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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Welt kam, würde sie sich mit größter Liebe darum kümmern. Ja, sie würde ihren Ehemann benutzen und nicht auf seine elenden Redensarten hören.
    Wenn Roland sie nur als ein Lustobjekt ansah, na schön, so würde sie in ihm das gleiche sehen ...
    Sie führte die Fingerspitzen an die Lippen. Ihr war, als spürte sie noch seinen Mund. Ja, es machte ihr auch Freude ihn zu küssen. Das war doch immerhin ein Glück. Mehr brauchte sie nicht von ihm.
    An den Oberschenkeln fühlte sie seinen Samen. Langsam stand sie auf und badete. Aber ihrer beider Geruch blieb haften, und auf einmal war ihr wieder zum Weinen zumute, weil er ihr nicht richtig gehörte und ihre Eitelkeit ihr gebot, ihn zu hassen.
    Offenbar gab es für sie nur einen Weg. Sobald sich bei ihr ungebetene Gefühle für ihren Mann einstellten, mußte sie einfach mit ihm ins Bett gehen, bis die Leidenschaft gesättigt war und die Gefühle wieder verschwanden.
    Sie begab sich in den großen Saal. Mit Erleichterung stellte sie fest, daß die Bedienerinnen ihren Anweisungen folgten. Vermutlich hatte die alte Alice, die Autokratin der Burg, Gott segne sie, ihnen eingebleut, daß sie, Daria, die Herrin sei und man ihr zu gehorchen habe. Sogar Gwyn befolgte ihre Anweisungen lächelnd und einigermaßen rasch.
    Offenbar hatte niemand etwas gegen sie - mit Ausnahme ihres Ehemannes.
    Zwei Wochen später, am ersten Montag im August, trafen des Königs Soldaten unter Führung von Robert Burnell ein. Sie brachten Darias Mitgift vom Grafen von Reymerstone.
    Sie brachten aber noch mehr mit.
    Burnell war todmüde. Er war jedoch froh, daß der Graf von Reymerstone keinen Versuch unternommen hatte, ihn zu ermorden, obwohl er einmal dicht davor stand und der brennende Haß immer in seinen blassen Augen sichtbar war. Zwölf schwerbeladene Maultiere hatten sie von Reymerstone mitnehmen dürfen. Sie trugen mehr, als der Graf Daria zugebilligt hätte, wenn sie die Gattin von Ralph von Colchester geworden wäre. Das lag aber nur daran, daß Burnell darauf bestanden hatte, den Ehevertrag einzusehen, den der Graf mit Colchester unterschrieben hatte. Danach war der Graf wütender denn je.
    Darias Blick wanderte von Robert Burnells müdem Gesicht zu den Maultieren. Sie trugen Münzgeld, Silber und Schmuck. Auch sie erkannte sofort, daß es mehr war, als ihr Onkel eigentlich hatte herausgeben wollen. Aber warum war es so viel mehr? Daria staunte über die Zahl der Maultiere, die eins nach dem anderen in den Innenhof trotteten.
    So viele wertvolle Güter, und jetzt gehörte das alles Roland.
    In diesem Augenblick erblickte sie ihre Mutter. Daria stieß einen Schrei aus, stürzte sich in das Gewühl von Menschen, Tieren und Gepäckstücken, achtete kaum der tiefen Rillen zwischen den Pflastersteinen und lief auf die gebückt auf einem Zelter sitzende Frau zu.
    »Mutter! Wie schön, daß du hier bist!«
    Salin hob sie behutsam vom Pferd herab, und Roland sah, wie Daria die schmale Frau umarmte, wie ihr die Tränen über die Wangen strömten und ihre Schultern krampfhaft zuckten, als sie ihre Mutter mit Küssen begrüßte.
    »Ich mußte Lady Fortescue mitbringen, Roland«, sagte Burnell zu ihm. »Der Graf hat sie wiederholt auf gemeine Art geschlagen, bis ich es ihm verbot. Da hatte ich meine Forderungen schon gestellt, und er sah wohl ein, daß er nichts dagegen tun konnte. Er schrie sie an, sie werde schon noch erleben, was er mit ihrer Tochter anstellen würde, wenn er sie je in die Hand bekäme. Mir war klar, daß er die Lady umbringen würde, wenn ich sie daließ. Sie ist noch schwach -ich glaube, er hat ihr mehrere Rippen geprellt. Sie hat auch ein verstauchtes Handgelenk, das aber gut verbunden ist. Sie ist eine nette Dame, Roland, freundlich und angenehm im Umgang.«
    Roland entsann sich der Frau von seinem Besuch auf Reymerstone. Damals waren ihm ihre müden Augen und ihre resignierte Haltung aufgefallen. Schuldgefühle überkamen ihn mit solcher Gewalt, daß er zutiefst erschüttert war. Er hätte von sich aus Burnell beauftragen müssen, Darias Mutter von Reymerstone wegzuholen, aber er hatte einfach nicht daran gedacht, weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war. Er war eben ein Kerl, der nur an sich dachte.
    »Ich bin heilfroh, daß Ihr sie aus seinen Händen befreit habt.« Er nickte Burnell zu und ging zu Lady Fortescue hinüber.
    »Mylady«, sagte er. Als sie seine Begrüßung mit einem Knicks erwidern wollte, rief er: »Nein, nicht doch! Daria, deine Mutter fühlt

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