Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
Vom Netzwerk:
die Kissen sinken und legte den Kopf auf die Armlehne. Die Couch war nicht so bequem wie sie aussah, doch die Augen fielen ihm trotzdem zu.

    Sam erschrak, als wenige Augenblicke später die Tür aufging und der Lärm von draußen hereindrang.
    Zwei Detectives kamen herein. Sie waren beide recht ordentlich angezogen, doch nur bei einem sah es wirklich stilvoll aus.
    Der erste Detective wirkte fast ein bisschen feminin mit seinem langen glatten Gesicht und dem perfekt gestylten goldbraunen Haar mit kurzen, exakt geschnittenen Koteletten. Seine Fingernägel waren manikürt und poliert, und die Hemdsärmel wurden am Handgelenk von teuren goldenen Manschettenknöpfen zusammengehalten.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. White«, begann der Mann. »Ich bin Detective Hogan, und das ist Detective Preston.«
    Im Gegensatz zu seinem Kollegen trug Preston einen billigen Polyesteranzug und hatte eine tiefe Falte auf der Stirn, die so aussah, als hätte er gerade einen Hut abgenommen. Er war der größere der beiden, hatte breite Schultern und einen mächtigen Bauch, der in einen Gürtel mit überdimensionaler Westernschnalle gezwängt war. Seine Größe wurde noch von den abgetragenen Cowboystiefeln aus Alligatorleder betont.
    Sam nickte grüßend. Er fühlte sich nicht stark genug, um etwas zu sagen.
    »Wir haben gehört, Sie arbeiten bei einem bewaffneten Sicherheitsdienst, dann wissen Sie ja, wie das abläuft«, begann Hogan. Er behandelte ihn wie einen Kollegen, um Sam dazu zu bringen, seine Wachsamkeit abzulegen und ganz offen mit ihm zu sprechen.

    Als Sam schließlich etwas sagte, klang seine Stimme schwach und heiser.
    »Es hat mir noch nicht einmal jemand wirklich bestätigt, dass Hannah und MaryAnn tot sind«, sagte er. »Alles, was ich gesehen habe, waren zwei weiße Säcke. Sind Sie sicher, dass sie nicht aus dem Haus gekommen sind, bevor es explodiert ist? Wir hatten einen Rauchmelder. Ich habe die Batterien selbst überprüft. Vielleicht sind sie in einem Hotel oder …«
    »Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen sagen …«, begann Hogan.
    »Die Überreste von zwei Personen wurden aus den Trümmern geborgen, Mr. White«, warf Preston in breitem texanischem Dialekt ein. »Der Gerichtsmediziner sieht sie sich gerade an.«

13
    Chief Medical Examiner Randy Hogg sah mehr aus wie ein Schnulzensänger als ein Gerichtsmediziner, und damit konnte er sehr gut leben.
    Er setzte sich ein Haarnetz auf, streifte ein Paar Einweg-Vinylhandschuhe über und trat zu den beiden identischen Autopsietischen aus rostfreiem Stahl. Man hatte die beiden verkohlten Leichen bereits
aus den Transportsäcken genommen und zu ihm gebracht.
    Hogg sah sich die Leichen etwas genauer an und spürte ein dumpfes Pochen in der Magengrube. Auch nach so vielen Jahren gab es noch Fälle, bei denen es ihm schwerfiel, emotional die Distanz zu wahren, vor allem wenn es um die Opfer von Bränden ging. Es war einfach grauenhaft, wie die Hitze das Fett wegschmolz und die Muskeln und den Kopf zu Gebilden verformte, wie man sie höchstens aus Horrorfilmen kannte.
    Ihm war zwar bewusst, dass dies keine Menschen mehr waren, sondern nur noch totes Fleisch – doch der Anblick dessen, was von ihren Gesichtern übrig war – ein erstarrter Schrei, der sich ins Fleisch gebrannt hatte -, jagte ihm jedes Mal wieder einen kalten Schauer über den Rücken. Das erwachsene Opfer war besonders schlimm zugerichtet, nachdem ihm irgendetwas Schweres, möglicherweise ein Balken von der einstürzenden Decke, auf den Kopf gekracht war. Der Schädel war deformiert, Jochbein, Nasenbein und Kiefer waren zertrümmert und der Mund extrem lang gezogen. Man hatte immer noch nicht alle Zähne gefunden.
    Während seine Assistentin die Leichen mit einem kleinen Digital-Camcorder aufnahm, begann Hogg mit einer oberflächlichen Untersuchung.
    Der Anblick des verkohlten und verzerrten Äußeren ließ erahnen, was ihn im Inneren erwartete. Die Bestimmung des Geschlechts war nicht weiter schwer, das verriet einem schon die Hüfte. Hogg konnte an der Hüftform erkennen, dass das ältere Opfer irgendwann ein Kind zur Welt gebracht hatte. Doch er wusste, dass
es eine eingehende Untersuchung der Überreste brauchte – außerdem Zahnanalysen, DNA-Proben und Röntgenaufnahmen -, um die Identität zweifelsfrei zu bestimmen. Das alles würde natürlich Zeit brauchen. Was wiederum den Ermittlern gar nicht gefallen würde.
    Bleib positiv , sagte sich Hogg.
    Nachdem er erst einmal tief Luft geholt hatte

Weitere Kostenlose Bücher