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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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habe ich doch gesiegt. Das tut gut.« Damit machte er kehrt und ließ sie allein.
    Daria schüttelte sich, als wollte sie sich von jedem Gedanken an den Grafen befreien. Und urplötzlich, von einem Augenblick zum anderen, hatte sie das Empfinden, als schärften sich ihre Sinne, und sie war sich sicher, daß etwas im Busch war, daß gleich etwas geschehen würde, das für sie von allergrößter Bedeutung sein würde ... Draußen war allerdings nichts Besonderes zu erkennen. Aber das Gefühl verließ sie nicht, dieses sonderbare Gefühl der Erinnerung, des Wissens, das sie schon mehrmals überkommen hatte.
    Dann erblickte sie ihn. Ein gebeugter alter Mann mit dichten, wirren weißen Haaren schlurfte, in Lumpen gehüllt, zum Burgbrunnen. Er zog ein lahmes linkes Bein nach. Unbändige Freude stieg in ihr auf. Sie flüsterte wieder und wieder seinen Namen. Sie wollte ihn zwingen, zu ihr herzuschauen. Und da tat er es wirklich. Doch sie sah nichts als ein runzliges altes Gesicht. Jetzt lächelte er und entblößte dabei faulige schwarze Zähne.
    Eigentlich konnte das nicht Roland sein. Doch sie wußte ganz sicher, daß er es war, und winkte ihm aufgeregt zu.
    Er aber wandte sich ohne ein Zeichen des Erkennens ab und schlurfte langsam weiter.
    Seine eigene Mutter hätte ihn nicht erkannt, dachte sie lächelnd. Er war also gekommen. Er war ihretwegen gekommen... oder wegen seines Pferdes. Oder vielleicht, wenn sie Glück hatte, um sie beide herauszuholen.
    Wie konnte sie an den zerlumpten alten Bettler herankommen? Wie hatte er es fertiggebracht, daß ihn der Torhüter Arthur eingelassen hatte? Welche List hatte er sich diesmal ausgedacht? Ach, Roland, dachte sie. Und zum erstenmal seit fast zwei Monaten war ihr Schritt wieder leicht und federnd.
    Als sie zum Brunnen kam, war der Alte schon weg. Einfach von der Bildfläche verschwunden. Sie war verzweifelt. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Daria holte tief Atem und drehte sich um. Es war ihr gleich, wenn ihr neues Kleid jetzt so schmutzig wurde wie die zerfetzten Lumpen des Alten. Ihr war jetzt alles gleich. Sie mußte ihn finden!
    Roland stand im Schatten einer Unterkunftsbaracke und sah, wie sie mit schleppendem Schritt in den großen Saal zurückging. Sie hatte ihn auf den ersten Blick erkannt. Es war eigentlich unmöglich, und doch war es so. Sie hatte ihn selbst aus dieser Entfernung sofort erkannt. Es brachte ihn völlig durcheinander - er konnte es nicht verstehen, und er konnte sich damit nicht abfinden. Sein Herz pochte. Sein Leben hing von seiner guten Verkleidung ab. Aber er hatte sie keinen Augenblick täuschen können...
    Um sie weiterhin im Blickfeld zu behalten, bewegte er sich auf das Küchenhaus zu. Einer der Küchenhelfer kam ihm um die Ecke entgegen, und Roland duckte den Kopf tiefer.
    Sie hatte ihn erkannt! Wie war das möglich? Würde sie ihn verraten? Wahrscheinlich nicht. Von Otis, einem der Stallknechte, hatte er erfahren, daß der Graf von Clare sie zur Ehe zwingen wollte. In einer Burg wußten immer alle über alles Bescheid. Er hatte den Leuten den ganzen Tag über heimlich zugehört, und keiner hatte dem alten Bettler Beachtung geschenkt. Clare sollte sie, während er zu einem kriegerischen Unternehmen ausgeritten war, viele Wochen lang in einem Turmzimmer unter Verschluß gehalten haben. Roland fluchte. Wäre er doch schon früher hergekommen! Aber jetzt war es zu spät, sich Vorwürfe zu machen. Heute abend sollte sie mit Clare getraut werden. Der König würde erst morgen auf Tyberton eintreffen. Doch morgen war es für sie alle zu spät.
    Bis dahin hatte Clare sie bereits geheiratet und hatte mit ihr geschlafen. Selbst der König konnte sie ihm dann nicht mehr wegnehmen, weil sie seine rechtmäßige Frau war und er sie entjungfert hatte. Roland konnte sich vorstellen, daß er als Gatte Darias auch irgendwie an die Mitgift herankommen würde. Ob der Graf schon vorher mit ihr geschlafen hatte? Ganz sicher. Was hätte ihn davon abhalten können? Er hatte ja keinen Priester mehr, der ihm das verwehren konnte.
    Wieder fluchte Roland. Sie waren so nahe dran gewesen - beinahe wäre ihnen die Flucht gelungen. Wenn er nicht krank geworden wäre ... Jetzt war sie keine Jungfrau mehr ... durch seine Schuld. Bei dieser Sachlage mußte er seine Pläne völlig ändern. Nun, daran war er gewöhnt. Er konnte rasch umschalten. Diese Fähigkeit hatte ihm schon früher manchmal das Leben gerettet. Vielleicht konnte er Daria doch noch retten.
    Ena war

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