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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hatte. Ihr wissendes Erkennen. Und doch hatten sich seine Verkleidungen immer als narrensicher erwiesen. Andererseits war Daria eben besonders scharfsichtig. Er fesselte die Zofe und schob sie unters Bett. Dann hielt er vor der Zimmertür Wache, bis Daria herauskam. Sie berührte ihn am Arm. »Ich bin bereit.«
    Sie lächelte dabei, und in ihren Augen las er, daß sie ihm bedingungslos vertraute. Aber es lag noch mehr in ihrem Blick. Irgendwie war sie anders geworden ...
    »Tilda, du nimmst den Schleier erst dann ab, wenn der Graf es ausdrücklich verlangt! Hast du verstanden?«
    Das Mädchen nickte. Sie war glücklich! »Vielen Dank, Tilda.« Daria umarmte sie kurz, drehte sich um und nahm Rolands Hand.
    Alle Burgbewohner hielten sich an diesem Tag im Freien auf, denn das Wetter war warm und trocken, und der Graf von Clare hatte so viele Bierfässer und Speisen auffahren lassen, wie die meisten im ganzen Jahre nicht zu sehen bekamen. Laute Zurufe und wilde Späße unterstrichen die fröhliche Stimmung. Der Graf ließ sich jedoch nicht blicken.
    Roland trat so gelassen auf, als wäre er der Papst persönlich. Er schlenderte, Daria im Schlepptau, durch die Menge, knüpfte hier und da ein Gespräch an, was Daria jedesmal heftiges Herzklopfen bereitete, und neckte die Krieger mit spaßhaften Bemerkungen, wie sie zu seiner Rolle als mütterliche alte Frau paßten.
    So kamen sie bis an die Tore. Der Torhüter Arthur grinste über das ganze Gesicht. Einen Bierkrug in der fleischigen Hand, winkte er sie hindurch, ohne sie genauer anzusehen oder ihnen eine Frage zu stellen.
    Daria zog Roland am Ärmel seines Frauengewandes. »Dein Pferd! Cantor!«
    Roland sah sie zornig an. »Psst!«
    Dann waren sie außerhalb der Burgmauern. Roland nahm sie an die Hand und verfiel in schnellen Schritt.
    »Aber Roland, du hast ja Cantor dagelassen.«
    »Nur für kurze Zeit.«
    »Der Graf hat immer gesagt, du würdest kommen, um dir Cantor zu holen, aber nicht meinetwegen. Doch ich habe gebetet, daß du mich auch mitnehmen würdest.«
    »Du hast eben vergessen, daß ich für dich noch viel Geld in Reymerstone zu erwarten habe. Wenn ich deine Hochzeit mit dem Grafen zugelassen hätte, würde ich keinen Penny bekommen.«
    Diese Worte versetzten ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz. »Ich bin also immer noch nichts anderes für dich als eine wertvolle Ware, die du abzuliefern hast und danach vergißt.«
    »Und du hast mich bei diesem anmaßenden Weib Romila meinem elenden Schicksal überlassen. Na, wenigstens hast du mir nicht mein ganzes Geld gestohlen. Sonst hätte ich Romila für ihre Dienste mit meinem armen Körper bezahlen müssen. Sie wollte ja unbedingt, daß ich mit ihr schlafe. Ich mußte sie anflehen, daß sie meine Kleider herausrückt.«
    »Du vergißt, daß ich dich gerettet habe!«
    »Deine Lügengeschichten kannst du mir später erzählen. Jetzt halt den Mund und geh etwas schneller! In dem Wäldchen da vom habe ich ein Pferd versteckt.«
    »Wohin reiten wir?«
    »Natürlich zum König und der Königin von England. Wohin denn sonst?«
    Edward und Eleanor starrten entgeistert die alte Frau an, die an der schmutzigen Hand einen Jungen am Arm hielt.
    »So, hier ist er, Sire! Seit ich ihm gesagt habe, daß der König ihn sehen will, bläht er sich wie ein Pfau.«
    Edward lachte. Die Königin sah ihn nur erstaunt an. »Ich verstehe nicht, Mylord. Soll das ...«
    »Ja«, sagte Edward, »das alte Weib ist unser Roland, und er hat einen Sohn mitgebracht.«
    »Eure Hoheit«, sagte Roland, jetzt nicht mehr mit verstellter Altweiberstimme, »dies ist Daria, die Tochter von James of Fortescue, und Nichte von Damon Le Mark, dem Grafen von Reymerstone. Soeben habe ich die Lady zum zweiten Mal befreit, und ich hoffe inständig, es war auch das letzte Mal. Der Graf von Clare wollte sie liebend gern besitzen.«
    Überwältigt von ihren Gefühlen, konnte Daria nur einen Knicks machen, der in ihrer Jünglingskleidung ungeschickt wirkte.
    »Euer Vater war ein prächtiger Mann, Daria«, sagte der König herzlich. »Wir haben ihn sehr betrauert. Was Euch angeht, Roland, so beglückwünsche ich Euch zu dieser Verkleidung. Sehr wirkungsvoll! Doch in meinem Bett möchte ich Euch nicht haben.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Eleanor nachdenklich. »Er gibt eine gute Frau ab, die große Erfahrung mit Männern zu haben scheint. Abgesehen von den dunklen Bartstoppeln am Kinn würde er eine feine Bettgenossin sein.«
    Roland feixte. Er bemerkte, daß die

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