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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Blick auf den Mann gerichtet.
    Ormann ging zur Wohnungstür. »Fälle keine hastige Entscheidung, Clarity. Das ist alles, worum ich bitte. Dieser Junge kreuzt unangemeldet nach sechs Jahren auf – wahrscheinlich wird er auf dieselbe Weise verschwinden. Aber ich werde dann noch da sein.«
    »Ich weiß. Ich werde daran denken.«
    Das war nicht viel, aber etwas, und er klammerte sich daran. Der Abend war in keiner Weise verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er ging unbefriedigt und wütend, aber wenigstens hatte sie ihn nicht hinausgeworfen. Sie mochte ihn noch. Waren ihre Gefühle echt, oder spielte sie nur mit verteiltem Risiko?
    »Wir sehen uns im Büro«, sagte er zum Abschied. Sie antwortete freundlich, wenn auch ohne rechte Begeisterung.
    Er hatte einen Fehler gemacht, sagte er sich grimmig, als er den Lift zum Garagendeck nahm. Er hatte einiges unterschätzt: Lynx’ Anziehungskraft, die Tiefe seiner Beziehung zu Clarity, die Stärke ihrer derzeitigen Verbundenheit und, ja, sogar das Ausmaß seiner eigenen Verbundenheit mit der schönen, begehrenswerten Gentechnikerin.
    Ein paar Ohrfeigen hätten ihr vielleicht Verstand beigebracht, überlegte er, als er in seinen luxuriösen Privattransporter stieg und den Autopiloten aktivierte. Nachdem das Gefährt vom Lader in der Garage aufgestiegen war, wendete es und schwebte sanft beschleunigend zur Ausfahrt. Doch wenn er ihr glauben konnte, würde jeder Versuch, sie mit etwas anderem als mit Worten anzugehen, zu einem Eingreifen vonseiten dieses aalglatten, ledrigen Schoßtiers führen. Er musste ein paar Erkundigungen einziehen, sagte er sich entschlossen. Herausfinden, wie viel davon stimmte, was sie ihm über den Minidrachen erzählt hatte, und inwieweit das übertrieben war. Wenn sich die Dinge weiter so entwickelten, wäre es gut, darüber Bescheid zu wissen.
    In der Zwischenzeit, so dachte er, als der Transporter in die Führungsbahn einschwenkte und automatisch beschleunigte, hatte er nicht vor, höflich danebenzustehen und den selbstbewusst-gönnerhaften Zuschauer zu spielen. Dank dieses sonderbaren Gespensts aus der Vergangenheit stand jetzt seine Beziehung zu Clarity auf dem Spiel. Er würde sich nicht zurücklehnen und zusehen, wie sie von einem maulfaulen Konkurrenten zerstört wurde. Der Junge stammte nicht mal von Nur, um O’Morions willen!
    Es gab mehreres, das er tun konnte. Einiges würde Zeit und ein bisschen Mühe erfordern. Eine Sache immerhin ließ sich sofort in die Wege leiten. Das Ergebnis wäre mindestens aufschlussreich, ansonsten aber hoch befriedigend. Er schaltete den Kommunikator ein und nannte einen Namen, der seine Vorgesetzten ebenso sehr überrascht hätte wie Clarity. Nicht jeder, mit dem er beruflich zu tun hatte, war leitender Angestellter oder Wissenschaftler.
    Selbst auf einer so zivilisierten Welt wie New Riviera war es manchmal nützlich, unzivilisierte Individuen zu kennen.
     
    Es nahm ein paar Tage in Anspruch. Während dieser Zeit gab er sich Mühe, im Büro leutselig und zu Clarity so liebenswürdig zu sein, wie es ihm irgend möglich war. Seine Aufgabe wurde erschwert, da sie den verdammten Minidrachen überallhin mitnahm. Es war anstrengend, seine wahren Gefühle unterm Deckel zu halten, selbst wenn er nach außen hin lächelte und scherzte. Ihr konnte er etwas vormachen, dem empathischen Vieh nicht, und Clarity würde die Täuschung an dessen Reaktion erkennen.
    Doch er schaffte es. Sein beruflicher Erfolg gründete sich zum Teil darauf, dass er wusste, wie man das Ego von Firmenpersönlichkeiten massierte und streichelte. Mehr als einmal sah er den Minidrachen drohend in seine Richtung starren, was Clarity meistens nicht bemerkte. Wenn doch, dann dachte er sich eine plausible Erklärung aus und behauptete etwa, er sei verärgert, wie manche geschäftlichen Dinge liefen, oder er habe sich das Knie am Schreibtisch gestoßen.
    Clarity war zu ihm einigermaßen freundlich, besonders nachdem einige Zeit vergangen war und er die unangenehme Auseinandersetzung, die in ihrer Eigentumswohnung stattgefunden hatte, nicht mehr erwähnte. Teils zeigte sie wieder die alte Zuneigung für ihn. Erfreut darüber tat er alles, um sie zu ermutigen. Ihm gelang sogar ein- oder zweimal eine geistreiche Antwort, wenn sie ankündigte, sich nicht mit ihm treffen zu können, weil sie sich um Lynx’ Belange kümmern werde. Kurz, er log mühelos.
    Eine Woche später nahm er denselben Weg durch den Stadtpark, den er während des vergangenen

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