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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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vereinbarten Belohnung kassiert hatte, würde die Burg ihm gehören. Bei allen Heiligen, wenn er es doch schon hinter sich hätte und dort wäre, um seine eigenen Felder zu bestellen, seine eigenen Mauern auszubessern und seine eigenen Scheunen zu füllen!
    Ungeduldig wartete er auf den Grafen und Daria. Den Messetext kannte er jetzt zum großen Teil auswendig, obwohl das keine große Rolle spielte. Edmond von Clare konnte ja kein Latein. Er sprach die Antwortformeln nur wie ein Papagei nach. Roland hatte das von dem früheren Priester erfahren, einem fetten Kerl, der froh war, einen Beutel Geld von ihm zu erhalten, damit er Tyberton und seinem fanatischen Besitzer entrinnen konnte. Die übrigen Bewohner der Burg konnten kaum richtig englisch sprechen.
    Das Mädchen Daria traf als erste in der Kapelle ein. Sie war warm angezogen und trug einen dicken Wollmantel über dem Kleid. Den Kopf hatte sie mit einem weichen, weißen Schleier verhüllt. Er sah sie scharf an, bis sie endlich den Blick zu ihm hob. In ihren Zügen prägte sich deutlich ihre Unsicherheit aus. Blankes Erstaunen war in ihren Augen. Und wieder sah sie ihn mit diesem seltsamen Blick an. Er wollte gerade etwas zu ihr sagen, als Edmond von Clare hereinkam. Der Graf bot Daria den Arm und führte sie zur vordersten Bank, dem Altar und dem Priester gegenüber.
    »Pater«, sagte er mit leiser, wohltönender und außerordentlich respektvoller Stimme. Roland nickte mit gütiger Miene. »Setzt euch, meine Kinder, und laßt uns des Herrn Güte preisen und seine Wohltaten in andächtiger Frömmigkeit loben.« Er schlug das Kreuz und betrachtete seine beiden Gläubigen mit freundlicher Milde. Sobald sie Platz genommen hatten, begann er mit leiser Stimme in fließendem Latein:
    »Nos autem gloriari oported in cruce Domini nostri Jesu Christi: in quo est salus, vita et resurrectio nostra: per quem salvati et liberati sumus.«
    Daria spürte, wie die reinen, süßen lateinischen Töne in sie eindrangen. Es klang trostreich, wie er sie mit schönem Gefühl und mit Betonung sprach. Demnach war er gebildet, denn er verstand den Sinn der Worte. Im Geist übersetzte sie den Spruch.
    »Doch es obliegt uns, das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus anzubeten, denn es verheißt uns Heil, Leben und Auferstehung, es ist unsere Rettung und Befreiung ...« »Alleluia, alleluia. Deus misereatur nostri, et benedicat nobis: illuminet vultum suum super nos, et misereatur nostri. Gloria Patri.«
    Sie klangen schön, die Worte und seine Stimme. Sie konnte den Blick nicht von seinem Gesicht wenden, diesem schönen Gesicht, das in diesem Augenblick nicht das Gesicht eines Menschen war, sondern das Angesicht Gottes, das Gottes Worte sprach. Seine Handbewegungen fesselten sie nahezu wie in Trance. »Halleluja, Halleluja. Möge der Herr uns gnädig sein und uns seinen Segen geben, möge er sein Angesicht leuchten lassen über uns und uns seiner Gnade teilhaftig sein lassen. Ehre sei Gott in der Höhe.«
    »Hoc enim sentite in vobis, quod erat in Jesu Christo: Qui cum in forma Dei esset, non rapinam arbitratus est esse se aequalem Deo: sed semetipsum ...«
    »Laß diesen Geist in Deinem, der auch in Jesus Christus war, der als Gottes Sohn es nicht für Anmaßung hielt, gottgleich zu sein, sondern sich ausleerte...«
    Pater Corinthian machte eine merkwürdige Pause und fuhr dann leiser und schneller fort:
    »Neque auribus neque oculie satis consto ...«
    Daria riß den Kopf hoch und schaute ihn an. Dennoch wiederholte er:
    »Neque auribus neque oculie satis consto...«
    Nein, das war doch nicht möglich! Und doch hatte sie die Worte genau verstanden. Zum zweitenmal hatte er auf lateinisch gesagt: »Ich verliere mein Augenlicht und werde taub.«
    »Hostis in cervicibus alicuinus est...«
    Sie sagte es flüsternd auf englisch: »Der Feind ist uns auf den Fersen.«
    »Nihil tibi a me postulanti recusabo ... Optate mihi contingunt...
    Quid di me fiet? ... Naves ex porta solvunt... Nostri circiter centum ceciderunt... Dulce lignanum, dulces clavos, dulcia ferens pondera: quae sola fuisti digna sustinere regem caelorum et Domininum. Alleluia.
    »Ich verweigere dir nichts ... Meine Wünsche werden erfüllt... Was soll aus mir werden? ... Die Schiffe segeln aus dem Hafen ... Etwa 100 unserer Leute fielen ... Süßes Holz, süße Nägel, ihr tragt ein süßes Gewicht, ihr allein seid wert, den König des Himmels und den Herrn zu tragen. Halleluja.«
    Daria bot ein Bild des Erstaunens und der

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