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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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niemandem darüber gesprochen, weil ich Angst davor habe, doch er lässt mir einfach keine Ruhe. Seit dieser Nacht bekomme ich kein Auge mehr zu.« Er atmete tief durch und suchte nach den rechten Worten. »Mir erschien Seth. Er befahl mir, die Maat wieder über das Chaos zu setzen. Er sagte, dass die Götter erbost wären über das, was in den Beiden Ländern geschieht, und dass sie mich auserwählt hätten, dieses zu ändern. Der Große Gott meinte, er hätte sich vom Pharao abgewandt. – Was hältst du von diesem Traum?«
    »Ich bin kein Traumdeuter, Hoheit, doch wenn du es wünschst, werde ich diese befragen.«
    »Nein, das will ich nicht. Es handelt sich hier nicht um einen gewöhnlichen Traum. Ich bin zu dir gekommen, weil ich weiß, dass du immer treu und ergeben zum Herrn der Beiden Länder gestanden hast, doch ...« Chaemwaset biss sich auf die Unterlippe und sah Nesamun fest in die Augen. »Wir beide sind nicht so verblendet wie der Rest des Volkes. Wir haben ein Wissen, das uns das Leben kosten könnte. Wir sind über Dinge informiert, die die meisten nicht einmal erahnen. Du hast eines der mächtigsten Ämter inne, ich stamme aus königlichem Geblüt. Wir beide gehören zu den wenigen Menschen, die Einblick in Bereiche haben, die anderen verschlossen bleiben. Zudem wirst auch du dank deiner Freundschaft mit Nehi über Sachen unterrichtet sein, die du eigentlich nicht unbedingt wissen dürftest. Was also glaubst du, hat dieser Traum zu bedeuten?«
    Nesamun saß mit verschlossenem Gesichtsausdruck hinter seinem Arbeitstisch und starrte Chaemwaset an. »Ich denke, du bedarfst nicht meiner Traumdeutung, Prinz. Deine Worte haben mir gezeigt, dass du genau weißt, was dein Traum zu bedeuten hat. Du willst von mir die Bestätigung dafür, weil du Angst vor den Folgen hast.«
    Der Nomarch seufzte ertappt. »Ja, Nesamun, so ist es. Ich fürchte mich vor den Folgen. Doch was würdest du an meiner Stelle tun?«
    Nachdenklich zog der Hohepriester die Stirn in Falten. »Ich kann dir darauf keine Antwort geben, denn mit meinem Sohn und meinem Enkel stirbt heute Nacht auch mein Lebenswille.« Er sah hinüber zu der Statue des Amun-Re, die in einer Ecke des Arbeitszimmers stand. »Ich glaube, dass ich derzeit zu allem fähig wäre, wenn ich dadurch Amunhotep und Usirhotep retten könnte, aber diese Antwort wird dir sicher nicht weiterhelfen.« Er lächelte matt. »Du hast noch eine Familie, Chaemwaset. Deshalb überlege gut, was du tust. Wir beide sind uns darüber einig, was wir von Ramses-Sethherchepeschef halten sollen, doch er wurde in Opet-sut gekrönt ... Ob nun rechtmäßig oder nicht, das sollen die Götter entscheiden.«
    »Sie haben entschieden, Nesamun.« Chaemwaset straffte den Rücken. »Anderenfalls wäre mir nicht Seth im Traum erschienen. Das Urteil, welches über Amunhotep und deinen Enkel, aber auch Hekaib gefällt wurde, hat sie erzürnt. Warum aber mussten sie gerade mich erwählen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Hoheit.«
    Nesamuns Gedanken schweiften ab zu Meritusir, die ebenfalls von einem Gott erwählt worden war. Ihre Aufgabe bestand jedoch darin, dem Pharao zu dienen, wohingegen der Prinz diesen stürzen sollte.
    »Ich weiß nicht, ob ich fähig bin, Seths Befehl zu gehorchen«, riss Chaemwaset Nesamun aus seinen Überlegungen. »Würdest du mir dabei helfen, wenn ich dich darum bitten würde?«
    »Was, ich?« Verstört sah der Erste Prophet Chaemwaset an. »Ich habe zwar gesagt, dass ich zu allem fähig sei, doch soll ich ...?« Nesamun wollten nicht einmal die Worte über die Lippen kommen.
    »Natürlich nicht«, erwiderte der Prinz. »Ich brauche dich als meinen Verbündeten. Es ist mir zwar ein Rätsel, wie ich die Maat über das Chaos setzen soll, ohne die Hand gegen den Pharao zu erheben, doch vielleicht geben mir die Götter ein weiteres Zeichen.«
    Nachdenklich strich sich Nesamun über den kahl rasierten Kopf. »Morgen wollte ich mein Rücktrittsgesuch beim Pharao einreichen. Ich fühle mich zu alt, um ihm weiterhin dienen zu können. Ich bete nur, dass er meinen Bruder oder dich zu meinem Nachfolger ernennt. Hauptsache, es ist keiner seiner zwielichtigen Beamten.« Er drückte das Rückgrat durch und sah dem Prinzen fest in die Augen. »Solange du nicht von mir verlangst, dass ich den König eigenhändig in den Schönen Westen schicken soll, will ich dir helfen, Hoheit, doch dafür erbitte ich deine Hilfe.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ramses-Sethherchepeschef hat

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