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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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liebten wir uns im Zwielicht, sahen zu, wie der Morgen anbrach, und fielen dann im ersten Sonnenlicht in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Niemand störte uns an diesem Tag. Wir lagen in den goldenen Lichtstrahlen, die durch das Laub der Bäume vor dem Fenster in den Raum fielen, flüsterten leise miteinander, lachten und versanken immer wieder in leidenschaftlichen Umarmungen. Als die Abenddämmerung hereinbrach, stand Alexander auf und zog sich wieder an, doch bevor er ging, hob er das rosafarbene Kleid auf, das in einem unordentlichen Haufen vor dem Bettvorleger lag. Die Rose, die er mir angesteckt hatte, war noch taufrisch. Sein Blick fiel darauf und blieb an ihr hängen. Endlich nahm ich ihm das Kleid aus der Hand und löste die Blume von dem Stoff.
    »Sie sieht aus, als wäre sie gerade erst geschnitten worden«, stellte ich fest, nachdem ich sie in das Dämmerlicht gehalten und eingehend inspiziert hatte.
    Er strich mit der Hand über mein zerzaustes Haar. »Das ist deine Magie«, sagte er, als ich den Kopf schüttelte, wiederholte er: »O doch, Eleanor Rose. Spürst du das denn nicht?« Sein Lächeln verblasste, als er mich ansah. »Darf ich sie behalten? Als Erinnerung an diesen unvergesslichen Tag?«
    Ich drehte die Knospe zwischen den Fingern, dann reichte ich sie ihm. »Betrachte sie als Unterpfand meiner unvergänglichen Liebe zu dir.« Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Oder als unvergängliches Unterpfand.«
    Seine Augen blieben ernst, als er die Rose entgegennahm. »Ist dir klar, was du da sagst?«
    Ich nickte, plötzlich ebenso ernst wie er.
    »Ich werde dich immer lieben, Eleanor«, murmelte er,
dabei zog er mich in die Arme und drückte mich fest an sich.
    »Kommst du morgen wieder?«, fragte ich fast flehend.
    Jetzt lächelte er wieder. »Nichts und niemand könnte mich davon abhalten«, versicherte er mir, dann küsste er mich zum Abschied und schloss die Tür hinter sich.

Zweiter Teil

Prolog
    November 1905, Haus der Familie Ducoeur,
Iberville, Louisiana
     
     
     
    N achts in einem kleinen, runden, von Kerzen erleuchteten Raum. Die Kerzenflamme fängt sich in einem Spiegel über einem kleinen Tisch. Ansonsten ist der Raum nur mit einem Sofa und einem Schreibtisch möbliert.
    Eine dunkelhaarige Frau in einem blutroten Kleid sitzt neben der Kerze. Auf ihrem Schoß liegt ein Schreibpult; ihre Hand fliegt hastig über das Papier. Ab und zu blickt sie sich verstohlen im Raum um, wie um sich zu vergewissern, dass sie wirklich allein ist.
    Als sie zu Ende geschrieben hat, betupft sie den Briefbogen mit einem Streifen Löschpapier, dann faltet sie ihn, schiebt ihn in einen Umschlag und kritzelt etwas darauf, ehe sie sich erhebt und leise an die Tür klopft. Ein junges, verängstigt wirkendes Kreolenmädchen mit Häubchen und Schürze schließt die Tür auf und betritt das Zimmer.
    »Er kommt, Madame«, stößt sie hervor. Unten ertönen sich rasch nähernde Schritte.
    Die Frau drückt dem Mädchen den Umschlag in die Hand. »Schick ihn ab, sobald du kannst, Jeannie. Er muss meine Schwester so schnell wie möglich erreichen.«
    »Er geht mit der Morgenpost ab.«
    »Danke«, sagt die Frau mit bebender Stimme und küsst das Mädchen auf die Wange. »Geh jetzt! Benutze die Tür im ersten Stock und verrate niemandem, dass du hier warst.«

    Das Mädchen nickt, verlässt den Raum und schließt die Tür hinter sich. Die Frau versteckt das Schreibpult unter dem Sofa, kehrt dann zu ihrem Stuhl zurück und greift nach einer Stickereiarbeit. Als sich der Schlüssel erneut im Schloss dreht, scheint sie ganz darin vertieft zu sein.
    Ein Mann betritt den Raum. Seine geröteten Wangen und die unnatürlich glänzenden Augen deuten darauf hin, dass er getrunken hat. Eine helle Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht, und er hat das Kinn mürrisch vorgeschoben. Er bleibt an der Tür stehen und beobachtet die Frau, bis sie seine Gegenwart nicht länger ignorieren kann. Sie blickt zu ihm auf. Ihr Gesicht schimmert so bläulich weiß wie entrahmte Milch, doch in ihren Augen glüht jene verhaltene Leidenschaft, die sie von ihrer Schwester unterscheidet. Die missmutige Miene des Mannes weicht einem lüsternen Grinsen. »Du bietest wieder das Bild der personifizierten Unschuld, Elizabeth«, höhnt er mit einem leichten französischen Akzent. Eve starrt ihn aus großen, angsterfüllten Augen stumm an. »Hat ein Tag hier drinnen ausgereicht, um dich dazu zu bringen, deine Meinung zu ändern?«
    Der flackernde Blick

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