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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sich nicht gut. Bring sie auf dein Zimmer! Sie muß sich ausruhen.«
    Minuten später half Daria ihrer Mutter ins Bett. Dabei sah sie die vielen blauen Flecken an ihrem Körper. Mehr denn je wünschte sie sich, ihr Onkel wäre hier und sie hätte ein Messer zur Hand. Sie hätte ihn auf der Stelle erstochen und es noch genossen.
    Sie ließ Alice benachrichtigen, und bald darauf wurde ein Krug mit gewürztem Glühwein gebracht. Sie blieb im Zimmer, bis ihre Mutter eingeschlafen war. Dann legte sie den Kopf in die Hände und weinte. Sie hätte von Roland verlangen müssen, daß ihre Mutter hergebracht würde. Doch sie hatte es nicht getan. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, mit ihrem ungeborenen Kind und Rolands Mißtrauen. Sie war unverzeihlich selbstsüchtig gewesen. Nach geraumer Zeit erhob sie sich, rief nach Gwyn und trug ihr auf, bei ihrer Mutter zu bleiben.
    »Sie ist eine schöne Lady«, flüsterte Gwyn ihr zu. »Ich kümmere mich um ihr Wohlergehen.«
    Daria konnte nicht mehr verstehen, warum sie Gwyn einmal gehaßt hatte.
    Als Burnell die Mitgift an Roland übergab, fühlte sich Daria zur reinen Zuschauerin degradiert. Sie sah, wie die Männer eine Truhe nach der anderen hereinschleppten, wie Sir Thomas, Robert Burnell und ihr Mann jede Truhe öffneten, Bemerkungen über den Inhalt austauschten, zuweilen auch ein Lächeln, und Bier dabei tranken. Danach kamen die Lederbeutel voller Münzen an die Reihe, die Roland nach dem Auszählen feierlich Sir Thomas übergab. Dann umarmten sich die Männer. Daria rührte sich nicht.
    Danach befahl Roland den Bedienten, zwei Truhen in sein Schlafzimmer zu bringen. Es war ebensogut ihr Schlafzimmer, aber bei wichtigen Angelegenheiten galt es eben als das des Ehemanns. Diese Lektion hatte sie in den vergangenen Wochen lernen müssen. Nun wurden Burnell und des Königs Soldaten Unmengen von Bier und süßem Kuchen aus Alices großen Backöfen aufgetischt. Schließlich setzte Daria sich schweigend zu ihnen. Es waren ihre Güter und ihr Geld gewesen ... aber die Männer taten so, als wäre sie gar nicht da.
    »Sie schmecken unglaublich gut«, sagte Burnell, und seufzte tief auf. Dann nahm er mit geschlossenen Augen einen weiteren der mit Rosinen, Mandeln und Muskatnuß gefüllten Kuchen in Angriff.
    »Ich weiß, Ihr denkt daran, mir meine Köchin wegzunehmen«, sagte Roland und lachte. »Aber es wird Euch nicht gelingen, sie mir abspenstig zu machen. Da hilft Euch nicht einmal der liebe Gott.«
    »Aber Roland, bedenkt doch mal, wie ihre wunderbaren Mahlzeiten den König milde stimmen würden ...«
    »Er würde nur fett wie ein Mastschwein werden, ausländischen Würdenträgern ins Gesicht rülpsen und der Königin keine Kinder mehr machen, weil er dauernd beim Essen wäre, und sie würde sich von ihm abwenden, und eines Tages würde er an Fettsucht sterben. Einen solchen Verlust kann sich England nicht erlauben, Sir. Und Ihr wärt an allem schuld, weil Ihr unbedingt meine Köchin haben wolltet.«
    Daria horchte auf. In ihre Augen trat ein Leuchten. Der Roland, der eben so witzig gesprochen hatte, erinnerte sie wieder an den Roland, wie sie ihn in Wales schätzen gelernt hatte. Laut sagte sie: »Außerdem kann Alice gar nichts anderes tun als hierzubleiben. Sie ist nämlich diesem Ort durch tiefere Bande verknüpft, als Ihr Euch vorstellen könnt. Sie schöpft alle ihre Kunst aus diesem Boden und hat mir gesagt, daß sie unbedingt hierbleiben muß, weil sie woanders all ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbüßen würde.«
    »Ach, so ist das«, sagte Burnell enttäuscht.
    Roland warf seiner Frau einen überraschten Blick zu. Später raunte er ihr heimlich zu: »Du hast eine goldene Zunge, Weib. Der arme Burnell!«
    »Vielleicht war mein Märchen wirkungsvoller, aber deine Begründung war viel lustiger. Ach, Roland, ich hatte schon fast vergessen, wie du mich früher zum Lachen bringen konntest!«
    »Und jetzt haben wir nicht mehr viel zu lachen, nicht wahr?«
    »Nein, und das fehlt mir. Wenn ich mehr Grund zum Lachen hätte, würde ich sogar den Dauerregen in Wales in Kauf nehmen.«
    Zärtlich nahm er ihren Kopf in beide Hände, hob ihn an und küßte sie auf den Mund. Die leichten, sanften Küsse taten ihr wohl. Nach einer Weile ließ er sie los und sagte: »Daria, es tut mir leid, daß deine Mutter so viel Böses erleiden mußte.«
    »Da muß ich mir Vorwürfe machen, daß ich nicht früher an sie gedacht habe. Ich hätte doch wissen müssen, wozu mein Onkel

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