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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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die Frau so freundlich zu ihm war.
    »Nicht reden«, sagte der Mann und trat in die Zelle ein. In den Händen hielt er ein kleines Tablett mit zwei Flaschen Wasser und zwei in Plastik verpackten Sandwiches.
    »Tut mir leid, David«, sagte die Frau in unterwürfigem Ton. »Wir fühlen uns einfach ein bisschen einsam. Es ist nett, ein bisschen …«
    »Ich heiße nicht David.«
    »Oh, tut mir leid, ich dachte …«
    »Ich will es nicht hören!«
    Der Mann blieb gebückt in der Mitte der Zelle stehen. Er neigte den Kopf zur Seite, um die Frau anzusehen, und man sah ihm an, wie es in seinem Gehirn mühsam arbeitete.
    In diesem Augenblick sprang MaryAnn auf.
    »Nein, MaryAnn!«, schrie die Frau.
    Der Mann brüllte vor Zorn, ließ das Tablett fallen und wirbelte herum, um das Mädchen einzufangen.
    Er hatte gerade zwei Schritte gemacht, als die Frau ihn von hinten ansprang, mit ihren scharfen Fingernägeln seine Augen attackierte und ihre noch schärferen Zähne in seinen Hals schlug.
     
    MaryAnn lief den Gang hinunter, die Augen tränend von dem grellen Licht, sodass sie alles um sich herum verschwommen sah. Diesmal jedoch lief sie nicht, um zu flüchten. Sie hatte ein neues Ziel.
    Vor der Zelle, bei der sie schon einmal war, blieb sie stehen und drückte ihr Ohr an das Holz. Ein gequältes Schluchzen drang von drinnen heraus.
    MaryAnn pochte mit den Fäusten an die Tür.
    »Mom!«, rief sie. »Mom, ich lebe. Ich bin okay. Hör auf zu weinen, bitte. Ich hole dich hier raus. Dad sucht bestimmt nach uns. Das weißt du doch.«
    Ein durchdringender Schrei aus der Zelle brachte MaryAnn zum Schweigen.
    »M-mom?« rief sie.
    MaryAnn griff nach der Klinke und stellte überrascht fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie drückte dagegen und spürte, dass die Tür mit ihren ächzenden Scharnieren langsam aufging.
    Als sie sie halb geöffnet hatte, fiel das Licht vom Gang auf eine Gestalt, die auf einem Bett in der Ecke lag. Eine Decke verhüllte alles außer einem Arm, der herausgeschlüpft war und über die Bettkante herabhing. Es war offensichtlich ein Frauenarm, dünn und
blass, fast elegant in seinem schlaffen Zustand. Die Hand jedoch hatte offenbar im Lehm gegraben – alle fünf Fingernägel waren abgebrochen und die Knöchel blutig.
    MaryAnn unterdrückte ein Schluchzen.
    »M-mom, bist … bist du das? Bist du okay?«
    Der Arm zuckte.
    »Es geht ihr gut«, sagte eine kalte Stimme aus der Dunkelheit hinter der Tür.
    MaryAnn wirbelte herum, als eine Faust gegen ihr Gesicht krachte. Die Wucht des Schlages riss sie von den Beinen und schleuderte sie gegen den massiven Türrahmen. Ihr Kopf krachte gegen harten Stein, und sie sank bewusstlos zu Boden.
     
    Die Frau schrie, als der Riese sie von seinem Rücken abschüttelte.
    Sie landete hart, doch sie ignorierte den Schmerz und ging in die geduckte Position eines Ringkämpfers. Sie fletschte die Zähne, bereit, alles zu tun, was notwendig war, um das Mädchen zu beschützen.
    Der Riese griff sich an den blutenden Hals, wo sie ihm den Wundverband heruntergerissen hatte, und heulte auf vor Wut.
    »Du Miststück!«
    »Lass das Kind in Ruhe«, zischte sie.
    »Verdammtes Biest!«
    Die Frau sprang auf ihn zu, doch der Riese war vorbereitet. Mit einer Bewegung, die schneller war, als man es ihm bei seiner Körpermasse zugetraut hätte, nützte der Mann ihren eigenen Schwung, um sie herumzuwirbeln
und sie mit seinem kräftigen Arm am Hals zu packen. Den anderen Arm riss er rasch hoch, sodass sie wie in einem Schraubstock gefangen war, und dann begann er zu drücken.
    Die Augen der Frau traten aus den Höhlen, als ihr der zunehmende Druck die Luftröhre zuschnürte. Sie trat nach ihm, doch der Riese lachte nur, beugte sich zurück und hob ihre Füße vom Boden hoch.
    »Bring sie nicht um«, mahnte eine Stimme von der Tür. »Sie kann uns noch nützlich sein.«
    Der Druck an der Kehle ließ nicht nach, und die Frau spürte, dass sie gleich das Bewusstsein verlieren würde. Helle Funken explodierten hinter ihren Augen.
    »Ich hab gesagt, du sollst sie loslassen, Richard. Du hast schon einmal Mist gebaut.«
    Bevor die Dunkelheit sie umfing, sah sie, wie MaryAnns schlaffer Körper auf das Feldbett geworfen wurde. Ihr Gesicht war verunstaltet und voller Blut.

41
    Das Handy klingelte, und Sam hatte das Gefühl, dass sein Herz aussetzte wie ein stotternder Motor.
    Er meldete sich.

    »Mr. White«, begann die verfremdete Stimme, »ich möchte, dass Sie etwas abliefern.«
    »Okay.« Sam

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