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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Schlaflied anzustimmen, als Mythor sich vor der Ruine in den hier noch spärlich liegenden Schnee hockte.
    Buruna und Gapolo ertrugen die Darbietung mit Fassung. Ob sie tatsächlich dabei einschliefen, wusste Mythor nicht. Ihn beschäftigte anderes: die Caer auf der anderen Seite der Yarl-Straße.
    Wenn es richtig war, dass die überall aufgestellten Langsteine wesentlichen Anteil an der Beschwörung der dämonischen Kräfte hatten, die die Schlacht auf dem Hochmoor entschieden hatten, welche Aufgabe sollten dann jene erfüllen, die jetzt dort droben aufgestellt wurden?
    Mythor dachte an die Reaktion der Tainnier, als Churkuuhl in die Fluten des Meeres der Spinnen gestürzt war, ins Verderben gerissen von den dämonisierten Yarls. Er sah wieder deutlich vor sich, wie die Krieger des Herzogs von Elvinon die Marn vor sich her trieben und niedermetzelten. Er dachte an all die Gerüchte, dass die Marn vom Bösen besessen waren.
    Und er erinnerte sich an einen alten Freund, dem er auf der Wanderschaft nicht weit von hier begegnet war: den Drachen Feuerauge. Auf wunderbare Weise hatte er Anteil an den Erinnerungen und Vorstellungen des Drachen gehabt. Darin waren die Yarls und die Marn Schattengeschöpfe gewesen, die der Dämon Quyl erschaffen und in die Welt der Lebenden ausgesandt hatte, um sie zu erkunden und Schattenbastionen zu schaffen.
    Sie hatten eine von Leben entleerte Straße geschaffen, die tief im Süden ihren Ursprung hatte. Diente diese unheimliche Straße einem ganz bestimmten Zweck? Sollten auf ihr einmal die Caer gegen den Süden in den Krieg ziehen? War es das, was Churkuuhl vorbereitet hatte? Wurde die Yarl-Straße deshalb nun von den Caer befestigt?
    Und es war eine Befestigung, die sie vornahmen, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn. Eine magische Befestigung, die aus dem verödeten Streifen eine Straße für Dämonisierte machen sollte.
    Mythor schwankte. Einerseits durfte er die Gefährten nicht im Stich lassen, denn es mochte doch noch allerhand Gesindel in der Nacht unterwegs sein. Zum anderen aber drängte es ihn, zum Lager der Caer zu schleichen, wo er vielleicht dieses oder jenes in Erfahrung bringen konnte.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Doch er setzte sich wieder hin, als er sah, wie Burunas üppige Gestalt sich aus der Dunkelheit schälte. Trotz der Kälte hatten die Gefährten es vorgezogen, auf ein verräterisches Feuer zu verzichten. Nur der Mond warf sein fahles Licht über die Wipfel der Tannen ringsum.
    »Du solltest schlafen«, flüsterte Mythor, als die Liebessklavin sich zu ihm setzte und sich an ihn kauerte.
    »Ohne dich, Geliebter? Du brauchst mich, um auf andere Gedanken zu kommen, und ich brauche dich, um von dir gewärmt zu werden.« Kokett fügte sie hinzu, während ihre Hände über seinen Körper glitten: »Mächtig gewärmt. Ich vermisse das schon zu lange, Mythor.«
    Er spürte ihre Leidenschaft, und für Augenblicke war er versucht, seinen eigenen Gefühlen nachzugeben.
    Doch keine tausend Schritt entfernt waren die Caer an ihrem unseligen Werk.
    »Später«, flüsterte er zu Buruna. »Ich verspreche dir, wir holen alles nach.«
    Buruna verzog enttäuscht das Gesicht. Ihre großen Augen sahen ihn forschend an. »Ich werde für dich Wache halten«, sagte sie dann. »Tu, was du tun musst, aber sei vorsichtig. Du wirst mich nicht mitnehmen, oder?«
    Hoffnung schwang in ihren Worten mit, doch sie kannte Mythor zu gut, um eine Antwort zu erwarten.
    »Du wirst einschlafen«, sagte Mythor.
    »Bestimmt nicht. Wie sollte ich einschlafen können, wenn ich dich in Gefahr weiß?«
    Mythor gab sich einen Ruck. Er drückte Burunas Hände, küsste sie und lächelte. Dann erhob er sich, rückte den Helm zurecht und tastete nach der Scheide mit dem Gläsernen Schwert. Kurz sah er zu den Pferden und Pandor hinüber. Der Bitterwolf tauchte hinter einem Mauervorsprung auf. Für Augenblicke glühten seine Augen in der Dunkelheit, dann war er wieder verschwunden.
    »Pass auf dich auf!« rief Buruna noch einmal leise.
    Mythor nickte ihr zu. Dann schritt er endgültig davon.
    Von der Hügelkuppe aus sah er mehrere Feuer und in ihrem Schein die Zelte der Caer. Er zählte sechs von ihnen. Immer noch waren die Sklaven dabei, die gewaltigen Langsteine aufzurichten. Der schwarze Priester stand auf einem schweren Karren und dirigierte die Arbeiter mit den Armen.
    So sicher fühlen sie sich! dachte Mythor verbittert. Als ob das ganze Land, die ganze Welt ihnen bereits gehörte!
    Im Schutz von

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