Die Stimme des Daemons
hatte ich die arme Frau ja auch verstümmelt. Alle würden annehmen, dass ich sie auch vergewaltigt hatte.« Mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht fügte er hinzu: »Und es hat wirklich niemand an meiner Schuld gezweifelt.«
»Du hast ihn ausgetrickst«, sagte Sam bewundernd.
»Aber um welchen Preis?«, erwiderte Zack.
»Glaubst du, er hat es herausgefunden?«
Zack winkte ab. »Das habe ich mich auch gefragt, aber ich glaube, es macht für ihn gar keinen Unterschied. Diese Frau hat ihn ja gar nicht interessiert. Er wollte nur meinen Ruf und meine Karriere ruinieren. Er wollte erreichen, dass ich nur noch auf der Flucht bin. Sie war nur ein Mittel zum Zweck; um mich zu brechen.«
»Aber das hat er nicht geschafft«, meinte Sam. »Du kämpfst immer noch.«
Zack wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. »Wenn du denkst, dass ich noch nicht gebrochen bin, Sam, dann siehst du bloß nicht richtig hin.«
39
Als Hogan oben auf der Aluminiumleiter stand, stellte er fest, dass er kein Werkzeug brauchte, um die kleine Kamera abzumontieren. Im Gegensatz zu den Leuchten, die mit dem Stromkreis des Hauses verbunden waren, hatte die Kamera keine Drähte. Sie wurde von einer Batterie mit Strom versorgt und war mit einem kleinen, aber sehr starken Magneten an der Metallplatte befestigt, an der auch die beiden Sicherheitsleuchten angebracht waren.
Hogan zog die Kamera herunter und drehte sie vorsichtig in seinen Händen. Rein äußerlich handelte es sich um ein unscheinbares faustgroßes Kunststoffkästchen mit einem Objektiv und einer kurzen Metallantenne, die an der Seite abstand. Eine winzige Aufschrift verriet, dass das Gerät mit einem leistungsstarken Zoomobjektiv und mit modernster drahtloser Technologie ausgestattet war.
»Hat sie ein Band?«, rief Preston zu ihm hinauf.
»Ich habe so ein Modell noch nie gesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ferngesteuert wird. Wenn ich mich nicht irre, geht das mit einem Computer, der über ein kabelloses Netzwerk Daten senden und empfangen kann.«
»Dann wohnt der Typ, der die Kamera bedient, wohl hier in der Nähe«, meinte Preston.
»Nicht unbedingt. Mit entsprechenden Relaisstationen könnte man die Kamera praktisch von überall in der Stadt aus bedienen. Aber es ist naheliegender, dass er das Ding vom Laptop aus in einem Auto bedient, das irgendwo in der Nähe geparkt ist. Wahrscheinlich hat die Kamera auch einen Schlafmodus, um Strom zu sparen, wenn sie nicht aktiv ist.«
»Dann lässt sich also nicht herausfinden, was die Kamera aufgenommen hat?«
Hogan stieg die Leiter hinunter. »Ich glaube nicht. Ich sehe nirgends einen Schlitz für eine Festplatte oder eine Speicherkarte, aber wir geben sie auf jeden Fall unseren Technikfreaks, damit sie sie auf Fingerabdrücke untersuchen und einen Blick hineinwerfen können.« Er steckte die Kamera in einen durchsichtigen
Plastikbeutel, den er aus der Jackentasche zog. »Wenn sie eine Seriennummer finden, können wir vielleicht denjenigen aufspüren, der sie gekauft hat.«
»Toll«, sagte Preston mit gespielter Begeisterung. »Aber könnten wir das nicht vielleicht morgen machen? Ich finde, ich habe dein Gesicht heute lange genug gesehen.«
Hogan lachte laut. »Du kannst es doch nur nicht mehr erwarten, nach Hause zu kommen und herauszufinden, ob deine Frau bei Jeopardy mogelt.«
Preston runzelte die Stirn. »Ja, du hast mir vielleicht auch noch die letzte kleine Freude im Leben verdorben. Du Arsch.«
40
MaryAnn hörte das Quietschen von rostigen Scharnieren, als die Tür zur Zelle aufging.
Sie setzte sich in Panik auf, und alles in ihr spannte sich an.
»Ruhig, mein Kind.« Die Frau legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter.
MaryAnn starrte auf die Tür, und das heller werdende Lichtviereck blendete sie nach so vielen Stunden in völliger Dunkelheit.
»Ich muss es wissen«, flüsterte sie so leise, dass sich ihre Lippen kaum bewegten.
Als das Rechteck zur Gänze erhellt war, trat der Riese in die Tür und verdeckte das Licht bis auf den Rand. Wie er so von dem Licht umgeben war, sah der Mann wie eine Pappfigur aus.
»Nicht bewegen«, sagte er mit langsamer ruhiger Stimme. »Ich bringe euch Wasser und etwas zu essen.«
»Danke«, sagte die Frau.
MaryAnn sah sie an und runzelte die Stirn. Der Ton der Frau gefiel ihr überhaupt nicht – es klang viel zu dankbar.
»MaryAnn und ich wissen das zu schätzen«, fuhr sie fort. »Nicht wahr, MaryAnn?«
MaryAnn schwieg und fragte sich, warum
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