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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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keine Flucht sein könne. Und er hatte eingestanden, noch immer in Meritusir verliebt zu sein, ein Umstand, der Netnebu zwar vage bekannt war, den er aber nie wirklich hatte glauben wollen.
    Er erhob sich von seinem Stuhl, ging zu dem kleinen Schrein in der Ecke des Zimmers und öffnete ihn. Dann kniete er nieder und begann, für die beiden Priester und ihren Sohn zu beten.
    Ramses-Sethherchepeschef hingegen ließ sofort den Oberst seiner Leibwache kommen und befahl ihm, dass Prinz Merenptah den beiden flüchtigen Priestern auf einem Schnellsegler folgen sollte, um sie gefangen zu nehmen.
     
    * * *
     
    Unter dem Gefolge des Pharaos befand sich auch Prinz Prehi, der sich darauf freute, seinen Halbbruder Chaemwaset in Theben wiederzusehen.
    Als der Nomarch von der Ankunft des Königs in der südlichen Königsstadt erfuhr, lud er Prehi und dessen Gemahlin zu einem gemütlichen Abend ein. Nach dem gemeinsamen Essen zogen sich die beiden Männer in Chaemwasets Arbeitszimmer zurück, um sich ungestört unterhalten zu können. Es gab Dinge, über die Prehi mit seinem Halbbruder unter vier Augen sprechen musste.
    »Was ist los, Prehi?«, hob der ältere der beiden Brüder an, nachdem sich die Tür hinter einer Dienerin geschlossen hatte. »Es scheint mir so, als seiest du bedrückt.«
    Prehi nickte. »Das bin ich auch, Chaemwaset.« Er nahm eine dunkle Traube und betrachtete sie von allen Seiten, bevor er sie sich in den Mund schob. »Seit Sethis Thronbesteigung muss ich immer wieder an die Worte der Zweiten Prophetin des Osiris denken. Sie sprach sie, nachdem wir die schreckliche Nachricht erhalten hatten, dass unser Bruder zu den Göttern gegangen ist.« Er griff nach einer weiteren Traube, während sein Blick zu Chaemwaset wanderte, der ihn fragend ansah. »Meritusir stellte die Behauptung auf, dass Ramses ermordet worden sei, wofür sie einen Tadel von mir erhielt, doch irgendwie kann ich ihre Worte nicht vergessen. Was ist, wenn sie tatsächlich recht hat?«
    »Du meinst, Ramses wurde ermordet?« Chaemwaset war entsetzt und bestürzt zugleich. »Es ist gefährlich, was du da sagst. – Wer sollte diese frevelhafte Tat begangen haben?« Betroffen fuhr er sich übers Gesicht. »Ich habe nach Ramses’ Tod mit Irinefer gesprochen. Er hat mir bestätigt, dass der Kampf bereits zu Ende war. Ramses ist zu ihm auf den Wagen gestiegen. Seine Leibwache hat ihn dicht umringt. Zugegeben, auch mir ist es bis heute ein Rätsel, wie sich ein feindlicher Krieger so nah an Ramses heranschleichen konnte, ohne dass die Getreuen es bemerkt haben. Dass er aber ermordet wurde, kann ich nicht glauben.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil niemand es wagen würde, die Hand gegen den lebenden Horus zu erheben. Ich war in diesem Kampf dabei, Prehi. Durch den aufgewirbelten Staub konnte man die Hand nicht vor Augen sehen. Auch wenn ich gerade sagte, dass es mir unbegreiflich erscheint, wie sich ein feindlicher Krieger an Ramses heranpirschen konnte, wahrscheinlich war es so. Die Getreuen haben ihn nicht bemerkt.«
    »Aber nur vielleicht, und das lässt mich nicht ruhen. Was ist, wenn sich unter Ramses’ Männern ein Verräter befunden hat? Ich habe mit Merenptah gesprochen. Ich wollte von ihm wissen, ob neue Krieger in Pharaos Leibgarde aufgenommen wurden. Er erzählte mir, dass es tatsächlich zwei Männer gab. Sie wurden drei Monate, bevor es zum Krieg gekommen ist, wegen ihrer Tapferkeit und ihres Wagemuts Ramses’ Getreuen zugeteilt.«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«, fragte Chaemwaset, dessen Misstrauen geweckt war.
    »Nein. Sie haben nach der Thronbesteigung unseres Onkels den Dienst quittiert und sind spurlos verschwunden. Ich habe leider zu spät erfahren, dass es die beiden gibt.«
    »Waren es fremdländische Söldner?«
    »Ja«, erwiderte Prehi. »Das ist aber nicht ungewöhnlich, wie du weißt. Die meisten Getreuen stammen aus den Fremdländern, doch dass genau diese beiden Krieger nicht mehr auffindbar sind und gleich nach Sethis Thronbesteigung ihren so begehrten Posten aufgegeben haben, gibt mir zu denken.«
    »Vielleicht wollten sie nicht unserem Onkel dienen«, gab Chaemwaset zu bedenken.
    Prehi widersprach seiner Annahme. »Und warum sind sie fort? Jeder Söldner, der aus Pharaos Leibgarde ausscheidet, erhält Land, Diener und Kriegsgefangene. Damit zeigt der König ihm seinen Dank für seine Dienste. Das gilt auch für einen neuen Herrscher, der die Leibwache des zu den Göttern gegangenen Königs auflöst, wenn er derer

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