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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ausbrechen, weil Ihr zu ungeduldig seid, ihnen zuzuhören.«
    »Wer bist du, du elender, unverschämter Kerl?« brüllte der König ihn an und erhob sich zu voller Größe. Zu seinem Erstaunen verfiel der Bettler keineswegs in zitternde Angst. Ja, er wich nicht mal erschrocken einen Schritt zurück.
    Plötzlich richtete der Bettler sich ebenfalls auf und riß sich allerlei Maskenteile vom Gesicht. Der König sog scharf die Luft ein, denn dieser scheußliche Anblick verschlug ihm die Sprache.
    Doch dann stand groß, schlank und stolz Roland vor ihm. Der Ritter fuhr sich mit dem Handrücken über die Zähne. Danach war sein Gebiß schneeweiß, aber dafür war seine Hand schwarz. Der König schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist doch nicht zu glauben! Dabei weiß ich doch, wie gut Ihr Euch aufs Verkleiden versteht. Mein Gott, Roland, wie sehr habt Ihr mir gefehlt!«
    Er umarmte ihn, ließ ihn aber schnell wieder los und trat zurück. »Bei St. Andreas' Knien, Ihr braucht wirklich dringend ein Bad!«
    »Ja, das kommt vom Schafskot und ähnlichem Dreck. Ich werde mich auf Abstand von Eurer geweihten Person halten. Aber bevor ich bade, muß ich Euch um einen Gefallen bitten. Habt Ihr Zeit, Euch meine Bitte anzuhören, Sire?«
    »Robbie hat sein Wort verpfändet, daß Ihr ein Bettler seid, den der König sich anhören sollte. Und doch, Roland, wenn ich es nun nicht tue?«
    »Nun, dann würde ich Euch von meinen Abenteuern in Paris erzählen, wo die Damen mit größter Begeisterung und bewundernswertem Erfindungsreichtum höchst feierliche Riten und Zeremonien an meinem armen Männerkörper vornahmen - das sind tolldreiste Geschichten, Sire.«
    »Ich will sowohl Eure Bitte wie auch einen vollständigen, ungekürzten Bericht Eurer Abenteuer hören.«
    Roland grinste den König an. »Ihr seid die Antwort auf die inständigen Bitten von mir armen Bettler. O mein edler König und Ritter, kommt zu meiner Rettung - oder haltet wenigstens Eure schützende Hand über mich!«
    »Ihr müßt Euch schon deutlicher ausdrücken, Roland«, sagte der König mit dröhnender Stimme. »Nehmt Platz! Robbie, kommt wieder ins Zelt! Ihr müßt mich vor diesem raubgierigen Bettler schützen!«
    »Aber ich stinke doch so, Sire...«
    »Das macht nichts. Bleibt mir drei Schritte vom Leibe, und ich werde auch Euren holden Duft überleben!«

9
    Daria lugte, fast unerträgliche Angst im Herzen, durch das schmale Fenster ihres Zimmers. Vor einer Stunde war der Priester eingetroffen. Voller Ungeduld, die Verbindung im Namen Gottes vollzogen zu sehen und Daria in sein Bett nehmen zu können, hatte der Graf die Trauung noch für diesen Abend festgesetzt.
    Es fiel ihr schwer, sich unterwürfig zu geben. Dennoch fragte sie so sanft, wie sie nur konnte: »Aber der König wollte Euch doch besuchen, Mylord. Erwartet Ihr ihn nicht in Kürze?«
    »Ich habe den Allmächtigen gebeten, daß sich Seine Königliche Majestät Zeit lassen soll. Morgen kann er von mir aus kommen.« Mit einem bedeutsamen Blick auf sie fuhr er fort: »Ich habe mein Versprechen gehalten, Daria. Vergiß nicht, daß ich dich jederzeit hätte nehmen können! Doch ich habe dir bewiesen, daß du mir vertrauen kannst. Du siehst, ich bin ein Ehrenmann. Jetzt hast du keinen Grund mehr, dich gegen mich aufzulehnen.
    Er hatte seinen Schwur gehalten, das mußte sie ihm zugute halten. Sie betete, der König solle jetzt eintreffen. Aber vom Fenster aus war noch niemand zu erblicken. Sie sah nur undurchdringliche Wälder und gewellte Hügelkuppen.
    Der Graf sah sie finster an. »Ich wünsche, daß du dich jetzt anziehst, so wie es sich für die Braut des Grafen von Clare geziemt. Und du wirst lächeln, damit jeder sieht, daß du gehorsam und willig zu mir kommst.«
    Sie nickte. Er warf ihr noch einen durchdringenden Blick zu. Darm packte er sie und zog sie grob an sich. Sein Mund preßte sich auf ihren. Sie fühlte seine gierige feuchte Zunge. Ihr war, als müßte sie ersticken. Endlich ließ er sie los und sagte: »Ich heirate dich, obwohl dein ekelhafter Onkel mir immer noch nicht die Mitgift geschickt hat. Doch das wird dem Betrüger nichts nutzen. Ich werde den König bitten, mir zu verschaffen, was mir zusteht. Dann bekomme ich es auch. Denn nach der Trauung habe ich das Recht auf meiner Seite.«
    Triumphierend rieb er sich die Hände. »Damon Le Mark kann mir nichts anhaben, denn der König wird mir beistehen. Ha, da kann er noch so sehr heulen und jaulen, es nutzt ihm alles nichts. Ja, nun

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