Die Stimme des Daemons
geringschätzig. »Aber ich sehe auch nicht mehr so aus wie damals. Sie nannten mich den Wikinger. Ich hatte schulterlange Haare in einer Farbe wie Orangensaft.«
Hogan lächelte, als er sich den fast kahlköpfigen Mann mit dem Walrossschnurrbart mit langem rotem Haar vorstellte.
»Das hat sicher spektakulär ausgesehen.«
Walt lachte. »Ja, der Wikinger und Ironman waren die absoluten Chefs damals. Heiße Puppen, Schnaps – verrückte Zeiten waren das.«
»Ironman?« Hogan kam ein plötzlicher Gedanke. »Nicht zufällig Rick Ironwood?«
Walt lachte erneut. »Aber sicher. Sie kennen den Ironman?«
»Ich war gerade in seinem Haus.«
»Nein, im Ernst? Ich habe ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wie geht’s dem alten Mistkerl?«
»Er ist tot. Ermordet«, fügte Hogan hinzu. »Ich habe ihn gefunden.«
»Oh, Scheiße.« Toler atmete keuchend aus. »Ich wollte ihn die ganze Zeit mal anrufen, ein Bier mit ihm trinken. Scheiße. Die Zeit rinnt einem durch die Finger, nicht wahr?« Er schwieg einige Augenblicke. »Irgendeine Ahnung, wer es war?«
»Haben Sie denn eine?«
Toler atmete hörbar ein. »Ich spreche nicht gern schlecht über alte Freunde, aber Ironman hatte Probleme, so viel ich weiß. Er schuldete Leuten Geld. Er hat seinen Stoff gebraucht. Es könnte Hunderte Leute geben, die ihn gehasst haben. Aber er war eigentlich in Ordnung. Es war nur … er ist nie darüber hinweggekommen, dass er es am College nicht geschafft hat.«
»Was ist denn im College passiert?«, fragte Hogan.
»Ach, Scheiße. Seine Leistungen waren nicht so toll. Ironman war großartig auf dem Footballfeld, aber sonst war er nicht gerade der hellste Kopf. Er verlor dann auch sein Stipendium, und das war’s dann.«
»Was war mit Sam White?«
»Wie?«, fragte Toler verwirrt.
»Der Mann, der Sie überfallen hat«, erläuterte Hogan.
»Ah, ja. So hat er geheißen. Na ja, ich weiß nicht viel über ihn, ich habe mich mehr für die Puppen interessiert. Was ist mit ihm?«
»Kann es sein, dass er einen Grund gehabt hat, Ironwood zu hassen?«
»Nicht von der Highschool. Die Sportler und die Theaterleute waren überhaupt nie zusammen. Es kam vielleicht vor, dass ein Sportler glaubte, er wäre ein guter Schauspieler. Aber Ironman hatte sicher kein Interesse. Warum? Glauben Sie, dass der Schauspieler ihn auf dem Gewissen hat?«
»Wir überprüfen alle möglichen Spuren«, antwortete Hogan ausweichend.
»Verdammte Highschool«, sagte Toler nachdenklich. »Das waren vielleicht Zeiten, was?«
»Also, wenn Sie mich fragen«, erwiderte Hogan trocken, »ich habe sie gehasst.«
62
Zack und Sam traten durch die Eingangstür des Schulgebäudes, die Blicke der jungen Leute auf sich ziehend, die auf den Betonstufen hockten. Zwei der Teenager hatten Skateboards, die fast so groß und so breit waren wie sie selbst.
»Siehst du die Skateboards?«, fragte Sam.
Zack zuckte nur mit den Achseln.
»Als sie der letzte Schrei waren, damals in den Siebzigern«, fuhr Sam fort, obwohl es Zack nicht wirklich interessierte, »wenn man da mit einem solchen Brett aufgekreuzt wäre, hätten einen alle ausgelacht. Skateboards waren damals kurz und schmal. Man brauchte ein Gleichgewichtsgefühl wie ein Zirkusartist, um geradeaus zu fahren. Mir waren die Rollschuhe lieber. Da hatte man wenigstens vier Rollen an jedem Fuß, und Mädchen, die einem Anfänger gern halfen, das Gleichgewicht zu halten.« Sam zwinkerte. »Vor allem bei den langsamen Songs.«
»Ich habe beides nie ausprobiert«, sagte Zack verächtlich. »Ich habe nur einmal bei einer Mode mitgemacht – das war, als der Rubik-Würfel so richtig in war.«
Sam lachte spöttisch, ganz in der Erinnerung an alte Zeiten versunken. »Was ist mit Frisbee und der Zeit, als die Ghettoblaster aufkamen? Als alle unten am Strand lagen, sich Pink Floyd und Sabbath reinknallten, ein bisschen Pot rauchten und Kunststücke mit der Frisbeescheibe aufführten.«
Zack blieb stehen, und seine Augen verhärteten sich. »Wir müssen uns konzentrieren, Sam, okay? Lass die Vergangenheit dort, wo sie hingehört. Nicht jeder hatte damals eine Menge Spaß.«
Sam zuckte die Achseln; er wusste, dass Zack recht hatte, aber er hatte nicht die geringste Lust, es zuzugeben.
Er blieb stehen, um sich zu orientieren. Die Eingangshalle teilte die Schule in vier Viertel. Zur Rechten
befand sich die breite Doppeltür zur Sporthalle, links ging es zum Speisesaal. Weiter vorne rechts lag die Aula, von der Sporthalle durch einen
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