Die Stimme des Daemons
wenn Sie meine Finanzen überprüft haben, dann wissen Sie auch, dass wir keine Lebensversicherung hatten. Also, wo ist dann Ihr verdammtes Motiv?«
Preston schnaubte verächtlich. »Geld ist nicht der einzige Grund, warum jemand auf die Idee kommen kann, seine Frau umzubringen.«
»Und sein Kind?«, entgegnete Sam mit eisiger Stimme.
»Wir untersuchen das gerade.«
Sam rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Da waren Sandkörner auf seinen Handflächen, und die Reibung zog kleine Schmerzspuren über seine Haut – ein Gefühl, das zwar unangenehm war, ihn aber immerhin ein wenig beruhigte.
»Wenn es wirklich meine Schuld war«, sagte Sam leise, »wenn ich irgendwie Mist gebaut oder etwas übersehen habe, dann können Sie sich die Verhandlung sparen. Dann schneide ich mir gern die Kehle durch.«
»Wir werden Sie daran erinnern«, erwiderte Preston.
Hogan warf seinem Kollegen einen vorwurfsvollen Blick zu, dann wandte er sich wieder Sam zu. »Wir wissen, dass Sie Nachtschicht hatten, als das Unglück passierte«, sagte er. »Wir versuchen nur herauszufinden, wie und warum es passiert ist.«
Sam kratzte mit dem Daumennagel über die Ecke des Schreibtischs. Er schwieg.
»Kennen Sie jemanden, der einen großen Mercedes fährt?«, fragte Hogan.
Sam blickte auf und kniff die Augen zusammen. »Nein. Warum?«
»Ein Nachbar hat eine viertürige Limousine gegenüber Ihrem Haus gesehen, als es passierte. Der Nachbar glaubt, dass es ein silberfarbener Mercedes war, aber durch die Explosion sind die Straßenlaternen ausgegangen, dadurch konnte man es schwer erkennen. Ein Mann in einem dunklen Anzug fuhr mit dem Wagen weg, bevor die Polizei dort war. Der Zeuge sagt, dass es möglich wäre, dass der Mann durch die Explosion verletzt wurde. Wir würden uns natürlich gern mit ihm unterhalten.«
»Haben Sie die Krankenhäuser überprüft?«, fragte Sam.
Hinter ihm stieß Preston einen schnaubenden Laut aus.
Hogan nickte. »Es ist noch niemand aufgetaucht, auf den die Beschreibung passt.«
Sam biss sich auf die Innenseite der Wange und überlegte, wie diese neue Information ins Bild passte.
»Gibt es da vielleicht irgendwas, das Sie uns nicht sagen?«, fragte Preston.
»Was zum Beispiel?«
Preston trat vor und sah auf Sam hinunter. »Vielleicht hat dieser Mann auf Sie gewartet, vielleicht wollte er Schulden eintreiben. Wer weiß, Spiele, Drogen, minderjährige Frauen. Sie wissen schon, diese Sachen, die ihr Hollywood-Typen gern macht.«
Wenn Sam nicht so am Boden zerstört gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich gelacht. »Ich habe nie genug verdient, um es zum Fenster hinauswerfen zu können, Detective. Das sollten Sie eigentlich wissen, wenn Sie meinen Lebenslauf gelesen haben.«
»Das habe ich«, antwortete Preston. »Ich habe sogar Ihren Namen gegoogelt.«
»Ich glaube nicht, dass ich da vorkomme.«
»Doch, da waren ein paar Treffer. Sie haben mal irgendeinen Mistkerl in Magnum gespielt.«
»Ist lange her.«
»Das muss wehtun.«
Sam zuckte die Achseln. »Das Leben geht weiter.«
»Hat Ihre Frau Sie überredet, es aufzugeben?«, hakte Preston nach.
»Wir haben diese Dinge gemeinsam entschieden.«
»Klar.« Preston grinste und zeigte seine Zähne. »Kommen Sie, unter uns Männern gesagt – wir wissen doch, wie solche Entscheidungen aussehen. Die Frau keift, und wir geben nach, oder wir packen unsere Sachen, nicht wahr?«
Sam schwieg; die Wut, die in ihm zu kochen begann, wärmte seine Wangen.
»Sie hat Sie gezwungen, Ihren Traum aufzugeben – und dafür haben Sie sie gehasst. Mit dem Kind hat sich alles verändert, nicht wahr? Man kann nicht mehr so auf den Putz hauen, wenn man Verantwortung hat.«
»Sie können mich mal!« Sam knallte mit der Faust auf den Schreibtisch. »Sie wissen nichts über mich oder Hannah oder MaryAnn...« Seine Stimme brach, die Wut verwandelte sich in Tränen. »Sie wissen … gar nichts.«
Sam barg das Gesicht in der Armbeuge und begann zu schluchzen.
Detective Hogan sah seinen Kollegen mit ausdrucksloser Miene an. Preston zuckte die Achseln und ging langsam zum Fenster zurück. Er sah hinunter auf die geschäftigen Ameisen mit ihren bunten Matchbox-Autos.
Ein paar Regentropfen klatschten gegen das Fenster, als hätte da draußen jemand Mitleid mit dem gebrochenen Mann, der da in dem Polizeibüro saß und weinte.
15
Sam stand auf dem Bürgersteig vor dem Justizzentrum und überlegte, wohin er gehen sollte. Die Detectives hatten ihm angeboten, ihn irgendwohin zu
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