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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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regnen, und in diesen kurzen zauberhaften Minuten schimmerte der Himmel in einem sanften, weichen Rosa. Er wollte gerade Daria wecken, als sie auf englisch zu ihm sagte: »Ich kenne Euch, kenne Euch in tiefster Seele. Es ist seltsam und flößt mir Angst ein, und dennoch ist es ein wundervolles Gefühl.«
    Sie hatte im Traum gesprochen, aber er verstand nicht, was gemeint war, und instinktiv scheute er davor zurück, danach zu fragen.
    Sie aßen Brot und Käse und tranken den Rest des Warmbiers. Bald danach verließen sie, nun wieder warm und trocken, die Höhle.
    Sie ritten durch Dickicht und Lichtungen, vorbei an verkrümmten, mit Flechten bewachsenen Eichen, an moosbewachsenen Felsblöcken und an nacktem Gestein.
    Roland lehrte sie weiterhin Walisisch. Einen Augenblick war er neidisch auf ihr Talent. Doch dann mußte er über seine Eitelkeit lächeln. Es war gut, daß sie dieses Talent besaß. Denn nun konnte sie wenigstens etwas sagen, wenn sie Walisern begegneten, was irgendwann einmal geschehen würde.
    Es kam aber so, daß sie den Walisern eher begegneten, als Roland es gewünscht hätte.

5
    Roland zeigte auf einen Wasserlauf. »Apon - Fluß.« Danach: »Aber -Flußmündung.«
    Eifrig wiederholte Daria die Worte. Dann klopfte sie Roland auf die Schulter und deutete mit dem Kopf nach links. »Allt«, sagte sie. »Bewaldeter Hügel.«
    Er drehte sich im Sattel um und griente sie an. »Ihr seid sehr gut.« »Muß ich immer noch den Taubstummen spielen?«
    »Vorläufig halte ich es für das klügste. Ihr müßt Geduld haben, Daria.« Er wünschte, er wüßte aus persönlicher Kenntnis, daß Ralph von Colchester ein Ehrenmann war. Doch in seinem Herzen war Roland klar, daß ihr Onkel sie nur mit ihm verheiraten wollte, um seinen Besitz zu vergrößern. Damon Le Mark wäre es egal, wenn Colchester schon zwölfmal verheiratet gewesen wäre und alle seine Frauen ermordet hätte.
    Am Flußufer zügelte er Cantor und ließ das Tier von dem klaren Wasser trinken. »Würdet Ihr Euch gern die Füße vertreten?«
    Mit dankbarem Lächeln glitt sie von Cantors Rücken. »Seht nur, welche Farben das Sonnenlicht den Ahornblättern verleiht! Es ist wunderschön.«
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust und lief auf der kleinen Wiese umher. »Glyn«, rief sie und zeigte auf süß duftendes Geißblatt, »fflur! Dies ist das Symbol der Treue, wißt Ihr, und der Efeu dort das Sinnbild der Dauer. Ach, könnten wir doch für immer hierbleiben!«
    »Wartet es nur ab! Spätestens in einer Stunde regnet es wieder. Sobald Ihr naß und elend kalt seid, werdet Ihr rasch andere Wünsche haben.«
    Sie winkte ab. »Der Stechginster drüben behütet uns vor Dämonen und vielleicht auch vor Dauerregen. Wir müssen es uns nur stark genug wünschen.«
    Doch Roland hatte im Augenblick nur einen einzigen Wunsch. Er wollte den Rest seiner Belohnung haben. Dann würde sein Traum vom eigenen Land und der eigenen Burg in den schönen, grünen Hügeln von Cornwall in Erfüllung gehen. Er sah, wie sie von einem einzelnen Eibenbusch zu einer einsamen Birke lief und dabei ihre walisischen Namen wiederholte. Na schön, das Lernen fiel ihr leicht. Ihm war das ziemlich gleichgültig. Ja, sie war intelligent und lachte gem. Das war ihm genauso gleichgültig. Sein Blick fiel auf ihren Mund und wanderte weiter zu den Brüsten und Hüften. All das ließ ihn kalt. Sein Zelter stupste mit dem Maul an seine Hand. Roland wischte sich die Hand an der Hose ab und sagte leise zu seinem Pferd: »Du bist mir treu, du hast immer geahnt, was ich wollte, was ich brauchte. Dir würde ich mein Leben anvertrauen, aber keinem anderen, schon gar nicht einer Frau. Nicht einmal, wenn sie hübsch, intelligent und liebevoll ist.«
    »Ihr sprecht mit Eurem Pferd, Sir?« fragte Daria lachend.
    Der Schlamm, mit dem er ihr das Gesicht beschmiert hatte, war längst vom Regen abgewaschen worden. Doch der Reisestaub hatte es erneut schwarzgefärbt - mit echt walisischem Dreck. Sogar ihre glatten weißen Hände waren verschmutzt. Aber wie ein Junge sah sie für ihn immer noch nicht aus.
    »Ja, Cantor ist ziemlich intelligent. Er hat mir gerade gesagt, daß es Zeit zum Mittagessen ist. Doch leider sind unsere Vorräte erschöpft. Ich müßte erst auf die Jagd gehen.«
    Sie schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und schüttelte voll Bedauern den Kopf. »Nein, so hungrig bin ich nicht, Roland, wirklich nicht. Können wir nicht noch den ganzen Nachmittag weiterreiten? Könnt Ihr nicht

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