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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Ahmose fühlte sich gleichermaßen elend, und da ging ihm auf, dass er beim Durchzug durch die Fürstenmauer die Horusstraße und damit die Sicherheit Ägyptens hinter sich gelassen hatte. Der Regen und die sinkenden Temperaturen waren ein passender Empfang in einem Teil der Welt, den er immer gehasst und gefürchtet hatte, obwohl er wenig darüber wusste. Ägypten ist fast immer von Osten bedroht worden, überlegte er, während er dem Husten der durchnässten Wachposten lauschte, die das Lager außen abgingen. Mein Land liegt warm und wohlbehalten im Zauberbann gütiger Götter, doch darüber hinaus geht ihr Interesse nicht. Hier herrschen Kälte und Dunkel.
    Aber am Morgen hatte es aufgeklart, und die Luft wirkte durch die hellblaue Farbe des Himmels noch kühler. Im Lager ging es gedämpft zu, während man es abschlug. Besorgt musterte Ahmose die Gegend. Ein Pfad schlängelte sich durch Kies und Sand, doch führte der nun nach Scharuhen oder verlor er sich in irgendeiner Wüstenödnis? Er beschloss, ihm zu folgen, solange die Sonne im Osten noch ziemlich tief stand, und gegen Mittag auf die Ankunft der Späher zu warten. Der Gedanke, dass er zwanzigtausend Mann in die Irre führte, war nicht gerade angenehm, doch ein Marsch von ein paar Stunden würde sie aufwärmen und ihre Laune heben.
    Er hatte soeben anhalten lassen, und die Männer hatten die Marschordnung aufgegeben und wollten sich in den Sand hocken und Brot und Zwiebeln essen, als seine Vorhut am Horizont einen sich bewegenden Fleck sichtete. Auf Ahmoses Drängen hin fuhr Mesehti mit seinem Streitwagen vor der Angriffstruppe her, die aufgesprungen war und zu den Waffen griff. Ahmose stieg aus und beschattete die Augen. Der Fleck teilte sich schon bald zu einer Gruppe von sechs Männern, die sich stetig näherten. Ahmose ließ einen Getreuen Essen und Bier holen, und als der zurückkehrte, wischten sich sechs Späher den Schweiß von der Stirn, und zwei Soldaten stellten ein Sonnensegel auf.
    Chabechnet holte die Generäle, und Turi, Kagemni, Achethotep, Baqet und Meryrenefer setzten sich in den Sand, wo sie sich den Bericht anhören wollten. Als Ahmose ihrem ungezwungenen Geplauder lauschte, fehlte ihm auf einmal Hor-Aha. Der war natürlich mit den Medjai und Abana zu Schiff unterwegs, hatte Auaris zur gleichen Zeit wie Ahmose verlassen. Bislang hat es kaum einen Kriegsrat ohne ihn gegeben, dachte Ahmose recht betrübt. Wenn er überhaupt etwas gesagt hat, dann immer zur Sache. Wie gern würde ich jetzt seine dunkle, schimmernde Haut neben mir sehen. Vielleicht schenke ich ihm doch noch ein Fürstentum. Er unterbrach das Geplauder mit einer Handbewegung. Die Späher hatten gegessen und warteten auf seine Erlaubnis zu sprechen. Der Späher der Amun-Division berichtete.
    »Du bist drei, vielleicht vier Tagesreisen von Scharuhen entfernt, Majestät«, begann er. »Dieser Weg führt geradewegs dorthin. Bis jetzt bist du nach Osten gegangen, aber morgen wird der Weg nach Norden abbiegen und dich durch eine Gegend mit gewaltigen Sanddünen führen. Langsames Vorankommen, sehr kalte Nächte. Die Dünen enden ungefähr zwei Meilen vor Scharuhen, dort beginnt dann wieder diese Art Wüste.« Er zeigte auf die gleißende, steinübersäte Weite ringsum. »Zwei Meilen nach Westen, auf der Meeresseite der Festung, gibt es erneut Dünen, die sich von der Festung bis zum Großen Grün erstrecken. Es ist ausreichend Platz vorhanden, dass du Scharuhen ganz umzingeln kannst. Aber die Festung ist so groß wie Auaris und aus Stein gebaut.« Besorgtes Gemurmel lief durch die Gruppe, und Ahmose sank der Mut. Stein. Er stand vor einer weiteren Belagerung, es sei denn, die Götter griffen ein. Die Einwohner von Scharuhen waren wohlgenährt und kräftig und noch nicht durch Monate des Mangels während einer Belagerung ermattet. »Durch die Dünen führt eine breite Straße von der Stadt zum Wasser«, fuhr der Späher fort. »Zehn Meilen, aber viel befahren von Kaufleuten, die Güter nach Scharuhen bringen. In dem Dörfchen an der Küste und auch vor dem Westtor der Festung kann man Esel bekommen. Einen davon haben wir gestohlen und sind zum Großen Grün geritten. Soviel wir wissen, will Fürst Abana eine Seeblockade versuchen, aber da ist lediglich das heruntergekommene Dorf, wie ich schon gesagt habe, und auf Reede liegen fünf, sechs Schiffe in Keftiu-Bauart und die Norden.« Er grinste, als er Ahmoses Miene sah. »Es gibt keinen Zweifel mehr, Apophis ist in der Stadt.«
    »Und

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