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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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mitgebracht hatten, denn in Auaris gab es keine Erde, nur festgetretenen Dreck, hart wie die Steine von Scharuhen.
    Der Zug umrundete den Tempel, und Ahmose reihte sich hinten ein. Weit war es nicht bis zum Grabmal von Apophis’ Vorfahren. Hinter dem Tempel stand ein Mausoleum, das man durch ein Tor betrat, welches jetzt offen war. Dahinter kam eine Stadt im Kleinformat, gepflasterte Straßen, gesäumt von Häuschen, die, abgesehen von einem Altar für Gaben, leer waren. Die vornehmen Toten der Setius lagen unter dem Fußboden begraben. Das Echo seiner Schritte gefiel Ahmose nicht, und das misstönende Wehklagen der Frauen weckte Erinnerungen.
    Vor einem Haus am Ende der Hauptstraße blieb der Priester stehen. Apophis’ Sarg wurde vom Schlitten gehoben und aufrecht hingestellt. Ahmose sah in dem Düster das tiefe Loch, in das man den Sarg hinabsenken würde, und ihn schauderte. Der Priester begann die Riten mit dem Pesesch-fek und dem Netjeri, und Ahmose schloss die Augen. Sogar der Weihrauch duftete an diesem sonderbaren Ort anders. Er schien sich mit der Ausdünstung von feuchtem Stein und feuchter Erde zu mischen, und die Sonne machte ihn auch nicht wohlriechender. Der Gestank, unter dem Apophis gestorben war, fiel ihm ein, und er biss die Zähne zusammen und schickte sich ins Warten.
    Das umständliche, verworrene Ritual dauerte lange, doch endlich wurde der Sarg in das Haus getragen, und die Trauernden scharten sich darum und sahen zu, wie er hinuntergelassen wurde. Tani legte einen Strauß auf den Deckel, stand einen Augenblick in Gedanken versunken, dann drehte sie sich zu Ahmose um. Er hatte nicht mitbekommen, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatte. Sie musterten sich in dem Düster. »Ich bleibe nicht zum Festmahl«, sagte Ahmose linkisch. »Ich habe meinen Teil des Handels erfüllt, Tani.« Er tastete nach seinem Gürtel und zog eine Rolle aus dem Beutel, der daran hing. »Das hier ist mit meinem Namen und meinen Titeln gesiegelt«, sagte er, als er ihr die Rolle reichte. »Gib es dem Herrscher von Keftiu. Fürst Abana hat sich um die Einzelheiten deiner Reise gekümmert. Du wirst sehr gut aufgehoben sein und es bequem haben.« Sie nickte. »Ich weiß, dass du gesagt hast, du möchtest mich nie wieder sehen«, fuhr er stockend fort, »aber ich wollte dir an diesem Tag so viel mageren Trost spenden, wie ich vermag. Und ich musste dir einfach Lebewohl sagen.« Auf einmal trat sie näher, und zu seiner Verwunderung umarmte sie ihn.
    »Lieber Ahmose«, sagte sie, und die Stimme brach ihr. »Wir haben beide getan, was wir tun mussten. Du wirst einer der mächtigsten Könige Ägyptens werden, das weiß ich, und ich weiß auch, dass wir uns trotz allem immer noch lieben. Bitte, lass uns einander vergeben und auch den Göttern, die bestimmt haben, dass wir in diesem fürchterlichen Zeitalter leben müssen.« Sie zog sich zurück und küsste ihn sanft auf den Mund, und da schmeckte er das Salz ihrer Tränen. »Können wir das?«
    »Ja«, antwortete er und blickte sie durch einen Tränenschleier an. »Ja, liebste Tani, Königin Tautha. Diktiere mir zuweilen einen Brief. Erzähle mir, wie es dir geht. Wenn es dir an irgendetwas mangeln sollte und ich es dir schicken kann, ich tue es gern. Lebewohl.«
    Er machte auf den Fersen kehrt und verließ sie, ging die lange Geisterstraße zurück, an der die Leichname derer ruhten, die die Geschichte von Ägyptens Besetzung geschrieben hatten. Einer hatte dem anderen Stolz und Gleichgültigkeit dem Land gegenüber vermacht, bis der letzte Herrscher ihres Hauses einen Brief an einen unbedeutenden Kleinfürsten tief in der Wüste des Südens diktiert und damit seinen eigenen Untergang ausgelöst hatte.
    Es ist vorbei, dachte Ahmose. Ich bin dir treu geblieben, Seqenenre, mein Vater, und ich habe deinen Kampf beendet, Kamose, mein geliebter Bruder. Ich bin vor den Göttern gerechtfertigt. Es ist an der Zeit, nach Hause zu fahren.
     
    Epilog
     
    Obwohl es noch früh war und die Sonne soeben aufgegangen, sammelten sich zu beiden Seiten des Weges am Fluss zwischen Palast und Tempel bereits die Menschen, und auf dem Nil wimmelte es von Schiffen aller Art. Seit Wochen waren mehr und mehr Leute in Waset eingetroffen, denn die Krönung des Königs rückte näher. Landadel und auch Dorfbewohner aus ganz Ägypten hatten ihr Heim verlassen, strömten in die Stadt und machten daraus einen Ameisenhaufen. Tetaki, der Bürgermeister von Waset, war gezwungen gewesen, Soldaten der

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