Die Stimme des Daemons
Bühne. Sie spielte die weibliche Hauptrolle in Dark of the Moon .« Sam starrte das Foto nachdenklich an. »Wir hatten eine Kussszene in dem Stück, und bei der Premiere erlaubten sich die Jungs einen kleinen Scherz mit mir. Sie gaben mir jede Menge Knoblauch zu essen … Knoblauchwurst, Knoblauch-Dip, lauter solche Sachen. Sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Sie hätte genauso gut einen Schneemann küssen können.«
Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Später kamen wir uns unerwartet näher.«
Zack spannte sich unwillkürlich an. »Auf dem Abschlussfest, nicht wahr?«
»Woher weißt du das?«
»Ich war dort«, antwortete Zack. »Susan hat mich begleitet.«
Sam neigte sich mit seinem Sessel zurück. »Was? Ich dachte, du hättest schon ein Jahr vorher abgeschlossen.«
»Es war die Idee meiner Schwester«, erklärte Zack. »Susan hat einen Begleiter gesucht, und meine Schwester hat es eingefädelt, dass wir zusammen hingingen. Ich wusste, dass Susan mich ein bisschen benutzt hat, aber ich genoss die neidischen Blicke. Jeder Junge hätte sie gern gehabt, und für eine kleine Weile hat sie zu mir gehört. Der Abend verlief gut, bis wir auf der After-Party aufkreuzten und sie dich gesehen hat.«
»Oh Gott. Du hast gesagt, wir wären uns nie begegnet.«
»Das ist lange her«, meinte Zack mit einem Achselzucken. »Es hat sicher nichts mit dem hier zu tun.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich der Einzige bin, der wegen der Nacht damals ein schlechtes Gewissen haben muss.«
»Du?«
»Ich war ein Arsch. Susan verschwand mit dir, ich war sauer und fuhr einfach weg, ohne ein Wort zu sagen. Als die Cops später mit mir sprachen …«
»Die Cops?«, fragte Sam.
Zack runzelte die Stirn. »Du hast es nicht gehört?«
»Was?«
»Susan wurde auf der Party vergewaltigt. Es war damals ein Skandal, aber …« Zack seufzte. »Wenn ich sie nicht allein gelassen hätte …«
»Jetzt erinnere ich mich«, sagte Sam. »Meine Eltern haben es einmal erwähnt, als ich sie anrief, aber ich habe nicht gewusst, dass das in derselben Nacht war, als wir …« Er hielt inne. »Wer hat sie vergewaltigt?«
Zack blickte schuldbewusst zur Seite. »Ich habe das Gerichtsverfahren nicht verfolgt. Ich war auf dem College, und um die Wahrheit zu sagen, ich habe mich geschämt.«
Sam biss sich auf die Innenseite der Wange. »Ist das der Zusammenhang, den wir suchen?«
»Susan und du?«, fragte Zack.
»Und du.«
Zack schüttelte den Kopf. »Ich war für eine Nacht wütend auf euch beide, Sam. Ich kam mir ziemlich
blöd vor, und es hatte mich schwer getroffen, dass Susan sich mit dir eingelassen hat, aber ich hab’s überlebt. Susan und ich haben die Sache zwischen uns auch irgendwann geklärt. Sie ist längst darüber hinweg. Was ich gehört habe, ist sie verheiratet und hat zwei Kinder. Außerdem ist das Gerichtsverfahren lange her, und wir beide hatten damit ja nichts zu tun. Nein, das hier muss von etwas anderem kommen. Etwas, das wir getan haben.«
Zwanzig Minuten später klappte Sam das Jahrbuch frustriert zu.
»Ich weiß einfach nicht, was ich suchen soll«, meinte er. »Wir waren ja nicht irgendeine Bande mit einem verrückten Initiationsritus. Ich war in der Theatergruppe. Die Leute kamen und gingen, manche bekamen Rollen, andere nicht. Diejenigen, die Glück hatten, liebten die Bühne, andere hatten wahrscheinlich einen Hass auf das alles.«
Zack klappte sein Buch ebenfalls zu. »Was hat Davey gemacht?«
»Er war für die Beleuchtung zuständig. Heute geht das mit Computern, aber damals machte man alles mit der Hand. Davey saß an den Lichtreglern und sorgte für die richtigen Effekte. Der Wechsel von Tag und Nacht, ein Scheinwerfer hier und dort, solche Sachen eben.«
»Wie viele Leute haben das gemacht außer ihm?«
»Nur ein paar; manchmal hat er es auch ganz allein gemacht.«
»Warum wurde er als Opfer ausgewählt?«, fragte
Zack. »Er hält sich ja nicht für einen der Götter, wie Ironwood.«
»Nein, er war immer hinter den Kulissen«, stimmte Sam zu. »Er stand nie im Rampenlicht.«
»Wart ihr gute Freunde?«
»Wir waren viel zusammen und hatten eine Menge Spaß.« Er zögerte einen Augenblick und fügte nachdenklich hinzu: »Ich habe den Kontakt nicht aufrechterhalten.«
»Hier geht es nicht um das, was später war«, erinnerte Zack. »In der Highschool wart ihr jedenfalls eng befreundet?«
»Ja«, antwortete Sam und senkte schuldbewusst den Kopf, »wir standen uns nahe. Er war
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