Die Strafe des Seth
Gesicht zu sehen, wohingegen sich einige andere über diese Beschuldigung zu empören begannen. Einzig Ptahhotep grinste amüsiert.
»Du bist dreist, Amunhotep!«, stellte Senbi fest. »Du unterstellst dem Gericht, dass es nicht im Sinne der Maat richtet. Das ist ein schweres Vergehen. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich«, wandte er sich seinen Beisitzern zu, »dass die Angeklagten ihre Schuld vehement bestreiten. Wir haben die belastende Aussage des Eje vernommen. Zudem ist sein Selbstmord Eingeständnis genug. Ich glaube somit, dass die Schuldfrage eindeutig geklärt sein dürfte. Es ist völlig einerlei, welcher Dämon von Amunhoteps Herzen Besitz ergriffen hat. War es Hass oder Zorn? Wer weiß das schon. Es zählt einzig und allein die Tatsache, dass er sich von seinen niederen Gefühlen leiten ließ, ein hinterhältiges Attentat auf Seine Majestät in Auftrag zu geben. Hinzu kommt, dass er zwei weitere Menschen mit in diese schreckliche Sache verwickelt hat. Befinden sich die Beisitzer in der Lage, ein Urteil zu fällen?«
Unbehaglich rutschten die Befragten auf ihren Hockern hin und her. Nur zögernd erfolgte ihr Nicken. Um die Wankelmütigen zu überzeugen, schenkte Senbi ihnen einen strengen Blick, der einige bedeutend eifriger nicken ließ. Dennoch waren nicht alle eingeschüchtert.
Der Oberste Richter Thebens und Prinz Merenptah stimmten für unschuldig. Diesem Urteil schlossen sich Prinz Chaemwaset und sein Amtskollege, der dritte Amun-Prophet, an. Die anderen sechs Beisitzer hingegen befanden sowohl Amunhotep als auch seinen Haushofmeister für schuldig im Sinne der Anklage und forderten ihren Tod.
Der Wesir stimmte ihnen zu und ordnete an, dass die Leiber in die westliche Wüste geschafft werden sollten, wo sich die Raubtiere um sie kümmern würden. Zudem sollten die Namen der Verurteilten aus allen Inschriften und Dokumenten getilgt werden.
Doch es kam noch schlimmer.
»Seine Majestät ist aufgebracht und zornig«, fuhr Senbi fort, »dass ihr euch an seiner göttlichen Person vergehen wolltet. Er befahl mir, die volle Härte des Gesetzes auszuschöpfen, damit es zukünftig jeden anderen davon abhalten wird, die Hand gegen den Herrn der Beiden Länder zu erheben.«
Er sah von einem Angeklagten zum anderen, und sein Blick verweilte auf Hekaib. »Aus diesem Grund werden deine Frau und deine Kinder zu lebenslanger Zwangsarbeit und Leibeigenschaft im Dienste des Pharaos verurteilt. Sie sollen auf die Güter des Landes verteilt werden, auf dass sie sich nie mehr wiedersehen. Nach ihrem natürlichen Tod werden auch ihre Leiber der Zerstörung preisgegeben, sodass die Götter sie nicht finden können.«
Gequält heulte Hekaib auf und sackte in sich zusammen.
»Und nun zu dir, Amunhotep«, fuhr Senbi fort. »Du bist der schlimmste Frevler. Dein Herz ist vergiftet von den bösen Dämonen, die von ihm Besitz ergriffen haben. Du gabst den Befehl, den lebenden Horus zu töten. Allein deine Macht und dein Reichtum brachte über andere Menschen Unglück und Leid. Verblendet von seinem Gehorsam dir gegenüber, verging sich dein Haushofmeister an Seiner Majestät. Geblendet von deinem Gold ließ Eje den Felsbrocken ins Tal stürzen, der um ein Haar den Pharao getötet hätte. Das sind die Gründe, warum deine Familie die härteste Strafe ereilen wird.«
Senbi straffte die Rückenmuskeln und saß schnurgerade auf seinem Stuhl. Es freute ihn ungemein, dass er Amunhotep seine Macht vor Augen führen konnte. Er hatte es nicht geschafft, sich an Meritusir zu rächen. Sollten ihr Mann und ihr Bastard nun dafür leiden.
»Im Jahr eins, am einundzwanzigsten Tag des dritten Monats der Überschwemmung, unter der Herrschaft Seiner Majestät, der von der Biene und von der Binse, Usermaatre Achenamun Ramses-Sethherchepeschef Meriamun, dem es gewährt sein möge, wie sein Vater Re ewig zu leben, und im Namen der Göttin Maat ergeht folgendes Urteil.
Usirhotep, der Sohn des Hauptbeklagten und für schuldig befundenen Amunhotep wird zum Tode verurteilt. Sein Körper soll den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen werden, sein Name und seine Bildnisse werden getilgt, damit er niemals von den Göttern gefunden wird.
Alle Urteile werden durch mich dem Pharao zur Bestätigung vorgelegt. Erst dann sind sie rechtsgültig und dürfen vollstreckt werden.«
Entsetztes Raunen wehte durch den Saal, durch das Amunhoteps gequälter Aufschrei klang.
»Du Wahnsinniger!«, brüllte er und sprang auf die Beine. Weit kam er nicht. Sofort
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