Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
seine Brille in die Hand und tapste vorsichtig an den Beckenrand. Ohne Brille war der Professor ein Blindfisch.
Er hockte sich umständlich an den Beckenrand und wartete auf Willis winzigen Stoß. Und in dieser Kauerhaltung trudelte er ins Wasser, drehte sich im Wasser und tauchte direkt am Beckenrand wieder auf. Glücklich blinzelte er Willi an.
»Eigentlich musst du nach einem richtigen Startsprung in die andere Richtung gucken und schwimmen. Zurück gibt es nicht«, sagte Willi.
»Du machst einen Rollmops aus dem Professor«, stellte Chaoten-John fest, »du kannst das nicht.«
Aber Willi wollte sein Trainer-Dasein nicht so schnell an den Nagel hängen. »Vielleicht versuchen wir es mal aus dem Stand. Dann kommste nicht so ins Kullern.«
Die Augen des Professors sagten: HEIDENANGST!
»Also, beug den Oberkörper nach vorne. Hände vorn Kopp. Und jetzt, ab die Post.« Willi versetzte dem Professor einen Schubser. Es platschte gewaltig, eine Wasserfontäne stieg auf.
»Satter Bauchklatscher«, kommentierte Chaoten-John, während der Professor aus dem Wasser kletterte.
»Los, auf ein Neues!« Willi kam richtig in Fahrt. Und wieder gab es einen Platsch, eine Wasserfontäne, und der Professor knallte wie ein Brett ins Wasser. Trotzdem kam er ganz willig wieder aus dem Becken geklettert.
»Weiter üben! Wird schon besser.« Willi hatte einen neuen Job: Willi Mazunke – Trainer für Startsprünge aller Art.
Immer wieder paddelte der Professor unverdrossen an die Leiter. Er schnaubte und keuchte. Aber er blieb bei der Sache, auch wenn seine Vorderfront inzwischen krebsrot verfärbt war, und jeder Aufklatscher die Haut rot und röter werden ließ.
»So, für die Feinheiten gehst du zu Hause in einen Schwimmkurs. Zum Überleben reicht das, was du jetzt kannst.« Willi betrachtete seine Mission als beendet.
Heute fragte sich Klara, ob es inzwischen irgendjemand geschafft hatte, den Professor in die hohe Kunst des korrekten Startsprungs einzuweihen.
Chaoten-John – beinahe unbemerkt
Als Klara mit den Hunden nach Hause kam, waren Mazunkes mit ihrer Ausladeaktion fertig. Die Straße war wieder menschenleer und frei von Hausrat aller Art. Auch Willi war von der Bildfläche verschwunden. Wahrscheinlich hatte er an diesem Tag auch nicht mehr die ganz große Lust auf Klara.
»Schade«, sagte Klara zu Leo und Lotte. »Dann müssen wir eben heute noch alleine spielen.« Den Hunden war das schnurzegal.
Eine Autotür fiel mit lautem Knall ins Schloss. Klara sah hinaus auf Arnheims Haus. Da standen tatsächlich inzwischen die Fenster offen. Das bedeutete, dass die Familie vom Professor mal wieder von allen anderen unbemerkt angekommen war. Und der Professor hockte bestimmt schon über einem seiner Bücher und las.
Wo nur Chaoten-John mitsamt seinen Eltern blieb? Stunde um Stunde verging. Draußen wurde es langsam schummerig. Klara wusste, dass es nun keinen Sinn mehr machte, auf die letzten Berliner zu warten.
Gerade als sie die Rolläden an ihrem Fenster runterlassen wollte, fiel ihr Blick auf einen Mann, der die Straße entlangging. Er schien es eilig zu haben und guckte sich oft um. Die Schirmmütze hatte er tief in die Stirn gezogen.
Er musste sein Auto wohl weiter vorne geparkt haben. Eigentlich kam kaum mal jemand ohne Auto ins Sonnenland. Schon deshalb wunderte sich Klara über den Fußgänger.
Der Mann ging zielstrebig auf das Haus Nr. 43 zu. Er öffnete die Gartenpforte, machte eine Runde ums Haus und blickte nach oben, wo alles dunkel war. Nr. 43 war das Haus, in dem Luise und ihre Mutter seit dem letzten Jahr eine kleine Wohnung, immer für die Ferien, mieteten.
Klara konnte sich keinen Reim auf die Dinge machen, die da draußen abliefen. Sie dachte, dass der Mann eigentlich nur so eine Art Hausmeister sein konnte. Jedenfalls verließ er das Grundstück wieder und ging genauso schnell zurück, wie er gekommen war.
Im Sonnenland kehrte wieder absolute Ruhe ein. Hier fehlte eindeutig Chaoten-John. Aber der und seine Eltern waren ohne jegliche Organisation. Chaoten-John war schon mit seinen Eltern gestraft. Die aber auch umgekehrt mit ihm.
Im letzten Jahr hatte Chaoten-John zu den anderen gesagt: »Wisst ihr, warum wir immer zu spät kommen? Soll ich euch mal erzählen, wie das bei uns läuft?« Alle hatten genickt und dann die fast unglaubliche Geschichte vom Lindemann-Abreise-Tag gehört.
»Wir stehen gaaaaaanz früh am Morgen auf. Weil alle gleichzeitig ins Bad wollen, verzichte ich darauf mich zu
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