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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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würde.
    Er räusperte sich und berichtete wahrheitsgetreu, was sich nach dem Eintreffen der Botschaft zugetragen hatte.
    »Und du glaubst wirklich, dass die Zweite Prophetin wieder zu den Göttern befohlen wurde?«, fragte Ramses-Sethherchepeschef.
    »Ja, Majestät. Anderenfalls hätte sie den Tempel und ihre Familie nie verlassen.«
    Der Pharao schmunzelte. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass dir Amunhotep und Meritusir das alles nur vorgespielt haben könnten? Vielleicht wollten sie, dass du glaubst, sie müsste gehen. Vielleicht sind die beiden geflohen, als sie hörten, dass ich nach Abydos komme. Immerhin gaben sie am Abend zuvor ein Fest, welches man als Abschiedsfest betrachten könnte.«
    Verblüfft starrte der Dritte Prophet zum Pharao. »Warum sollten sie das tun?«
    »Aber, Netnebu. Du bist doch Amunhoteps Freund. Sicher wirst du wissen, dass der Hohepriester und ich uns nicht sehr gut leiden können, weil wir beide dieselbe Frau begehren. Meritusir hat zudem stets und ständig herumerzählt, dass ich sie noch immer lieben würde und zur Gemahlin wolle.« Er machte eine kurze Pause und musterte den Priester, der ihm interessiert zuhörte. »Ehrlich gestanden hat sie damit sogar recht. Für mich sieht es demnach eher nach einer geplanten Flucht aus. Oder siehst du das anders?«
    »Ich weiß es nicht, Majestät, doch glaube ich es nicht. Meritusirs Aufgabe ist in Abydos beendet. Nun kehrt sie zum Großen Gott Osiris zurück.«
    »Hat sie das so zu dir gesagt?«
    »Nein, Majestät. Sie sagte nur, dass sie dringend verreisen müsste, doch ihre letzten Worte waren:
Ich muss gehen.
«
    »Das sagt noch gar nichts, Netnebu, aber vielleicht hast du recht.« Grübelnd massierte sich Ramses-Sethherchepeschef die Nasenwurzel. »Vielleicht ist Meritusir zu Osiris zurückgekehrt. Wir werden es erfahren, wenn wir Amunhotep gefunden haben. Finde ich allerdings beide, steht fest, dass sie zusammen geflohen sind, denn sie haben ihren Sohn mitgenommen, obwohl er sonst immer in deiner Obhut in Abydos bleibt, wenn die beiden auswärts beschäftigt sind.«
    »Usirhotep befindet sich in Theben bei Nesamun«, erwiderte Netnebu kleinlaut und sprach in Gedanken ein kurzes Gebet, dass er damit keinen Fehler begangen hatte.
    »In Opet-sut also ...« Ramses-Sethherchepeschef schmunzelte innerlich. Allmählich erfuhr er von Netnebu alles, was er wissen wollte. »Ich werde es nachprüfen, doch nun gehe und bereite alles für die kommenden Tage vor. Ich gedenke, in einer Woche meine Reise in den Süden fortzusetzen. Bis dahin werde ich mich in den Tempel zurückziehen, um zu Osiris zu beten und ihm Opfer darzubringen.«
    »Ich bitte dich inständig, verurteile Amunhotep nicht, nur weil er seiner Gemahlin auf ihrer letzten Reise gefolgt ist, und ...« Netnebu schluckte hörbar und nahm all seinen Mut zusammen. »... und bitte, Majestät, räche dich nicht an ihm, weil Meritusir nun für dich unerreichbar ist.«
    »Keine Angst, Netnebu. Was denkst du von mir? Ich bin der Pharao, der Wächter der Maat.«
    Hoffentlich!, dachte Netnebu, hielt aber den Mund.
    Er machte seinen Kniefall und begab sich innerlich aufgewühlt in sein Haus. Seinem Hausverweser befahl er, niemanden vorzulassen. Er wollte ungestört sein, um nachdenken zu können.
    Die Worte des Pharaos gingen ihm nicht aus dem Sinn. Er konnte nicht glauben, dass Amunhotep und Meritusir geflohen waren, obwohl Ramses-Sethherchepeschefs Begründungen einleuchtend waren.
    Tags zuvor hatte er die Einladung in das Haus seines Freundes erhalten, und freudig hatten er und seine Gemahlin zugesagt. Zudem hatte Amunhotep darum gebeten, dass er seinen jüngsten Sohn mitbringen solle, damit es Usirhotep nicht so langweilig werde würde.
    Das war sicherlich nicht ungewöhnlich und kam öfter vor. Gestern Abend jedoch hatte Meritusir mehr als einmal Erlebnisse aus der Vergangenheit angesprochen, sie hatte regelrecht in ihren Erinnerungen geschwelgt. Netnebu war es fast so erschienen, als ginge sie ihr Leben in den Beiden Ländern noch einmal gedanklich durch. Von ihrer Abreise allerdings hatte sie kein Sterbenswörtchen gesagt – nicht einmal Amunhotep schien davon gewusst zu haben. Oder gehörte das alles tatsächlich zu ihrem Plan?
    Schnell verwarf er diesen Gedanken. Amunhotep und Meritusir waren seine Freunde. Er konnte und wollte einfach nicht glauben, dass sie ihn so hintergangen hatten. Außerdem hatte selbst Ramses-Sethherchepeschef die Möglichkeit eingeräumt, dass es

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