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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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dich«, forderte Ahmose ihn auf. »Es tut mir sehr Leid, dass deine Hoffnungen zunichte sind, Ramose.« Ramose nahm sich den Schemel, den Tani freigegeben hatte. Er reagierte nicht auf Ahmoses unterschwellige Aufforderung, sein Herz zu erleichtern.
    »Binnen einer Woche wirst du auf Scharuhen marschieren, Ahmose.« Das war eine Feststellung, und Ahmose nickte.
    »Dann habe ich einen Wunsch. Nein, eine Bitte.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Halte mich nicht für treulos dir und wankelmütig Tani gegenüber, wenn du mich angehört hast. Die Götter wissen, dass ich meine Liebe zu ihr jahrelang wie ein Kind im Mutterschoß getragen habe, aber diese Liebe war eine Totgeburt.« Er warf Ahmose einen Blick zu. »Eine Stelle meines Herzens, da, wo die Erinnerungen sind, wird sie immer lieben, aber von der Vergangenheit wird mir speiübel.« Er fuhr sich mit einem Finger über die Lider, und Ahmose merkte, wie müde er war. »Verzeih mir«, fuhr er fort. »Ich habe den größten Teil der Nacht mit Grübeln verbracht und diesen Morgen im Palast. Die Feuer sind entzündet, er fängt an zu brennen.«
    Ahmose wartete. »Bitte lass mich nach Chemmenu zurückkehren«, platzte Ramose heraus. »Falls Tani Apophis nach Scharuhen begleitet hätte, ich wäre gern mit dir gezogen, aber das ist nun sinnlos. Ich bin keiner deiner Generäle. Ich begleite dich als dein Freund. Aber du brauchst mich nicht mehr an deiner Seite. Ich würde gern auf der Stelle meine Arbeit als Nomarch aufnehmen.« Ahmose wurde weh ums Herz.
    »Du bist mir beim Verlust von Kamose Schutz und Schirm gewesen«, sagte er langsam. »Ja, du hast häufig seine Stelle eingenommen. Aber wenn du heimkehren möchtest, so hast du meine Erlaubnis. Und meinen Segen.« Ramoses bedrückte Miene veränderte sich jedoch nicht.
    »Da ist noch mehr«, gestand er. »Ich würde gern Hat-Anath und ihre Eltern mitnehmen.«
    Ganz kurz sagte der Name Ahmose nichts, doch dann fiel ihm die junge Frau in Apophis’ Gemächern ein, zerzaust und trotzig, und dann standen noch andere Gesichter in grässlicher Klarheit vor seinem geistigen Auge. Ramoses Vater Teti und seine Gemahlin Nofre-Sachuru, beide wegen Hochverrats hingerichtet. Jetzt wirst du geprüft, König von Ägypten, raunte es in seinem Kopf. Willst du auf Dauer mit den Füßen im Sumpf des Misstrauens leben, oder ist dies der Augenblick, dich daraus zu befreien?
    »Und zu was?«, rang er sich ab. »Willst du weitere Diener für dein Anwesen haben? Und was ist mit Senehat?«
    »Nein«, sagte Ramose entschieden. »Ich mag Hat-Anath. Sie ist vornehm erzogen worden und hat Mut. Sie erinnert mich ein wenig an Tani oder vielleicht an Tani, wie sie hätte sein können, wenn das Schicksal nicht so grausam mit uns umgesprungen wäre. Sie gibt eine gute Gemahlin für einen Nomarchen ab, und ich, lieber Ahmose, einen guten Nomarchen. Was Senehat angeht, so habe ich sie sehr gern. Sie war mir in Waset eine gewissenhafte Dienerin und eine zärtliche Bettgefährtin, als ich so dringend weiblichen Trost brauchte. Falls sie mitkommen will, dann jedoch nicht als Dienerin. Ich werde ihr einen anständigen Ehemann suchen.« Er blickte Ahmose fest in die Augen, als er das sagte. Du bist kein Dummkopf, nicht wahr?, dachte Ahmose. Er stand auf.
    »Kehre heim, mein Freund«, sagte er herzlich. »Nimm die junge Frau mit und lehre sie, wie glücklich sie sich schätzen kann, dass sie einen Ägypter heiraten darf. Du wirst mir sehr fehlen.« Die Worte hatten ihn viel gekostet.
    »Danke, Ahmose«, sagte Ramose mit anrührender Würde. »Ich bin dir für die Beweise deiner Gnade dankbar. Möge Thot dir weiterhin Weisheit schenken, so wie ich dich auch weiterhin liebe und dir diene.«
    Das Zelt wirkte kleiner und dunkler, nachdem er gegangen war. Ich hasse Veränderungen, dachte Ahmose, während er reglos auf dem Stuhl saß, und das ist sonderbar, weil ich den größten Teil meines Lebens damit zugebracht habe, für sie zu kämpfen. Aber einige Veränderungen bewirkt man selbst, und andere hat man nicht in der Hand, und Letztere bereiten mir solche Not. Werde glücklich, Ramose. Es war an der Zeit, dass es den Göttern beliebt, dir zuzulächeln. Finde Ruhe.
    Er war erleichtert, als Ipi unter Verbeugungen eintrat und sich setzte, um den Brief zu schreiben, den er an Aahmes-nofretari diktieren musste. Sehnsucht nach ihr überfiel ihn, während er nach den richtigen Worten suchte. Er hatte von ihr noch immer nichts gehört. Schließlich räusperte sich

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