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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Meritusir eine Gesandte der Götter ist. Bitte vergiss das nicht. Berücksichtige es bei deiner Urteilsfindung«, gemahnte er den König, der verschlagen grinste.
    »Das hat mit alledem überhaupt nichts zu tun. Amunhotep wurde wegen des Attentats auf meine Person verurteilt und nicht, weil Meritusir verschwunden oder er ihr gefolgt ist. Das Urteil über ihn wurde gesprochen und von mir bestätigt. Ich entsinne mich, was damals in Abydos gesprochen wurde, Netnebu. Erinnerst du dich an das Versprechen, das ich dir gab?«
    Verwirrt sah Netnebu zum Pharao. »Wovon sprichst du, Majestät?«
    »Ich sicherte dir zu«, half Ramses-Sethherchepeschef Netnebus Erinnerung auf die Sprünge, »dass nie jemand von unserer Unterredung erfahren würde. Sie hat überhaupt nicht stattgefunden ... genau wie jene, die wir gerade führen.« Er schmunzelte über den entsetzten Gesichtsausdruck des Osiris-Priesters und fügte hinzu: »Und ich pflege, mich an meine Versprechen zu halten.«
    Der Dritte Prophet stand wie von einem Blitz des Großen Gottes Seth gerührt und konnte sich nicht bewegen. Er glaubte, seine Ohren hätten ihm soeben einen Streich gespielt, doch des Pharaos verschlagene Miene bestätigte das Gehörte.
    »Majestät ...«, hauchte er und war unfähig, weiterzusprechen.
    »Ich habe noch eine erfreuliche Nachricht für dich«, wechselte Ramses-Sethherchepeschef das Thema. Er griff neben sich, um die Schriftrolle, den Ring und den Amtsstab zu nehmen, die auf dem Tisch zu seiner Rechten lagen. »Ich ernenne dich vom heutigen Tage an zum Zweiten Propheten des Großen Gottes Osiris.«
    Er drückte dem bestürzten Netnebu alles in die Hand und entließ ihn mit einer Kopfbewegung.

FÜNFUNDZWANZIG
     
     
     
     
     
     
     
    Völlig benommen kehrte Chaemwaset nach der Urteilsverkündung in sein Haus zurück und begab sich in seine Gemächer, wo er den Rest des Tages für niemanden zu sprechen war.
    Der Prinz war entsetzt gewesen, als der Wesir die Urteile verkündet hatte, da er nicht glauben konnte, dass Amunhotep einen Mordversuch auf den Pharao verübt haben sollte. Doch selbst wenn es stimmte, durfte dafür sein Sohn nicht mit dem Tode bestraft werden. Usirhotep war ein kleiner Junge, der unter dem Schutz der Götter stand. Niemand in Kemi würde es wagen, sich gegen ein Kind zu vergehen. Das war das schlimmste Verbrechen, das man in den Beiden Ländern begehen konnte.
    Er warf sich auf sein frisch bezogenes Bett und starrte an die Decke.
    Würde sein Onkel diese Urteile unterzeichnen, verginge er sich an der Maat, der kosmischen Ordnung, der göttlichen Regel, der sich jedes Lebewesen unterzuordnen hatte.
    Betrübt schloss er die Augen.
    Kurze Zeit später war er eingeschlafen und begann zu träumen.
    Er befand sich inmitten der Unendlichkeit der westlichen Wüste. Der Sonnengott brannte unbarmherzig auf ihn herab. Überall lagen Leichen verstreut, an denen sich Schakale, Hyänen und Geier gütlich taten. Skorpione und Schlangen tummelten sich zwischen den zerfetzten Körpern der Toten. Verwesung und Tod lagen in der Luft.
    Chaemwasets Blick war starr auf diesen grauenvollen Anblick gerichtet. Er wollte ihn abwenden, doch es gelang ihm nicht.
    Plötzlich bemerkte er eine dunkle Gestalt, die sich ihm unaufhaltsam näherte. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, doch erst als dieses Wesen direkt vor ihm stand, erkannte er es.
    »Ich bin der Große Gott Seth, der Herr über die Wüste und die Fremdländer, über das Chaos und den Donner. Wenn ich zürne, erbebt die Erde. Der Himmel verfinstert sich, und Blitze zerteilen das Firmament. Ich bin aber auch der Beschützer der göttlichen Barke im ewig währenden Kampf gegen die Schlange Apophis. Bewaffnet mit Messer und Speer trete ich ihr entgegen und schütze den König der Götter auf seiner Fahrt durch die Unterwelt. Erst wenn der Horizont, getränkt von Apophis’ Blut, glutrot leuchtet, ist die Gefahr für den Großen Gott Re gebannt.
    Nun sind die Götter erzürnt über das, was in ihrem geliebten Kemi geschieht. Sie haben beraten und erwählen dich, Ramses-Chaemwaset, dazu aus, die Maat wieder über das Chaos zu setzen. Ich wurde beauftragt, dir den Befehl der Götter zu überbringen, denn auch ich habe mich vom Pharao abgewandt – ich, der Große Gott Seth, der Schutzgott von Ramses-Sethherchepeschef.«
     
    * * *
     
    Schlaftrunken blinzelte Bakenwerel ihrem Gemahl entgegen, als dieser schweißgebadet in ihr Schlafgemach stolperte.
    »Was ist

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