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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hatte einen Buckel. Charles seufzte. Er wünschte, er wäre auf der Jagd, denn es war ein schöner Frühlingstag, die Luft war frisch und klar. Alles war besser, als sich diesen Streit um eine kleine Burg mitanzuhören.
    Die Verhandlung nahm ihren Fortgang. Schließlich erklärte Charles den beiden Rittern, er werde über ihre beiderseitigen Ansprüche mit sich zu Rate gehen, und entließ sie mit einer Handbewegung.
    »Mylord«, meldete Robert de Gros, sein engster Freund und Haushofmeister, »da ist ein Engländer, der behauptet, Euch zu kennen. Er sagt, er komme in einer Angelegenheit von größter Dringlichkeit.«
    Charles hob eine seiner dichten kastanienbraunen Augenbrauen. Durch die offene Tür sah er den Ankömmling und sprang auf. »Bei allem, was heilig ist, Graelam de Moreton! Und ich hatte mich schon gefreut, daß man Euch im Heiligen Land das Fell über die Ohren gezogen hätte!«
    Graelam kam herein. Er war erleichtert, daß Charles sich an ihn erinnerte und sogar erfreut schien. »Die Sarazenen können doch einen Engländer nicht umbringen, Mylord«, sagte er.
    Charles packte ihn an den Schultern. »Werdet Ihr es denn nie lernen, Euren Vorgesetzten Achtung zu erweisen, Graelam?«
    »Edward hatte nie einen Anlaß zur Klage«, sagte er gewandt. »Aber woher zum Teufel wißt Ihr, daß ich im Heiligen Land war?«
    Charles lachte. »Euer König Edward hat Schreiber, die für ihn im Unterschied zu seinen ungebildeten Untertanen Briefe versenden. Ich hörte, daß Ihr einer der wenigen seid, die mit Reichtümern beladen aus dem Heiligen Land zurückkehren, Graelam.«
    »Ja«, sagte Graelam, »vielleicht bringe ich sogar einen Edelstein, der den schönen Hals Eurer Gattin schmücken könnte.«
    »Das«, sagte Charles, »ist die beste Nachricht, die ich heute gehört habe. Kommt, Mylord, wir wollen uns zurückziehen, und Ihr könnt mir dann Eure dringende Angelegenheit vortragen.«
    Graelam folgte Charles aus dem mit überladenem Zierrat geschmückten Saal mit den plaudernden Lords und Damen in ein kleines Gemach, in dem nur zwei Stühle und ein Tisch standen. Unterwegs betrachtete Graelam den Franzosen. Das Hofleben, das Charles führt, hat ihn verweichlichen lassen, dachte er. Obgleich er nur fünf Jahre älter als Graelam war, verunzierten Falten des Lasters sein gutgeschnittenes Gesicht, und er hatte auch einen Bauchansatz. Doch seine dunklen Augen sprühten immer noch von Geist.
    Ohne Vorbemerkung überreichte ihm Graelam den Ehevertrag. »Ich habe Kassia de Lorris geheiratet und bin gekommen, Euch als meinem Lehnsherrn den Treueeid zu schwören und um Eure offizielle Genehmigung zu bitten.«
    Zu Graelams Überraschung warf Charles den Kopf zurück und brach in dröhnendes Gelächter aus. »Dieser schlaue alte Fuchs«, sagte er, als er wieder zu Atem kam. »Ach, ich kann es kaum erwarten, Geoffreys wütendes Gesicht zu sehen, wenn er das hört!«
    »Geoffrey de Lacy ist hier?« fragte Graelam.
    »Setzt Euch, Lord Graelam! Und dann erzähle ich Euch, was für ein Hornissennest Ihr aufgestöbert habt.« Charles rief laut nach Wein. »Eure Ankündigung kommt zur rechten Zeit, Mylord«, sagte er freundlich. »Meine Schatztruhen geben nicht mehr genug her.«
    »Das ist bei Euch nichts Neues«, sagte Graelam trocken. »Leider muß ich die Schätze, die ich im Heiligen Land erworben habe, zum Wiederaufbau von Wolffeton verwenden. Zum Ausgleich für Eure Anerkennung meiner Ehe kann ich Euch nur meinen starken Schwertarm bieten sowie Männer zum Schutz Eures Landes. Ich stehe Euch für, sagen wir, zwei Monate im Jahr zur Verfügung. Und Eurer Gattin verehre ich einen Rubin.«
    »Das ist doch schon etwas«, sagte Charles und trank einen Schluck Wein. Aus dem Augenwinkel sah er, daß die Bedienerin in der Nähe der Tür herumlungerte, und dachte verärgert: zweifellos eine Spionin meiner Frau. Doch ein scharfer Blick von ihm ließ das Mädchen verschwinden.
    »Meine Frau will immer alles erfahren«, sagte er leise. »Es würde mich nicht wundern, wenn sie Bescheid weiß, wann meine Eingeweide nach Entleerung schreien!«
    Ungläubig hob Graelam eine Braue. »Ihr, Mylord, steht unter dem Pantoffel einer Frau? Wollt Ihr mir etwa sagen, daß mit dem kommenden Alter meine Männlichkeit schrumpft?«
    »Hier geht es um meine Männlichkeit, die ich mir erhalten muß. Früher hielt ich meine Frau für schön und unschuldig süß. Nun, mich verlangt es immer noch nach ihrem Körper.«
    »Der Körper Eurer Frau gehört Euch

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