Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
Vom Netzwerk:
nicht piesacken.«
    Sam akzeptierte diese Sichtweise und sah erneut auf das Wasser hinaus. »Hast du gewusst, was du werden willst – in der Highschool, meine ich?«
    »Im Großen und Ganzen schon«, antwortete Zack. »Ich wusste, dass ich Medizin studieren will, besonders Chirurgie. Aber Computer haben mich auch fasziniert, da ist ja damals ein neues Zeitalter angebrochen. An der Uni habe ich eine Zeit lang beides studiert. Auf die kosmetische Chirurgie habe ich mich dann später spezialisiert. Und du?«
    »Ich habe mir nie vorstellen können, irgendetwas anderes zu sein als Schauspieler«, antwortete Sam. »Ich war so entschlossen, so auf dieses Ziel fixiert, dass ich annahm, es müsste jedem so gehen. Darum habe ich mir auch nie überlegt, wie es sein muss, wenn man nirgends dazugehört.«
    »Du sprichst vom Entführer«, warf Zack ein.
    »Ja, und von Leuten wie Davey. Es kommt mir so vor, als wären sie überhaupt nicht auf den Schulabschluss vorbereitet gewesen. Mit einem Schlag ist das ganze Netzwerk weg, in dem sie gelebt haben. Von einem Tag auf den anderen gehört man nicht mehr zu diesem coolen Club, man ist völlig auf sich allein gestellt. Nach der Schule ging ich sofort nach Hollywood, um ein Star zu werden. Aber was hat Davey gemacht? Er ist immer noch hier, raucht Haschisch, trinkt Bier und macht Unsinn.«

    »Und jetzt sind wir auch wieder hier.«
    Sam hob eine Augenbraue, wie um zu protestieren, ließ es dann aber sein und stieg die Treppe hinunter.
    Unten angekommen, ging er direkt unter die Brücke. Das notdürftig errichtete Lager sah verlassen aus, und die Tonnen, die beim letzten Mal gebrannt hatten, waren dunkel. Hier und dort lugten kalte Augen aus der Dunkelheit hervor, ängstliche Gesichter, unter rußigen Masken verborgen.
    »Ich suche Davey-O«, rief Sam. »Es ist wichtig.«
    In einem Haufen Lumpen begann sich etwas zu bewegen und aufzurichten, und eine vertraute Gestalt kam zum Vorschein. Der Hobbit trat hervor, seinen langen Regenmantel hinter sich her schleifend. In seinem Bart klebten Reste von Eidotter und kleine Stücke einer hellblauen Schale.
    Er blieb direkt vor Sam stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. »Davey will dich nicht sehen. Du hast ihn beim letzten Mal verletzt.«
    »Das ließ sich nicht vermeiden«, beteuerte Sam. »Aber ich habe etwas für ihn. Etwas, das ich ihm versprochen habe.«
    Der Hobbit kniff die Augen zusammen. »Er hat gesagt, du hast sein Buch verbrannt.«
    »Ich will es wiedergutmachen.«
    Der Hobbit räusperte sich und spuckte einen dicken Schleimklumpen auf den Boden. »Warum sollte er dir jetzt noch trauen?«
    »Ich habe ihm etwas versprochen«, beharrte Sam.
    Der Hobbit schnaubte verächtlich. »Ein Versprechen ist hier bei uns einen Scheißdreck wert. Versprechen
kann man schnell etwas, aber kaufen kann man sich nichts dafür.«
    »Ich habe sein Buch«, erklärte Sam. »Ein neues. Ich möchte es ihm geben.«
    »Ich kann es ihm bringen.«
    Sam schüttelte den Kopf. »Ich muss es ihm selbst geben.«
    Der Hobbit zeigte seine dunkelbraunen Zähne. »Weil du noch etwas von ihm brauchst, stimmt’s? Hier gibt es nie etwas umsonst. Auch nicht, wenn’s jemand versprochen hat.«
    Sam wollte etwas erwidern, ließ es aber sein; der Mann hatte recht. »Kannst du ihm etwas von mir ausrichten? Ich komme später noch einmal vorbei.«
    Der Hobbit nickte nicht und schüttelte auch nicht den Kopf. »Wenn er dich sehen will, wird er da sein.«

68
    Im Motel hob Sam den Arm, um Zack zum Stehenbleiben zu bewegen. Die Tür zu ihrem Zimmer stand einen Spalt offen.
    Sam forderte Zack mit einer Geste auf, zurückzutreten, dann duckte er sich und stieß die Tür mit dem Fuß
an. Sie ging quietschend auf, doch drinnen bewegte sich nichts.
    Sam lugte um den Türrahmen herum. Das Zimmer sah so aus, wie sie es verlassen hatten.
    Er richtete sich auf und trat ein. Es gab keinen Platz, wo man sich verstecken konnte, darum schritt er direkt auf das Badezimmer zu und öffnete die Tür mit einem Fußtritt. Leer.
    Als er sich umdrehte, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung war, stand Zack vor dem Fernseher.
    Mit weißem Fettstift war eine einfache Botschaft auf den Bildschirm gekritzelt:
    EINKAUFSZENTRUM MITTERNACHT.
     
    Das Handy klingelte, als Sam am Waschbecken stand und sich mit einem Einwegrasierer die Bartstoppeln aus dem Gesicht schabte.
    Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Haben Sie sich schon Gedanken über das Geld gemacht, Sam?«
    Die elektronisch

Weitere Kostenlose Bücher