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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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nicht mehr bedarf. Warum also sind diese beiden Männer spurlos verschwunden?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht gefiel es ihnen nicht in den Beiden Ländern, und sie wollten in ihre Heimat zurück. Es beweist noch lange nicht, dass unser Bruder ermordet wurde, auch wenn eine Priesterin das meint.« Nachdenklich starrte Chaemwaset vor sich auf den Tisch, wo neben einer Schale mit Obst ein Krug Bier und zwei Trinkschalen standen. »Möchtest du?« Er griff nach dem Bier und wollte Prehi einschenken, doch dieser lehnte ab. Also zog es auch Chaemwaset vor, sich zu enthalten.
    »Du weißt noch nicht alles«, fuhr Prehi fort und senkte den Blick. »Meritusir verdächtigte unseren Onkel, den Thron an sich reißen zu wollen. Sie beschwor Hori, umgehend nach Per-Ramses zurückzukehren, doch unser Neffe lehnte ab.«
    »Das ist doch Unfug«, entrüstete sich Chaemwaset. »Selbst wenn Sethi vorgehabt hätte, den Thron zu besteigen. Woher hätte er ahnen sollen, dass Hori von einem Tier angefallen und getötet wird? Oder willst du behaupten, dass er auch damit etwas zu tun haben könnte?«
    Prehi verneinte. »Das sicher nicht. Das war ein tragischer Unfall. Aber Sethi könnte darauf spekuliert haben, dass Hori es nicht rechtzeitig schafft, in Abydos zur Beisetzung seines Vaters zu erscheinen. Und wahrscheinlich hätte er es auch nicht geschafft. Erst als Sethherchepeschefs Botschaft kam, dass er gedachte, sofort nach der Trauerzeit aufzubrechen, ließ sich Hori dazu bewegen, ebenfalls in den Süden zu segeln ...« Eindringlich ruhte Prehis Blick auf Chaemwaset. »Doch wie du weißt, hatte unser Onkel gelogen. Er schrieb, dass er nicht vor Ende des dritten Monats der Überschwemmung Ramses’ Mumie in sein Westliches Haus bringen würde, doch das Ritual der Mundöffnung fand bedeutend früher statt. Du selbst warst dabei.«
    Chaemwaset nickte bedächtig. »Auch ich wäre um ein Haar zu spät in Abydos erschienen. Sethi ließ mir eine Nachricht zukommen, in der er mir befahl, sofort nach Buhen aufzubrechen, um mich über die Lage in unseren südlichen Landesteilen zu informieren.« Nachdenklich spielte er mit dem Ring an seiner rechten Hand. »Die Beisetzung sollte in der Tat später stattfinden. So schnell, wie Sethi mit dem Trauergefolge nach Abydos gereist ist, hätte ich es eigentlich niemals schaffen dürfen. Es gelang nur, weil die Überschwemmung länger als sonst gedauert hat. Dank der starken Strömung kehrte ich schnell nach Theben zurück.«
    »Schneller, als unserem Onkel lieb gewesen sein dürfte, denn du hast Abydos am Morgen der Beisetzung erreicht.« Prehi machte eine Pause und musterte seinen Bruder. »Seit jenem Morgen frage ich mich allerdings, warum du Sethi nicht daran gehindert hast, die Mundöffnung vorzunehmen. Warum, Chaemwaset?«
    Genervt verdrehte der Nomarch des thebanischen Gaus die Augen. »Bitte, Prehi! Bin ich jedem Rechenschaft über mein Handeln schuldig? – Nubchesbed, Nehi, Nesamun, Bakenwerel, meinen Söhnen ... und nun auch noch dir? – Was hättet ihr an meiner Stelle getan?« Chaemwaset hatte die Stimme erhoben, war aufgesprungen und durchmaß mit langen Schritten aufgebracht den Raum. »Sethherchepeschef war nach Horis Tod der rechtmäßige Regent. Hätte ich mich gegen ihn gestellt, wäre Kemi noch tiefer ins Chaos gestürzt worden, allerdings ...«, er blieb stehen und sah seinem Bruder fest in die Augen, »... hätte ich vorher geahnt, was für Männer Sethi in die höchsten Ämter des Landes beruft, hätte ich vielleicht anders gehandelt!« Er setzte sich wieder Prehi gegenüber hin. »Sethherchepeschef hat zum Tode verurteilte Verbrecher begnadigt und sie mit den mächtigsten Ämtern betraut. Ein Frauenschänder ist unser neuer Wesir, der Oberste Schatzmeister unseres erlauchten Pharaos ein Hochverräter.«
    »Das stimmt, Chaemwaset«, pflichtete ihm sein Bruder bei. »Dafür mussten gute und treue Beamte wie Nehi, Nefertem, dein Sohn und Thotmose weichen. Und vergiss nicht seine Große Königliche Gemahlin. Bintanat wurde von Ramses wegen falscher Beschuldigungen und Meineid in den Harim Mer-ur verbannt, doch Ramses-Sethherchepeschef hat sie ebenfalls begnadigt, um sich durch sie seine Legitimation für die Doppelkrone zu stärken.«
    Chaemwaset nickte zähneknirschend. »Ja, Prehi, doch das hätte ich nicht vorhersehen können.«
    Verlegen senkte der General der Ptah-Division den Blick. »Verzeih, wenn es sich so angehört haben sollte, als ob dich die Schuld an

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