Die Stimme des Daemons
von den Gastarbeitern, die beim Eisenbahnbau und in den Docks gebraucht wurden. Aber diese Zeichen sind weder das eine noch das andere. Wahrscheinlich ist es irgendein Freimaurercode, der von den Erbauern des Tunnelsystems zurückgelassen wurde.«
Zack klopfte an die massive Tür. Das alte Holz schluckte das Geräusch, als hätte er seine Handknöchel in Watte gehüllt.
»Ich schätze, da muss man schon mit einer Keule zuschlagen, damit es da drinnen jemand hört«, meinte Sam.
Bevor Zack antworten konnte, wurde die Tür von einem großen Asiaten geöffnet, dessen muskelbepackte Schultern fast breiter waren als die Tür und dessen Brustmuskeln sich unter dem engen schwarzen T-Shirt abzeichneten.
Der kahl rasierte Kopf des Mannes glänzte in dem kalten Kunstlicht, und das spöttische Lächeln in seinem Gesicht reichte aus, um Normalsterbliche zur Salzsäule erstarren zu lassen.
»Er erwartet uns«, sagte Zack mit überraschend fester Stimme.
56
Der Wächter öffnete die Tür etwas weiter und trat zur Seite, um sie hereinzulassen, doch er ließ einen seiner baumstammdicken Arme an den Türrahmen gelehnt, sodass Zack und Sam sich ducken mussten, um eintreten zu können.
In der dritten Höhle sah sich Sam zu seiner Verblüffung von noch mehr Luxus umgeben. Prachtvolle Vorhänge schmückten die Lehmwände, und der Boden war mit Perserteppichen ausgelegt. An einigen Stellen waren die Vorhänge zurückgezogen und zeigten beeindruckende Ölgemälde von Künstlern, deren Werke sonst nur in Museen zu sehen waren.
Sam starrte auf ein kleines Bild, das eine Meereslandschaft zeigte – ein Gemälde, das genauso aussah wie eines, von dem Sam gelesen hatte, dass es kürzlich aus einer Galerie in Amsterdam gestohlen worden war.
»Sind Sie ein Kunstliebhaber, Mr. White?«, fragte eine raue männliche Stimme.
Ein stämmiger Mann im schwarzen Maßanzug war hinter einem der Vorhänge aufgetaucht. Der Anzug vermochte seine massige Figur nicht zu verbergen. Der Mann war von seinem Körperbau her für die harte Arbeit in den sibirischen Steppen gebaut; er hatte dicke Beine, eine mächtige Tonnenbrust und die größten Hände, die Sam je an einem so klein gewachsenen Menschen gesehen hatte. Obwohl er mindestens zehn Zentimeter kleiner war als Sam, schien der Mann nur so zu strotzen vor Kraft.
»Ist das wirklich ein van Gogh?«, fragte Sam.
»Wahrscheinlich«, antwortete der Mann mit einem Achselzucken. »Ich verstehe selbst nicht so viel davon, aber der Boss mag nun mal seinen Luxus.«
Zack trat vor, um die beiden Männer einander vorzustellen. »Sam, das ist Vadik. Er und seine Tochter wurden von einem gemeinsamen Bekannten in meine Praxis geschickt.«
»Nicht so bescheiden«, erwiderte Vadik. »Dr. Parker hat meiner Tochter das Leben gerettet. Sie hatte schwere Verbrennungen, und die Narben waren...« Es schauderte ihn. »Die Narben waren furchtbar.«
»Aber heute geht es Tasya wieder gut«, fügte Zack hinzu.
»Sie ist sehr schön«, meinte Vadik stolz. »Dank Ihnen. Also kommen Sie, lassen Sie mich Ihnen helfen.«
Vadik führte sie in den hinteren Bereich der Höhle, wo ein massiver hufeisenförmiger Schreibtisch stand, der von vier großen Computermonitoren beleuchtet
wurde. Sie zeigten irgendwelche abstrakten Bildschirmschoner, die Sam an den Film Matrix erinnerten.
Zack und Sam nahmen auf zwei ledernen Lehnstühlen Platz, während sich Vadik auf einen Bürosessel setzte. Der stattliche Wächter blieb bei der Tür stehen, ließ die beiden Besucher jedoch keinen Moment lang aus den Augen.
»Dr. Parker hat mir von Ihrer Notlage erzählt«, begann Vadik. »Und ich möchte Ihnen sagen, dass mir das sehr leid tut. Wenn Sie Waffen oder Leute brauchen, lassen Sie es mich wissen – ich helfe gern. Sie brauchen auch keine Anzahlung zu leisten. Ist das ein faires Angebot?«
Sam nickte.
»Gut.« Vadik klatschte in die Hände. »Also, ich habe gehört, dass Sie 250.000 Dollar brauchen.«
Sam versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm ihm die Situation war.
»Wie mir Dr. Parker berichtet hat«, fuhr Vadik fort, »haben Sie weder die Möglichkeit noch die Absicht, das Geld zurückzuzahlen. Das ist ein unüblicher Wunsch.«
»Bitte, können Sie mir helfen?«, platzte Sam heraus.
Vadik lächelte düster.
»Dr. Parker hat mir auch mitgeteilt, dass Sie, wenn Sie diese schwierige Lage überstanden haben, möglicherweise im Gefängnis sind oder tot. Ist das korrekt?«
Sam blickte zu Zack hinüber. Er saß
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