Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Abwechslung, dann ist er ein blöder Kerl, ein Esel. Mein Vater weiß alles. Is' ja ... das ist es ja, warum er mit dir nicht so umgehen tut wie mit den anderen. Sonst müßte er sich nämlich schämen. Vielleicht hat er auch Sorge, daß er dich dann heiraten müßte. Ist dein Vater ein mächtiger Lord?«
    »Ein sehr mächtiger Lord«, sagte Philippa. »Und sehr stark. Und er kann ganz furchtbar gemein sein und ...«
    In diesem Augenblick schnalzte Edmund mit der Zunge und zog am Zügel seines Ponys. »Guck mal da, Philippa! Da kommen Männer, und die reiten genau auf uns zu!«

15
    Jetzt sah auch Philippa die Männer kommen. Ihr Herz sank. Sie ritten schnell, und selbst aus der Entfernung war ihre Entschlossenheit zu spüren. Wer waren sie?
    »Dein Vater, Edmund?«
    »Nein. Vater, Northbert und Eldwin würde ich an ihren Pferden erkennen. Ich weiß nicht, wer sie sind. Wir müssen fliehen, Philippa.«
    Einer ihrer Begleiter, Ellis mit Namen, sagte in großer Besorgnis zu Philippa: »Es sind zu viele, Herrin. Reitet zurück nach Erth! Wir können ihnen nicht standhalten.«
    Wortlos warf Philippa die Stute herum und drückte ihr die nackten Fersen in die Seiten. Ihr war klar, daß Edmunds Pony das Tempo nicht lange durchhalten würde. Die Verfolger kamen immer näher. Die Hufe ihrer Pferde wirbelten den Staub in die klare Luft. Wer waren sie?
    Aber das war nebensächlich. Philippa senkte den Kopf und trieb ihr Pferd zu schnellerer Gangart an. Daisy war stark und ausdauernd. Mit einem Zügelruck lenkte sie die Stute an Edmunds Seite.
    Sir Walter de Grasse sah vor sich die fliehenden Männer, die das Mädchen und den Knaben schützend in die Mitte genommen hatten. Er ritt einen feurigen Araber, den kein anderes Pferd abhängen konnte, schon gar nicht Philippas Stute. Auf die übrigen Leute kam es ihm nicht an. Walter war höchst zufrieden. Endlich war ihm nach langem Planen und noch längerem Warten das Glück hold. Endlich war er ihr begegnet, und dieser Hurensohn Dienwald war nicht bei ihr. Der war gerade damit beschäftigt, jeden Stein auf seinen niedergebrannten Ländereien im Süden umzudrehen. Aber er würde nichts finden, denn Walter hatte nur Tote hinterlassen.
    Er gab dem Araber die Sporen. Wenn Philippa wüßte, daß er es war, ihr eigener Vetter, der sie verfolgte, würde sie ihm zuwinken und Dienwalds Männern zu entkommen versuchen. Er fragte sich, wer wohl der kleine Junge auf dem überanstrengten Pony sein mochte.
    Aus dieser Entfernung konnte er nur ihre wild flatternden schönen Haare und ihre schlanke Gestalt erkennen. Das genügte ihm schon. Selbst wenn sie keinen einzigen Zahn mehr hätte, würde er sie doch stärker begehren als jede andere Frau. Denn sie war des Königs Tochter, und bald würde sie seine Frau sein. Er dachte an St. Erth. In Jahresfrist spätestens würde ihm die Burg gehören, daran gab es keinen Zweifel. Wie könnte König Edward seinem Schwiegersohn die Burg verweigern, die Dienwalds hinterlistiger Vater seinem Vater geraubt hatte?
    Philippa hörte hinter sich die Pferde der Verfolger. Sie waren schon ganz nahe. Damit war alles verloren. Denn sie befanden sich noch gut zwei Meilen von St. Erth entfernt. Und nirgends Hilfe in Sicht! Sie warf einen Blick auf Ellis. Sein Gesicht war von hilfloser Wut verzerrt. Sie ritten wie die Wilden, die Flanken ihrer Pferde waren schweißbedeckt. Dann sah sie, daß Edmunds Pony ins Straucheln geriet. Sie handelte blitzschnell, ritt dicht an ihn heran, ließ die verknoteten Zügel los und bekam Edmund in dem Augenblick zu packen, als das Pony unter ihm zusammenbrach. Es gelang ihr, ihn auf Daisys Rücken zu heben. »Mein Pony!« schrie er.
    Sie gab sich alle Mühe, ihn zu beruhigen. »Das Pony findet auch allein den Weg nach St. Erth zurück. Jetzt müssen wir an uns selber denken und nicht an das Pony.«
    Edmund blieb still, aber er atmete schnell und stoßweise, und ein Schauder durchlief seinen Körper. Das kleine Gesicht war blaß und tiefernst.
    Sie zog ihn an sich und trieb die Stute noch schärfer an.
    Plötzlich stieß Ellis einen rauhen Laut aus und als Philippa zu ihm hinschaute, steckte ihm ein Pfeil tief zwischen den Schulterblättern. Der gefiederte Schaft wippte noch unter der Wucht des Anpralls. Ellis sackte nach vom und glitt dann seitwärts aus dem Sattel, einen Fuß noch im Steigbügel. So wurde er von dem durchgehenden Pferd mitgeschleift. Blut sprudelte ihm aus dem Rücken. Philippa wollte Edmund die Hand vor die Augen halten.

Weitere Kostenlose Bücher