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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Fang Fische gefunden«, meinte er. »Mein Vetter Zaa bewacht sie. Sie sind in einem sehr kleinen Zelt eingesperrt.« Sein Lächeln wurde breiter. »Du sprichst von Hochmut, Majestät. Diese Männer sind ungeheuer hochmütig und beschweren sich dauernd. Den ganzen Weg nach Auaris haben sie sich beklagt. Wenn du, Majestät, nicht eindeutige Befehle erteilt hättest, ich hätte jeden von ihnen nur zu gern den Löwen und Hyänen in den Dünen überlassen. Zaa ist da duldsamer, der kümmert sich rührend um sie. Es handelt sich um Itju, Apophis’ Obersten Schreiber, Nehmen, seinen Oberhofmeister, Chian und Sachetsa, beides Herolde, und Peremuah, den ehemaligen Bewahrer des Königlichen Siegels. Mit Frauen und Kindern, muss ich noch hinzufügen. Apophis’ Hauptfrau habe ich zurückgelassen, damit sie ihre Söhne bestatten kann, desgleichen die Nebenfrauen und ihre Kinder.«
    »Gut«, sagte Ahmose. »Sag Zaa, er soll die Gefangenen in Königin Tauthas Zimmer im Tempel bringen. Sie sind zusammen mit ihr verbannt und bilden die Trauergesellschaft für Apophis. Deine Aufgabe besteht darin, ein Schiff mit einem zuverlässigen Kapitän zu suchen, der sie allesamt nach Keftiu bringt, nachdem Apophis bestattet ist. Ipi wird dir die erforderlichen Rollen und auch Gold geben. Dann fährst du heim nach Necheb.« Abana stand auf.
    »Aber, Majestät, ich dachte…«
    »Lass das Denken«, unterbrach Ahmose ihn freundlich. »Du brauchst Ruhe, Fürst. Nimm ein Viertel der Flotte mit. Nimm deine Gefangenen mit. Suche Nechbets Tempel auf. Halte dich bereit, wenn die Einladung zu meiner Krönung eintrifft.« Auf einmal fiel Abana auf die Knie, warf sich bäuchlings zu Boden und drückte die Lippen auf Ahmoses Füße.
    »Du bist ein großer Gott«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich liebe dich, Ahmose.« Dann kam er wieder hoch, verbeugte sich und entfernte sich eiligen Schrittes.
    Mitten im Paophi wurde das Amunfest des Hapi, an dem man dem Nilgott opferte und sich für seine Freigebigkeit bedankte, tüchtig gefeiert. Ahmose und Hunderte seiner Untertanen befuhren die rasch ansteigenden Fluten und warfen Arme voll Blumen hinein, gossen Öl und Wein in das strudelnde Wasser und sangen zusammen die Lobgesänge, die längs des hochgehenden Nebenarms von einer großen Menschenmenge zu beiden Ufern aufgenommen wurden. So ging es bis zum zwölften Tag im Athyr weiter. Doch am Neunten des Monats erhielt Ahmose Nachricht, dass Apophis am nächsten Morgen bestattet würde, und mit Bedauern zog er sich von den Feiern zurück. Es würde die letzte Gelegenheit sein, seine Schwester zu sehen, und ob es ihr nun gefiel oder nicht, er wollte dabei sein.
    Seit seiner Rückkehr hatte er Auaris kein einziges Mal betreten. Die Leibwache schuf ihm Platz, und Chabechnet ging an der Spitze und rief Warnungen, doch alle wollten Ahmose sehen, daher kam er nur langsam voran. Die Menschen fielen auf die Knie, als er vorbeiging, und riefen seinen Namen. Er verwunderte sich darüber und kam sich bei dieser Überschwänglichkeit ganz klein vor. Das ist auch für dich, Kamose, dachte er bei dem ohrenbetäubenden Lärm. Es ist eine Huldigung an das Haus Tao, an uns alle, weil wir sie aus jahrhundertelanger Knechtschaft befreit haben. Wie Tetischeri das genießen würde!
    Als er jedoch in die vornehmeren Viertel gelangte, lichtete sich die Menge. Hier wohnten viele Hauptleute, und die salutierten, bis auch von ihnen keiner mehr zu sehen war und der Sutech-Tempel vor ihm aufragte. Sein Vorhof war gesäubert worden. Zu seiner Rechten sah Ahmose rötlichen, kahlen Boden, wo einst Apophis’ Palast und die Schutzmauer gestanden hatten. Nur ein paar Bäume waren geblieben, wiegten sich anmutig, doch ihr Schatten war leer. Ahmose wandte den Blick ab.
    Wie schon einmal weigerte er sich, Sutechs Bezirk zu betreten. Er wartete still, bis er den Zug nahen sah, zuerst den Re-Priester mit seinen Tempeldienern, die rauchende Weihrauchgefäße hielten, dann die heiligen roten Ochsen, die den Schlitten zogen, auf dem Apophis’ Sarg stand, dann Tani und die Setiu-Beamten, gefolgt von Klageweibern. Der Sarg selbst war aus Holz, jedoch reich mit Gold verziert, und die auf jeder Seite aufgemalten Augen waren kunstvoll gearbeitet. Sobek-chu hatte sich offensichtlich große Mühe gegeben, etwas Passendes aus dem städtischen Sarglager zu beschaffen. Tani in Trauerblau weinte, und die ungefähr fünfzig Klageweiber kreischten schrill und streuten sich die Erde auf den Kopf, die sie

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