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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Kohol umrandeten Augen zu. »Wie weit seid ihr mit dem Bauvorhaben?«
    »Das Haus der Ewigkeit wurde verschlossen, und die Statue des Gottes steht an ihrem Platz. Es sind alle Säulen bis hinauf zur Decke aufgeschichtet. Einzig das Dach wurde noch nicht geschlossen.«
    »Also könnte man sagen, dass es im Inneren nicht mehr wie auf einer Baustelle aussieht, wenn man das Loch in der Decke vergisst?«
    »Ja, Majestät. Alles wurde aufgeräumt, gesäubert und mit dem Wasser aus dem Heiligen Becken besprengt.«
    »Dann befehle ich, die Öffnung in der Decke mit Stoffbahnen oder Palmwedeln zu verschließen, damit ich morgen zumindest den Eindruck habe, ich würde mich im geheimsten Teil eines Heiligtums befinden!«
    »Es wird alles so geschehen, wie du es befiehlst.«
    Aufmerksam musterte Ramses-Sethherchepeschef Netnebu. »Wurde im Gau Abydos noch nicht mit der Ernte begonnen? Ich konnte während meiner Fahrt nicht einen gebeugten Rücken auf den Feldern des Gottes sehen.«
    »Das ist richtig, Majestät. Als wir erfuhren, dass du unsere Stadt und das Heiligtum besuchen willst, haben wir gewartet, damit du symbolisch den Schnitt der ersten Ähre vornehmen und den Göttern ein Opfer darbringen kannst. Dann können wir auch im kommenden Jahr mit einer solch guten Ernte rechnen, wie sie in diesem ausfallen wird.«
    »Meinetwegen, ich werde es tun.« Geschmeichelt lächelte Ramses-Sethherchepeschef. »Morgen ist der erste Tag des ersten Monats der Ernte. Nach der Opferzeremonie im Tempel meines vergöttlichten Bruders werde ich eigenhändig die erste Ähre schneiden und sie dem Gott Min darbringen. Bereite alles dafür vor!«
    »Danke, Majestät, du bist zu gütig.« Netnebu verneigte sich tief vor Ramses-Sethherchepeschef und wartete auf seine Entlassung, doch der Herrscher dachte nicht daran.
    »Und nun sage mir, wo die beiden obersten Propheten wirklich sind!«
    Verstört sah Netnebu hoch. »Das habe ich dir doch schon erzählt, Majestät.«
    »Ich will die Wahrheit von dir hören, Netnebu. Oder würdest du es beschwören, dass Amunhotep und Meritusir zum Fest des Horus nach Edfu gefahren sind?« Aufmerksam taxierte Ramses-Sethherchepeschef Netnebu, und es entging ich nicht, dass dieser blass wurde und seinem Blick auswich. »Überlege dir gut, was du antwortest, und denke über die Folgen einer Lüge nach.«
    Das Herz des Dritten Propheten begann zu rasen, während sich seine Gedanken überschlugen.
    Was sollte er tun? Amunhotep und Meritusir waren seine Freunde. Zudem hatte er versprochen, dem Pharao einleuchtend zu erklären, dass die beiden dringend verreisen mussten. Ramses-Sethherchepeschef hatte ihn jedoch durchschaut. Netnebu wusste nicht, ob er für seine Freundschaft einen Meineid auf sich nehmen konnte oder lieber doch die Wahrheit sprechen sollte.
    »Was ist los, Netnebu? Fällt dir die Entscheidung so schwer?« Der König lächelte vor sich hin. »Wenn es dir bei deiner Entscheidung hilft, sollst du wissen, dass mir inzwischen bekannt ist, wer Meritusir wirklich ist und was die kleine Tätowierung auf ihrem linken Arm für eine Bedeutung hat. – Bist du darüber überrascht?«, fragte er, denn der Dritte Prophet sah ihn erstaunt an. »Ja, Netnebu, ich bin nicht mehr der unwissende Prinz. Ich bin nun der allwissende Pharao. Es gibt keine Geheimnisse mehr, die hinter hohen dicken Tempelmauern vor mir gehütet werden müssen. Macht dir das deine Entscheidung leichter?«
    Der Dritte Prophet schloss kurz die Augen und bat Amunhotep und Meritusir, ihm seine Schwäche zu vergeben. Dann öffnete er sie wieder und sah dem Pharao entschlossen ins Gesicht.
    »Ich kann diesen Schwur nicht leisten, Majestät, weil es ein Meineid wäre.« Beschämt wandte er den Blick von Ramses-Sethherchepeschef und starrte hinter ihm an die Wand, wo nach der Krönung des neuen Herrschers die Thronnamen in den Kartuschen geändert worden waren.
    »Dann sage mir, wo sie sich befinden. Ich gebe dir mein königliches Ehrenwort, dass niemand je etwas über dieses Gespräch erfahren wird. Es hat nie stattgefunden. Also werden auch Meritusir und Amunhotep nie erfahren, dass du es mir erzählt hast.«
    Netnebu zögerte noch einen Moment. Was, wenn er beharrlich schweigen würde? Er hatte den beiden Freunden sein Wort gegeben. Auf der anderen Seite, was sollte schon geschehen? Das Priesterpaar hatte einen Vorsprung von ein paar Tagen. Sicher wäre Meritusir bereits zu den Göttern zurückgekehrt, bevor des Pharaos Männer sie erreichen

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