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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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allem trifft. Ich habe mich während der Reise in Memphis mit Nehi getroffen. Der ehemalige Wesir erzählte mir, dass alles Korn, welches unser Onkel so freimütig unter das Volk verteilt, aus seinen privaten Lagerhäusern in und um Byblos stammt.«
    »Getreide, das den Tempeln gestohlen wurde«, fügte Chaemwaset hinzu. »Soweit mir bekannt ist, hatte unser neuer Schatzmeister die Finger im Spiel.«
    »Genau, Chaemwaset, und niemand anderes als unser neuer Wesir war der Verwalter der syrischen Speicher! Ist es deshalb so abwegig, wenn Meritusir behauptet, Ramses wäre ermordet worden?«
    »Nachdem ich das nun alles gehört habe und mir daraus ein Gesamtbild zusammenfügen kann, sicher nicht. Zugegeben, ich wusste zwar durch meinen Sohn von der Nachricht, die bei Nacht gefunden wurde und von einem Senbi stammte; dennoch hätte ich niemals geglaubt, dass Ramses ermordet werden soll.«
    »Das hat sicher niemand«, stimmte Prehi ihm zu. »Deinen Worten entnehme ich, dass inzwischen auch du die Möglichkeit in Betracht ziehen kannst, dass unser Bruder ermordet wurde?«
    Chaemwaset bejahte. »Doch was nutzt uns unser Wissen? Der Großteil der Menschen liebt und verehrt Ramses-Sethherchepeschef. Er gibt ihnen zu essen, wohingegen sie unter Ramses hungern mussten. Kaum jemandem ist bekannt, dass Ramses’ Speicher riesige Löcher hatten, durch die das wertvolle Getreide in die Lagerhäuser unseres neuen Herrschers geflossen ist. Alle sehen in Ramses-Sethherchepeschef den Retter aus der Not. Niemand würde uns glauben, wenn wir erzählen würden, was wir wissen und ahnen. Man würde uns wegen Hochverrats hinrichten und unsere Körper den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen.«
    »Das widerspricht der göttlichen Ordnung, Chaemwaset. Das ist wider die Maat! Doch ich stimme dir zu: Niemand würde es uns glauben.« Betrübt schüttelte Prehi den Kopf und griff nun doch nach dem Krug, um sich und Chaemwaset Bier einzuschenken. »Weißt du eigentlich, dass sich Amunhotep und seine Gemahlin kurz vor Ramses-Sethherchepeschefs Eintreffen in Abydos auf eine Reise nach Edfu begeben haben?« Um Prehis Mundwinkel begann es zu zucken. Ein schadenfrohes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, während sein Bruder überrascht den Kopf schüttelte. »Netnebu sagt, sie wollten an einem Fest zu Ehren des Horus teilnehmen, doch der Pharao schickte ihnen sofort ein paar Getreue hinterher, die die beiden Priester zurückbringen sollen.«
    »Und warum?«
    Prehi beugte sich zu seinem Bruder und sprach in gedämpftem Ton weiter. »Es wird am Königshof gemunkelt, dass der Pharao Meritusir zu seiner Gemahlin machen will.«
    Bestürzt hielt Chaemwaset die Luft an. »Mir ist zwar bekannt, dass unser Onkel früher in die Zweite Prophetin verliebt war, bevor sie Amunhotep geehelicht hat. Ich hätte aber niemals gedacht, dass er sie noch immer begehrt. Zudem verstößt es gegen Recht und Gesetz, wenn er eine verheiratete Frau zu seiner Gemahlin machen will.« Verzweifelt schüttelte er den Kopf. »Wo habe ich bloß meine Augen gehabt, dass mir das alles entgangen ist? Ramses hatte mich seinerzeit beauftragt, Sethherchepeschef gut zu überwachen. Er hat sich aber nie etwas zuschulden kommen lassen – zumindest war so mein Eindruck. Also sagte ich unserem Bruder, dass er sich getäuscht haben müsse. Ramses schenkte Sethi daraufhin erneut sein Vertrauen.«
    »Was beweist, dass auch Ramses Sethi nicht durchschaut hatte und damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat«, fügte Prehi hinzu.
    »Das stimmt«, gab Chaemwaset betrübt zurück. »Wohin soll das noch alles führen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bete täglich zu Amun-Re, dass er dem endlich Einhalt gebietet und wieder die Maat über das Chaos setzt. Spätestens dann, wenn Ramses-Sethherchepeschef eine verheiratete Frau, eine Dienerin des Osiris, an seine Seite befiehlt und sie schändet, werden die Götter nicht mehr die Augen verschließen können. Spätestens dann müssen sie über ihn richten.«
    »Möge aus deinem Mund die Weisheit um die Zukunft der Beiden Länder fließen!«
    »Danke, Chaemwaset, doch diese Ehre sollte dir zuteilwerden, falls der Horusthron wieder einmal verwaist im Königspalast von Per-Ramses steht.« Prehi schenkte seinen Bruder ein schiefes Grinsen und trank ihm zu.

EINUNDZWANZIG
     
     
     
     
     
     
     
    Amunhotep hatte seinen Ruderknechten alles abverlangt, doch erst fünf Tagesreisen hinter Theben konnte er seine Frau einholen, denn auch Meritusir hatte

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