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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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strich mit den Fingerspitzen über die glatten Wände, von denen seine Schritte widerhallten, stand nachdenklich in Lachen hellen Lichtes aus Fenstern oben unter der Decke, stieg breite Treppen hoch, die zu weiteren hohen Räumen führten, und befand sich am Ende auf dem Dach, wo sich Waset mit seinen Palmenhainen und dem glitzernden Nil zwischen sandigen Ufern unter ihm ausbreitete. Bei einem Schrei von unten drehte er sich um. Ahmose-onch hatte ihn erblickt und winkte, ein Spielzeugkind, das mitten in einem kleinen Garten stand. Ahmoses Maßstäbe hatten sich verändert. Er erwiderte das Winken. »Du wirst feststellen, dass ich deine Anweisung hinsichtlich der schmalen Treppe befolgt habe, die zu dem Teil des Daches über dem Frauenflügel führt«, sagte Sobek-nacht gerade. »Am Fuß der Treppe und am Kopf sind Türen, und die Stufen sind noch nicht einmal gefegt worden, geschweige denn ausgebessert. Möchtest du jetzt die hinten angebauten neuen Arbeitszimmer der Verwaltung sehen, Majestät? Sie sind fertig gestellt.« Er sprach mit entschuldbarem Stolz. Ahmose schüttelte den Kopf.
    »Fürst, ich bin beeindruckt von dem, was du geschaffen hast«, sagte er. »Der Palast hat noch die Ausstrahlung uralter Erhabenheit und ist dennoch heller und größer, Alt und Neu harmonieren. Ich finde keine anderen Worte, ich bin hingerissen.« Sobek-nacht lächelte.
    »Er ist eine Wohnstatt für einen Gott und damit eine angemessene Umgebung für dich und deine göttlichen Nachkommen«, versicherte er Ahmose. »Apophis’ Palast in Auaris war, verglichen damit, eine Hütte. Die Königin hat die besten Künstler des Südens eingestellt, dass sie Säulen und Wände verzieren. Und für den Fußboden im Thronsaal hat sie Fliesen aus Lapislazuli bestellt und Blattgold für die Wände. Sie sagt mir, dass ausreichend Silber und Gold in die königliche Schatzkammer strömen, sodass man die Tore zur Bootstreppe, wie du wünschst, aus Elektrum schmieden kann. Die Strahlen der Sonne werden sich darauf spiegeln und jeden Steuermann blenden, der mit seinem Schiff an ihnen vorbeisteuern will.«
    »Das hat Aahmes-nofretari gesagt?«, staunte Ahmose. Sobek-nacht wurde wieder sachlich.
    »Der Befehl kam vor der Geburt der Prinzessin«, sagte er. »Sie hat ihr Herzblut für dieses Gebäude gegeben, Majestät. Bei jeder Entscheidung hat sie darauf bestanden mitzuwirken. Sie und deine Mutter haben sich mit den Gärtnern hinsichtlich der Rasenflächen beraten und haben Bildhauer aus Swenet holen lassen, die die Springbrunnen meißeln.« Ich schäme mich, dachte Ahmose, denn ich habe die Depeschen aus Waset links liegen lassen, während ich Auaris belagert habe und nach Scharuhen marschiert bin. Mehr als ein paar ungeduldige Augenblicke habe ich nicht für sie gehabt. Meine Gemahlin, meine Familie, alles war unwichtiger als ein Abend bei Wein und Geplauder mit meinen Generälen an den Kochfeuern des Heeres. Amun, vergib mir.
    Am elften Tag im Epiphi, zweieinhalb Monate nachdem Ahmose Sat-Kamose ins Haus des Todes getragen hatte, wurde sie vom gesamten Hof und allen Priestern des Tempels über den Fluss geleitet und in ihrem kleinen Sarg neben Hent-ta-Hent gestellt. Ahmose konnte nicht anders, er verglich diese Bestattung mit der vorigen. Äußerlich glich sich alles. Die Frauen trugen Trauerblau, streuten sich Sand auf den Kopf und wehklagten laut. Die roten Ochsen zogen den Schlitten, auf dem Sat-Kamose lag, stapften in Staubwolken zu den Grabmälern am Westufer. Amunmose öffnete dem Mädchen mit dem Pesesch-fek und den Netjeri-Klingen den Mund, damit ihre fünf Sinne wieder auflebten. Weihrauch wölkte schimmernd in der Hitze, und Sängerinnen und Tänzerinnen wiegten sich.
    Doch dieses Mal tut mir jedes Geräusch und jede Bewegung, jedes Wort des Rituals weh, dachte Ahmose. Hent-ta-Hents Bestattung ist nicht durch meine rastlose Rücksichtslosigkeit gedrungen. Jetzt bin ich freudlos, beide Verluste schmerzen mich, und das alles wegen eines kleinen Wesens, das bequem auf meine beiden Handflächen passte. Während er danach mit Aahmes-nofretari beim Festmahl saß, beobachtete er, wie sich Ahmose-onch zu Kamoses Grabmal stahl, wo Behek noch immer Wache hielt. Der Hund kam mühsam hoch und begrüßte den Jungen, der sich hinkniete und seinen grauen Kopf streichelte. Behek wird alt und steif, sinnierte Ahmose. Eines Tages kommt der Priester, der sich um die Grabmäler kümmert, bringt Kamose Opfergaben und findet ihn tot. Ich muss ihnen sagen, dass

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