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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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mir auftürmte.
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich bin sicher, er kann dieses fabelhafte Fest auch ganz ohne meine Hilfe organisieren.«

    Mary zog die Brauen zusammen, so wie sie es auch immer zu tun pflegte, wenn ich mich geringschätzig über ihren geliebten Chopin äußerte. »Eleanor, ich finde wirklich, dass du dir ein etwas vorschnelles und ungerechtes Urteil über ihn gebildet hast.«
    Wieder seufzte ich, dann legte ich den Kopf an Alexanders Schulter und schloss die Augen. »Es tut mir leid. Ich bin nur furchtbar müde und habe grässliche Kopfschmerzen.« Der letzte Rest meiner trunkenen Euphorie war mittlerweile verflogen und hatte bleierner Niedergeschlagenheit Platz gemacht.
    »Ich weiß«, erwiderte sie nach einem Moment. Ihre Stimme war weicher geworden, und ich entspannte mich ein wenig. Das Brummen des Motors, der warme Wind, der aus der Lüftung über mein Gesicht strich und die undurchdringliche Dunkelheit hinter den Zwillingslichtkreisen auf der Straße übten eine einschläfernde Wirkung auf mich aus, gegen die ich nicht lange ankämpfen konnte. Kurz darauf döste ich ein.

16. Kapitel
    E s war, als hätte der Traum nur darauf gewartet, dass ich einschlief, um mich heimzusuchen. Ich fand mich in der Mitte des Irrgartens hinter dem Haus auf dem Hügel wieder. Ein voller Mond erleuchtete den Nachthimmel, sodass der Apfelbaum im Herzen des Gartens, jung, vor Kraft strotzend und mit goldenen Früchten überladen, einen langen Schatten auf den Boden warf.
    Ich stand in diesem Schatten, von einem Feuer umgeben, das ringförmig um den Baum herum verlief, sodass der niedrige Hügel, auf dem er stand, eine kleine Insel bildete. Die Zwillinge flankierten mich. Beiden hatte man die Augen verbunden. Sie waren geknebelt, an Händen und Fü ßen gefesselt und wie mittelalterliche Nonnen in wallende Gewänder und Schleier gehüllt - eine in Rot, die andere in Weiß. Die weiß gekleidete Frau ließ den Kopf hängen wie eine welkende Blume, die in Rot trug ihn trotzig erhoben.
    Ich wollte schreiend davonlaufen, brachte aber keinen Ton über die Lippen und vermochte mich auch nicht von der Stelle zu rühren. Ich sah die Zwillinge an, dann blickte ich zum Mond empor, dessen weißes Licht immer heller und gleißender wurde, bis ich nicht länger in den Mond, sondern in die Sonne starrte.
    Der Ring rund um den Apfelbaum bestand jetzt nicht mehr aus Feuer, sondern aus Wasser. Vögel und Schmetterlinge schwebten über den azurblauen Himmel. Links von mir weidete ein weißes Pferd auf dem jungen Gras. Zu meiner Rechten pflückte eine schwarzhaarige Frau Blumen und summte dabei das Wiegenlied, das ich Tascha vorgesungen
hatte. Ihre Haut schimmerte so weiß und rosig wie die Rosen in ihrer Hand. Das Wasser begann, rascher zu sprudeln, dann trat ein Mann unter den Ästen des Baumes hervor und schnarrte mit einem sardonischen Grinsen, das seine strahlend blauen Augen glitzern ließ…
    »Eve!«
    Die nachmittägliche Szenerie verblasste. Brandgeruch stieg mir in die Nase, mit ihm keimte eiskalte Furcht in mir auf. Jetzt befanden sich noch zwei weitere Gestalten im Garten, beide außerhalb des wieder aufgeflammten Feuerrings. Eine stand neben der Frau in Weiß, ihre Züge lagen im Schatten verborgen, und sie kehrte dem Baum den Rücken zu. Die andere war neben die rot gekleidete Frau getreten, ihr Gesicht wurde vom Flammenschein bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.
    Ein Windstoß schlug mir entgegen und brachte beißenden Rauch mit sich. Ich versuchte erneut zu schreien, als die rot verschleierte Frau sich plötzlich in das Feuer stürzen wollte. Der Mann - Dorian - streckte einen Arm aus und hinderte sie daran, dann entfernte er ihren Knebel.
    »Du hast sie beide umgebracht!« Der Aufschrei der Frau schnitt mir ins Herz. »Jetzt lass mich auch sterben!«
    Dorians Augen glitzerten so hart und kalt wie Diamanten, doch er nahm der Frau auch noch die Augenbinde ab. Eves leidenschaftliches Gesicht spähte unter dem Schleier hervor. Als sie Elizabeth und Alexander erblickte, malte sich unermessliche Erleichterung darauf ab.
    »Glaub nur nicht, dass du jetzt gerettet bist«, zischte Dorian ihr zu. In jedem Wort schwang eine schreckliche Endgültigkeit mit. »Du hast gesündigt, dafür musst du büßen.«
    »Ich habe dich getäuscht, ja«, erwiderte sie. Trotz ihrer offenkundig panischen Angst klang ihre Stimme klar und fest. »Aber ich bin mir selbst immer treu geblieben, also kann ich nicht gesündigt haben.«

    »Du hast

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