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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Möglich war auch, obwohl Mythor nicht recht daran glauben konnte, dass sie zu Opfern ihrer eigenen dämonischen Kreaturen geworden waren.
    Und Hark und Horus?
    Mythor war sicher, dass sie noch im Lauf der Nacht auftauchen würden, und bereitete die Akinlayer darauf vor. Es waren freundliche Leute, nun, da sie ihre Scheu verloren hatten. Wolvur stand auf und verschwand für eine Weile vom Feuer. Als er zurückkehrte, forderte er Mythor zum Mitkommen auf und führte ihn zu dem Zelt, in dem Lamir auf einigen Decken lag. Über ihn gebeugt kauerte ein altes Weib mit weißem Haar und wettergegerbter Haut. Als sie die beiden Männer eintreten sah, wich sie von Lamirs Lager zurück. Mythor hockte sich vor den Barden.
    *
    Der Sänger schlief. Das rote Ärmelkleid war über der Brust geöffnet worden. Auch die Schuhe standen neben seinem Lager. Die Bisswunden waren von einer grünlichen Salbe und darauf gestreuten Kräutern bedeckt. Mythor erschrak, als er sah, wie weit die Verfärbung der Haut schon fortgeschritten war. Die Beine und der Arm waren schwarzgrau.
    »Wird er leben?« fragte Mythor flüsternd.
    »Wenn er die nächsten Stunden übersteht, kann er gesund werden«, antwortete die Alte schrill. »Die Salbe wird das Gift aus seinem Körper ziehen, aber das hilft ihm nur etwas, wenn es ihn nicht schon innerlich zerfressen hat.«
    Mythor stand auf, warf noch einen Blick auf den Barden und nickte zögernd. Dann drehte er sich um und legte der Alten eine Hand auf die Schulter. »Tu für ihn, was du kannst, gute Frau«, bat er.
    »Du wirst es tun, nicht wahr, Murnja?« sagte Wolvur grimmig .
    »Geht jetzt und lasst mich mit ihm allein.«
    Draußen vor dem Zelt fragte Mythor: »Besitzt sie. Kräfte?«
    »Du meinst, ob sie etwas von Zauberei versteht?« Wolvur lachte. »Das weiß niemand von uns so genau. Zwar wird sie deinen Freund jetzt mit allerlei Beschwörungen bedenken, doch wir vertrauen eher ihren Salben und Kräutern. Vielen von uns hat sie das Leben zurückgegeben, aber sie kannte die Gifte, die in uns waren.«
    Mythor verstand den Hinweis.
    »Eine Zauberin«, sagte Wolvur, »ist sie allerdings, wenn auch auf eine andere Art. Sie ist eine Kundige Frau und versteht sich auf alle Arten von Liebeszauber. Schon manchem hat sie damit in Herzensnöten geholfen.« Der Akinlayer grinste. »Wenngleich einige der so Beglückten sie hinterher dafür am liebsten umgebracht hätten.«
    Die letzten Worte hatte Wolvur gesprochen, als sie schon wieder am Feuer saßen. Buruna erwartete Mythor voller Ungeduld. Nun, da keine unmittelbare Gefahr zu drohen schien, mochte sie sich eine leidenschaftliche Nacht mit Mythor erwarten.
    Dieser jedoch enttäuschte sie aufs neue. Zu viele Gedanken spukten in seinem Kopf herum, und er durfte Gapolo nicht zu lange aus den Augen lassen.
    Der Salamiter sah nicht einmal auf. Er saß da und starrte in die Flammen, und Mythor fragte sich plötzlich, ob er das Recht hatte, den Salamiter zu einem Leben in Schande und Qualen zu zwingen.
    Nachdem gegessen und getrunken worden war, legten die Akinlayer sich schlafen. Sie verschwanden in Zelten oder unter den Planen der Wagen. Eine Handvoll Bewaffneter postierte sich um die Wagenburg und übernahm die erste Wache. Ringsum war alles still. Nur gelegentliches Kinderweinen und flüsternde Stimmen aus den Zelten waren zu hören.
    Insgesamt schätzte Mythor die Zahl der Flüchtlinge auf knapp zweihundert. Wie viele solcher Züge mochten noch nach Süden unterwegs sein? Bald würde kein Volk mehr in seiner Heimat leben. Angehörige aller Stämme würden sich auf neuem Land zusammenfinden und neue Siedlungen errichten, bis die Caer auch dort erschienen.
    Im Süden.
    Mythor wollte nicht daran denken, wie es dort aussah, wenn Gapolos Schilderungen der Wahrheit entsprachen. Salamos, Leone, die Karsh-Länder - war auch dort die Finsternis auf dem Vormarsch, um die Bewohner der Lichtwelt von Norden und von Süden in die Zange zu nehmen?
    Das Knistern der brennenden Scheite riss den Sohn des Kometen aus seinen Gedanken. Mythor schob neues Holz ins Feuer und bemerkte erst jetzt, dass Buruna nicht mehr an seiner Seite saß. Er blickte sich um. Nur noch Gapolo und eine Handvoll Akinlayer hielten sich im Freien auf.
    »Unsere Wege werden sich trennen, Mythor«, sagte Gapolo plötzlich, ohne aufzublicken. »Ich kann mein Versprechen nicht halten und bitte dich, mich davon zu entbinden. Ich muss in meine Heimat und dort die Wahrheit über die Schlacht berichten.«
    Mythor

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