Die Stimme der Jägerin (German Edition)
mit dem gleichen Verlangen ansah, das er empfand. Er suchte nach irgendeinem verfluchten Vorwand, um sie noch einmal zu berühren. Scheiße. Schnell machte er auf dem Absatz kehrt und durchschritt den winzigen Flur in Richtung Bettnische, bis er außerhalb ihrer Sichtweite war.
»Ich bin Friedenswächter beim Tribunal der Alten Völker«, sagte er. Er riss sich das Laken von der Hüfte, knüllte es zusammen und warf es aufs Bett.
»Du bist bei der Polizei vom Tribunal der Alten Völker? Das sind Eliteposten.«
Himmelherrgottnochmal, allein beim Klang ihrer Stimme zuckte sein Schwanz heftig. »Ich habe dort keinen hohen Rang. Das hier sollte eigentlich nur ein unbedeutender Auftrag sein.«
»Der mit der Mine zu tun hat.«
Er legte die Hand an seine Erektion, dachte daran, dass sie nur ein paar Schritte entfernt saß, und vielleicht war seine Hand ein wenig verrutscht und er hatte sich ein- oder dreimal gestreichelt.
Na klar. Sich einen runterzuholen, während er mit ihr sprach und sie nichts davon mitbekam, das war so dermaßen daneben. Und außerdem hatte es nichts mit den größeren Problemen zu tun, die sie in die Hand nehmen mussten. Sozusagen. Er drehte sich um und ließ sich nach vorn fallen, bis seine Stirn mit einem hörbaren
Rums
gegen die Wand stieß.
»Alles okay mit dir?«, fragte Claudia.
»Ja, klar«, sagte er heiser. »Ich muss mir diesen Geruch nach Desinfektionsmittel abduschen. Dauert nur eine Sekunde.«
Er huschte in das Liliputaner-Bad, drehte das kalte Wasser auf und stieg unter die Dusche. Der Schock der kalten Brause war wie ein Schlag in die Magengrube und genau das, was er brauchte. Nach neunzig Sekunden und flüchtigem Kontakt mit der Seife kam er wieder heraus, trocknete sich ab und stieg in die Jogginghose. Sie lag überall sehr eng an, spannte über den Oberschenkeln und seinem Hintern und saß extrem fest am Becken, aber immerhin bot sie ein Mindestmaß an Verhüllung.
Als er diesmal in den Wohnbereich zurückkam, fiel Claudias Blick auf einen tieferen Punkt als seine Brust. Für einen winzigen Augenblick sah sie wieder bestürzt aus, und er hätte schwören können, dass ein Hauch von Farbe über ihre Wangen gehuscht war.
Lass es
sein
, sagte er streng zu seinem Schwanz.
Und dieses Mal, o Wunder, hörte sein Schwanz auf ihn.
Claudia senkte den Kopf und rieb sich den Nacken. Dann sah sie ihn von unten herauf mit ruhigem, gelassenem Blick an. Verdammt, diese Frau hatte ihre Gefühle im Griff. Würde er alles an ihr auf so verrückte Art scharf finden?
»Luis, wir müssen über den unsichtbaren Elefanten in diesem Wohnwagen reden, für den ist hier nämlich kein Platz«, sagte sie.
Das klang, als könnte es der Auftakt zu einer Abfuhr sein. Ganz sicher war er nicht, denn er hatte noch nie auf der Empfängerseite einer Abfuhr gestanden. Er beschloss, auch diesmal nichts in Empfang zu nehmen, sondern zum Angriff überzugehen.
»Ich weiß«, sagte er. »Ich fühle mich wahnsinnig zu dir hingezogen, aber wir haben keine Zeit dafür, und im Augenblick ist es unangebracht.«
Er hatte sie überrascht. Ihre glatten Augenbrauen hoben sich. »Das ist es allerdings.«
»Da wir im Moment über wichtigere Dinge nachdenken müssen, sollten wir dieses Gesprächsthema auf später verschieben.« Er konnte nicht widerstehen, sie noch einmal zu berühren, und legte eine Hand auf ihre Schulter.
Sie wandte den Kopf, sah erst auf seine Hand, dann hinauf zu ihm. Als sich ihr Blick hob, schoss sein Kopf hinab, und er küsste diese kluge, starke Frau. Sein ganzes Verlangen nach ihr legte er in diesen Kuss. Schnell erkundete sein Mund die Textur und Form ihrer Lippen. Er konnte spüren, wie ihr der Schreck über seine Berührung durch den Körper fuhr. Ihre Lippen bewegten sich unter seinen, entweder um ihn zu beschimpfen oder um seinen Kuss zu erwidern, und es war so verdammt heiß, sich auf diesem schmalen Grat zu bewegen. Schwer atmend zog er sich ein winziges Stück zurück und sagte heiser: »Reden wir also später darüber.«
Dunkle Röte färbte ihre ebenmäßige Haut. »Luis«, sagte sie mit tiefer Stimme. Eine Warnung, die er nur zu gern ignoriert hätte. Wäre es nicht herrlich, wenn sich herausstellte, dass sie eine Nummer zu groß für ihn war? Dass er sich für sie mehr anstrengen und mehr leisten musste als je zuvor?
»Kommen wir also wieder zu der Sache, die wir in die Hand nehmen müssen.«
Da war sie wieder, die Hand. Ehrlich, jemand sollte ihm kräftig eins über den Schädel
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