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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gelegt und ihr weh getan hatte. Bei dieser Erinnerung wurde sie noch bleicher.
    »Ihr seid wirklich zu dünn«, sagte der Waffenmeister geduldig. »Ihr müßt essen.«
    Sie nahm Brot von ihm entgegen, biß hungrig hinein und lächelte ihn an. »Vielen Dank. Diolch.«
    »Du hast also Worte dieser Heidensprache gelernt«, ließ sich der Graf vernehmen und nahm neben ihr Platz. »Ich möchte so etwas nicht mehr hören.« Er nahm ein großes Stück Schwarzbrot und biß kräftig hinein.    
    »Ganz wie Ihr wünscht«, sagte sie demütig.
    Er gab keine Antwort. In Gedanken mit ihr beschäftigt, fragte er sich, ob er ihr Glauben schenken konnte. Schließlich sagte er, nachdem er reichlich Bier getrunken hatte: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß dieser Roland so verrückt sein wird, dir weiter nachzustellen, Daria. Dagegen rechne ich damit, daß er sein Pferd wiederhaben will.«
    »Aber woher soll er wissen, daß ich Euch gefunden habe?«
    »Er ist ein Werkzeug des Satans. Er ahnt bestimmt, daß du wieder bei mir bist. Wo solltest du denn sonst sein? Und obwohl er weiß, daß ich stärker bin als er, wird er mir nachkommen. Bis nach Tyberton. Er will ja sein Pferd wiederhaben. Aber dann töte ich diesen Hurensohn mit Gottes Hilfe auf meinem eigenen Gebiet.«
    Er wird uns nachkommen, aber nicht meinetwegen, sondern wegen seines Pferdes. Das war ja zum Lachen! Wenn sie weniger wert als ein Pferd war, warum begnügte sich der Graf dann nicht einfach mit Cantor und ließ sie in Frieden?
    »Zieh dir die nassen Sachen aus! Ich will nicht, daß du krank wirst.«
    Die Angst schüttelte sie so stark, daß sie kein Wort herausbrachte. Dazu kam der Zorn. Warum mußte er solche Macht über sie haben? Vielleicht würde sie dennoch ihr Ziel erreichen, wenn sie sich unterwürfig zeigte. Das hatte er ja gern. »Ich bitte Euch nur, mir keine Gewalt anzutun.«
    »Das darf dich nicht kümmern. Ich kann dich nehmen, wann immer es mir beliebt.«
    »Bitte nicht, Mylord.« Sie überlegte fieberhaft. Allerlei Pläne schossen ihr durch den Kopf. Sie konnte nur dann etwas bei ihm erreichen, wenn sie sich vollständig gefügig gab. »Wie Ihr wünscht, Mylord. Es ist nur so ... gerade hat meine Monatsblutung eingesetzt.«
    Die Angst ließ sie erröten. Doch Clare glaubte, sie wäre aus Schamhaftigkeit rot geworden.
    Die bedingungslose Ergebenheit ihm und seinen Wünschen gegenüber gefiel ihm sehr. Und das schüchterne Geständnis überzeugte ihn vollends. Er fühlte sich allmächtig. Sanft tätschelte er ihr die Wange. Sie mußte sich sehr zusammennehmen, um die Berührung ruhig über sich ergehen zu lassen. »Bist du noch immer Jungfrau? Der Mann hat dich also nicht vergewaltigt, oder?
    Sie schüttelte den Kopf und ließ sich nichts anmerken.
    »Nach unserer Rückkehr nach Tyberton heirate ich dich, Daria. Bis dahin werde ich dich nicht mehr mit meinen männlichen Wünschen belästigen. Vielleicht ist es wirklich Gottes Wille, daß du dich mir erst hingeben sollst, wenn du meine Frau bist. Ich schwöre vor Gott, daß du bis zur Hochzeitsnacht jungfräulich bleiben sollst. Dann aber werde ich dich nehmen, und du wirst mit Freuden die Meine werden.«
    Er sah ihr die unendliche Erleichterung an und wurde ungehalten. »Es ist nicht recht, daß du nicht gern zu mir ins Bett kommen willst. Du mußt dich an den Gedanken gewöhnen, Daria. Denn ich nehme dich so sicher, wie ich Roland töten werde, und du wirst mir einen Sohn gebären, bevor der nächste Winter endet.«
    Befriedigt wandte ihr der Graf den Rücken zu und sagte brummend etwas zu MacLeod. Bald erhielt Daria trockene Kleidung und eine Decke. Der Graf schickte sie in eine dunkle Nische der Höhle. Während sie sich umzog, betete sie zu Gott, daß er diesmal sein Wort halten und sie vor ihm sicher sein würde.
    Es regnete noch anderthalb Tage lang. Kalte Wassergüsse stürzten vom Himmel. Der Graf hatte sie vor sich aufs Pferd gesetzt. Einer der Männer führte Cantor, der nicht mehr lahmte, am Zügel. Einen halben Tag lang hörte der Regen auf, um dann wieder mit voller Wucht einzusetzen. Doch als sie Tyberton erreichten, schien die Sonne und trocknete alles. Es war geradezu unheimlich.
    Am nächsten Tag wurde es richtig warm. Es war wunderbar.
    Nachts lag sie wach und dachte an Roland.
    Er war so hartnäckig, so stur, daß er bestimmt nicht aufgeben würde. Ja, er würde nach Tyberton kommen - des Pferdes wegen. Aber vielleicht konnte sie ihn dazu überreden, sie wieder mitzunehmen.
    Als

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