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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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an sich wahr. Es war so weit mit ihm gekommen, daß er ohne seine Frau nicht mehr auskam. Nicht sein Verstand, sondern sein Körper brauchte sie als Gefährtin, und sein Verlangen nach ihr schien immer stärker und drängender zu werden. Es lag nicht allein daran, daß sie sich ihm so hemmungslos hingab. Nein, es schien ihm, als sei dieses Mädchen für ihn bestimmt.
    Burnell brauchte einige Ruhetage, und es oblag Roland, ihm das Umland zu zeigen und ihm seine Pläne für Thispen-Ladock zu erläutern. Daria verbrachte viele Stunden bei ihrer Mutter. Erst am letzten Abend von Robert Burnells Aufenthalt erschien Lady Fortescue zum Abendessen im großen Saal. Roland fand sie mit ihrem schimmernden roten Haar und den hellen, freundlichen Augen bezaubernd. Sir Thomas bestand darauf, daß sie an seiner Seite Platz nahm.
    Nach dem köstlichen Essen stand Roland auf und hob den Bierkrug. An Sir Thomas gewandt, sprach er: »Ihr habt mir und meinen Söhnen und Enkelsöhnen ein Heim verschafft. Ich danke Euch, Sir Thomas. Ihr habt mir ein Heim und Land gegeben. Das werde ich Euch bis zu meinem letzten Atemzug nie vergessen. Sir Thomas, Ihr habt mir gesagt, ich müsse mir Thispen-Ladock völlig aneignen und der Burg auch einen neuen Namen geben, der etwas über mich und meine Familie aussagt. Es war schwer, solch einen Namen zu finden. Schließlich fiel mir ein, daß ich zeitlebens ein Wanderer gewesen bin und viele Länder liebgewonnen habe. Ich habe etwas von der Welt gesehen und das, was daran besonders wertvoll war, wollte ich herbringen, hier nach Cornwall, hier auf diese Burg, und daher soll sie von nun an Chantry Hall heißen. Chantry - so hieß ein Mann, den ich im Heiligen Land kennengelernt habe. Er hat mir das Leben gerettet und mich gelehrt, daß die Freiheit des Geistes das wertvollste Gut ist, das Gott dem Menschen geschenkt hat. Ich entbiete Euch meinen Dank, Sir Thomas, und Euch, Robert Burnell.«
    »Hört, hört!«
    Daria schaute entgeistert ihren Mann an, während eine Bedienerin ihr einen Krug mit Wein bis zum Überlaufen füllte. Sie fand die Rede, die er eben gehalten hatte, wunderschön. Er hatte flüssig und bewegend gesprochen. Sie hatte nichts von seinen Erlebnissen geahnt. Er hatte ihr nie etwas davon erzählt.
    Sie drehte sich um und sah, daß der Blick ihrer Mutter auf sie gerichtet war. Dann senkte sie die Lider, hob den Krug und trank den Wein.
    Ich gelte ihm nicht mehr als eins der Maidtiere, die ihm Reichtümer hergeschleppt haben. Ganz langsam stand sie auf und verließ den großen Saal.
    Es gab nur einen, dem es auffiel, daß sie gegangen war.

19
    »Es wird bald regnen. Sehnst du dich nach Wales zurück, wo der Regen dir Leib und Seele durchnäßt hat?«
    Daria blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. Von den Nordwällen sah sie den Mondschein über den sanften grünen Hügeln. Sie wünschte, sie könnte bis zum Meer sehen.
    »Warum hast du den großen Saal verlassen? Ich dachte, wir würden heute feiern. Bestimmt würde Burnell seinen letzten Abend mit meinen Scherzen und Alices Kochkünsten genießen.«
    »Keine Sorge, Roland. Es gefällt ihm auch so, wie allen anderen.«
    »Warum bist du hinausgegangen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es war doch ganz gleich, ob ich dabei war oder nicht. Die Sache hat nichts mit mir zu tun. Ich hoffe, daß du dich darüber freust. Du hast ja Unehre und Lügen ertragen müssen, um so weit zu kommen. Ich hoffe, daß dich große Schafherden glücklich machen, daß du an jedem Weizenhalm deine Freude hast.«
    »Und du meinst, daß mir weidende Kühe die höchste Glückseligkeit schenken können?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Wenn dir wieder übel ist, mußt du es mir sagen.«
    Sie seufzte tief auf. »Mir ist nicht übel, Roland. Gute Nacht. Ich gehe noch ein bißchen spazieren.«
    »Nein, du kommst mit mir in den großen Saal und unterhältst dich mit unseren Gästen.«
    »Es sind nicht meine Gäste, Roland. Es sind deine. Sie sind hier auf deiner Burg. Sie freuen sich über deinen Reichtum, nicht über meinen. Ich habe damit überhaupt nichts zu tun. Wenn du sagst, es wären meine Gäste, dann ist das gelogen. Ich bin hier ein Nichts, und sie bedeuten mir nichts.«
    »Schade, daß du weggingst, bevor ich meinen Trinkspruch zu Ende führen konnte.«
    Sie sah ihn argwöhnisch an, denn sie traute ihm nicht. »Was soll das heißen?«
    Er sagte: »Ohne dich - ohne deine großartige Mitgift, meine ich -wäre ich nicht in der Lage, Ausbesserungsarbeiten an der Burg

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