Die Stimme des Blutes
Dame spielen! Da der arme Roland nichts für dich übrig hat, verzichtest du auf ihn. Aber vorher soll er sich vor dir auf die Knie werfen und dir das anbieten, was du die ganze Zeit über gewünscht hast. Dann die große Geste: Du verschmähst ihn. Du bist ja noch bösartiger als dieses verdammte Biest Joan of Tenesby!«
Ja, und dann hatte sie noch die Stirn, einfach dazusitzen und den Kopf zu schütteln!
Eine Wut wie selten in seinem Leben überkam Roland. »Bei allen Heiligen, jetzt verprügle ich dich, Daria!«
Er riß sie hoch, warf sich in den Sessel der Königin, legte sie auf seine Knie und schlug ihr mit der flachen rechten Hand hart aufs Gesäß. Sie erstarrte einen Augenblick. Dann begann sie sich zu wehren. Sie ist verdammt stark, dachte er. Dann schlug er wieder zu.
»Du bist eine störrische Dirne! Soll ich dir das Kleid hochziehen und dir den nackten Hintern versohlen?« Bevor sie etwas sagen konnte, hatte er ihr das Kleid bis zur Taille hochgezogen. Dabei riß er ihr Kleid und Hemd auf. Er starrte auf die runden, glatten weißen Pobacken und auf die schlanken Beine mit den weichen Muskeln.
Unvermittelt schob er sie weg und stand auf. »Verdammt noch mal, Daria. Wenn ich dich je begattet hätte, würde ich mich zumindest an deinen hübschen Hintern erinnern. So, und jetzt mach dich fertig, du dumme Dirne! Du wirst mich heiraten, und zwar noch heute abend. Wenn du dich weiter weigerst, schlage ich dich so lange, bis du um Gnade winselst!«
Er ging hinaus. Doch am Zelteingang drehte er sich noch einmal um und sagte mit erhobenem Zeigefinger: »Ich meine es ernst, Daria. Wir heiraten, und ich will kein Widerwort mehr aus deinem zänkischen Munde hören!«
11
Der Benediktinerpriester Jung-Ansel, wie man ihn liebevoll nannte, hielt die Trauungszeremonie mit aller Würde ab, die er mit seinen 23 Jahren aufbrachte. Wenn er die weichen lateinischen Sätze sprach, bebte seine Stimme ein wenig. Er hielt die Braut für hübsch und bescheiden. Dagegen fand er den Bräutigam ziemlich abstoßend. Der Mann schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
Schließlich kam Jung-Ansel zu dem Schluß, daß Roland de Tournay sich nur widerwillig trauen ließ. Er hätte gern gewußt, warum. Fragen konnte er natürlich nicht. Das wäre zu unverschämt gewesen. Burnell hatte ihn gelehrt, sich nie ungebührliche Freiheiten herauszunehmen. Noch war der König ihm freundlich gesinnt. Es lohnte sich nicht, ihn gegen sich aufzubringen.
Als er dem Paar den Segen erteilte, sah er sich die Braut genauer an. Sie war sehr blaß. Vielleicht war sie krank. Roland de Tournay schien es nicht wahrzunehmen. Sein Gesicht war ausdruckslos, die Augen blickten kalt. Er wirkte tatsächlich geistesabwesend. Und ausgesprochen unglücklich.
Dann kamen die vielen Glückwünsche. Sie waren teils überschwenglich, teils mit dreisten Anspielungen gespickt. Der König wünschte, daß alle ihnen gratulierten, und seine Diener und Soldaten gehorchten ihm gem. Edward wollte, daß alles so normal wie möglich ablief. Selbst Robert Burnell legte mehrmals gedämpfte Begeisterung an den Tag. Die Königin umarmte die Braut und sprach leise mit ihr.
Eleanor war besorgt. »Fühlt Ihr Euch krank, mein Kind?«
Daria schüttelte den Kopf. Der geschwollene Leib der Königin verhinderte eine innige Umarmung. So werde ich auch bald aussehen, dachte sie und schaute an ihrem flachen Körper herab. Sollte wirklich schon in ihrem schlanken Leib ein neues Leben entstehen? Es schien unglaublich. Vielleicht könnte ihre Mutter ihr alles erklären.
»Ihr habt also Angst. Angst vor Eurem neuen Leben. Vielleicht sogar vor Eurem Gatten?«
»Ja.«
»Mein edler Lord spricht immer in höchsten Tönen von Roland. Er ist ein Ehrenmann, hält die Treue hoch und nimmt seine Versprechen ernst. Außerdem seid Ihr eine reiche Erbin und werdet ihm viele Vorteile bringen. Ihr braucht keine Angst zu haben, Daria.«
Mit gerunzelter Stirn schaute die Königin über Darias Kopf hinweg zu ihrem Ehemann hinüber. Er verbreitete sich gerade mit lauter Stimme über Rolands Glück. Er sagte, Roland würde bald so reich werden, daß er es sich erlauben könne, seinem König finanziell unter die Arme zu greifen. In diesem Augenblick fing Edward den Blick seiner Frau auf. Mit gedämpfter Stimme sagte er zu Roland: »Es ist vollbracht. Ihr seid jetzt ein verheirateter Mann, und bald werdet Ihr auch Vater sein.«
»Ja, es ist erstaunlich.«
»Morgen reiten wir alle zusammen nach
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