich Graelams Vertrauen und Freundschaft zu erhalten. »Lord Graelam will Beweise sehen. Dann können wir uns immer noch beraten, wer dem Schweinehund die Eingeweide herausreißt.«
    »Aha«, sagte Northbert. »Lord Graelam spielt also mit. Das finde ich gut.«
    Am späten Nachmittag erreichten sie die südlichen Ländereien von St. Erth. Die Felder waren verödet. Man sah nur noch brandgeschwärzte Ruinen. Gelegentlich krähte ein Hahn. Noch immer stieg der Rauch aus den niedergebrannten Hütten. Einige wenige Bauern stocherten mit Schaufeln in den verbrannten Trümmern. Dienwald hielt an und stellte ihnen Fragen.
    Philippa langweilte sich. Inzwischen machte sie sich Sorgen.
    Sie bezweifelte nicht mehr, daß ihr Vetter Walter ein schlimmer Verbrecher war. Sie wünschte nur, sie hätte etwas, womit sie sich beschäftigen könnte.
    An diesem Nachmittag trug sie ihr neues Kleid, in dem sie sehr stolz und sehr hübsch aussah. Die alte Agnes sagte, nun wirke sie ganz wie eine echte Herrin. Gorkel warf einen Blick auf sie, und ein Grinsen erschien auf seinen schrecklichen Zügen. Ihr Haar hatte sie mit einem schmalen Wollband zusammengebunden. Crooky schien sich in seinen neuen Kleidern, die noch völlig sauber waren, mehr denn je zum Dichten und Singen aufgelegt zu fühlen. Philippa befürchtete das Schlimmste. Es ließ auch nicht lange auf sich warten.
    »Die liebliche Maid, die nicht Mary heißt,
    Hat für alle die Kleider genäht.
    Unserem edlen Lord, der die Wolle geraubt,
    Hat sie gänzlich den Kopf verdreht.
    Er küßt sie und trägt ihren Waffenrock nun
    Und fragt sich: Was soll ich jetzt tun?«
    Philippa spendete lauten Beifall, und die Bediensteten im Saal schlossen sich schnell an. »Es hat sich ja wirklich gereimt«, sagte sie. »Doch dein Gefühlsüberschwang tut dem Herrn unrecht.«
    Crooky, der neuerdings zur Selbstkritik neigte, antwortete: »Nein, Herrin, das Lied war furchtbar. Ich muß es verbessern. Ja, ich muß meine schweifenden Gedanken zügeln und glätten, um Euer Ohr zu erfreuen.«
    Doch Philippa sagte: »Jedenfalls hast du mir für ein paar Augenblicke das Herz leichter gemacht, Crooky. Ich danke dir. Aber du mußt mir noch sagen, wann der Herr zurückkommt.«
    »Das weiß keiner«, antwortete für ihn Gorkel. »Er ist zur Südgrenze geritten.«
    Philippa ging

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