Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
Lamir ritten langsam auf die bedeckten Wagen zu, die sich zu einem Kreis formiert hatten und zwischen denen Männer, Frauen und Kinder zu erkennen waren, wie sie geschäftig verschiedenen Tätigkeiten nachgingen. Zelte wurden aufgeschlagen und Feuer entfacht.
    Ein Trupp Reiter kam den Freunden entgegen, als sie noch drei, vier Bogenschüsse von der Karawane entfernt waren. Es waren Bauern, und in ihren Händen hielten sie schwere Lanzen drohend auf die Ankömmlinge gerichtet.
    Mythor bedeutete Gapolo und Buruna stehenzubleiben. Er selbst ritt den Männern entgegen, beide Arme weit von sich gestreckt, zum Zeichen seiner Friedfertigkeit. Misstrauische Blicke begegneten ihm, als die Reiter vor ihm haltmachten. Dann erkannten sie das Einhorn, und neugierige Blicke wanderten zum Schwert in der Scheide.
    »Wir kommen als Freunde!« rief Mythor. »Wir sind auf der
    Flucht wie ihr, müde und hungrig. Wollt ihr uns für die Nacht bei euch aufnehmen?«
    Die Reiter schienen nicht recht zu wissen, wie sie sich zu verhalten hatten. Mythor hörte zwar, wie sie untereinander tuschelten und einmal sein Name fiel, doch sie hatten die Verantwortung für ihre Frauen und Kinder zu tragen und obendrein auf ihrem Weg vielleicht sehr böse Erfahrungen mit umherstreunenden Überlebenden der Schlacht machen müssen, die nun, aller Hoffnung beraubt, brandschatzend und plündernd über das Land zogen.
    Vielleicht hatten sie gehört, dass er und die Heerführer für die Niederlage auf dem Hochmoor verantwortlich gemacht wurden.
    »Du bist der, den sie den Sohn des Kometen nennen!« rief der Anführer des Trupps, und es war eine Feststellung, keine Frage. »Du sollst uns willkommen sein. Aber wer sind deine Begleiter?«
    »Meine Freunde«, antwortete Mythor, »und die euren. Einer von ihnen ist krank. Habt ihr einen Heilkundigen in eurer Mitte?«
    Der Anführer ritt zu Gapolo hinüber, musterte zuerst den Salamiter und dann Lamir, der vor Gapolo auf dem Sattel lag. »Das sieht böse aus«, sagte er. »Ja, wir haben eine, die sich aufs Heilen versteht, aber ob sie diesem hier noch helfen kann.«
    Der Mann kam an Mythors Seite, betrachtete das Einhorn fast ehrfürchtig und nickte. »Ihr sollt uns willkommen sein. Wir können jeden starken Arm brauchen. Mächtig viel Gesindel ist in diesen Tagen unterwegs.«
    Sie ritten auf die Wagenburg zu.
    »Woher kommt ihr?« fragte Mythor, erleichtert darüber, dass ihm niemand Fragen nach der Schlacht stellte.
    »Aus Akinlay. Ich bin Wolvur. Unsere Stadt wurde von den Caer genommen, schon Tage vor dem Ende.«
    »Ich weiß«, sagte Mythor, der leicht erschauerte, als er Wolvur vom »Ende« reden hörte. Diese Umschreibung der Niederlage drückte aus, in welcher Stimmung sich diejenigen befanden, die abseits vom Kampfgeschehen den Ausgang der Schlacht erlebt hatten. »So wie Elvinon und Nyrngor, Darain und.«
    »Die ganze Lichtwelt wird ihnen gehören«, knurrte Wolvur. »Nichts hält sie mehr auf. Sie besetzen das ganze Land, und wer nicht flieht, wird zum Bleiben gezwungen und versklavt, magisch beeinflusst, bis er eine Hülle ohne Seele ist.« Der Anführer der Flüchtlinge aus Akinlay lachte rau. »Wir haben auf unserem Weg andere getroffen, die im letzten Moment entkommen konnten und von den Gräueln berichteten, die sie beobachten mussten. Selbst Kinder und gebärfähige Frauen werden verschleppt.«
    »Verschleppt?« fragte Mythor. »Nach Norden?«
    »Überallhin, wo die Inselhorden sich breitmachen. Manche von uns glauben, dass sie die entführten Frauen dazu benutzen wollen, um mit ihnen ihre dämonische Brut zu zeugen.«
    »Sie werden das ganze Land mit ihrer Schwarzen Magie erdrücken«, sagte einer der anderen Akinlayer.
    Sie erreichten das Lager. Zwischen zwei Wagen ritten sie ein und saßen ab. Gapolo trug Lamir zu einem Zelt, auf das Wolvur wies.
    Neugierige, ängstliche Blicke folgten den Freunden, als sie sich an eines der Feuer setzten. Es wurde rasch dunkel. Die Kinder, unter ihnen auch Säuglinge, verschwanden unter den Wagenplanen. Hin und wieder waren ihr Geschrei und die tröstenden Worte einer Mutter zu hören. Frauen brachten Wein und Dörrfleisch herbei, und Buruna holte zwei der eigenen Flaschen und den Rest Schinken aus den Satteltaschen der Pferde, die bei den Reittieren der Flüchtlinge standen.
    Mythor starrte in die Flammen, nachdem alles gesagt war, was zu berichten war. Er fragte sich, ob die Caer inzwischen kehrtgemacht hatten und auf der Yarl-Straße zurückgeritten waren.

Weitere Kostenlose Bücher