Die Strozzi
der Griechischstudienein, denen er sich selbst auch privat mit immer größerem Eifer widmete. Er kopierte mit eigener Hand griechische Codices und stellte zu seiner Unterstützung sogar zwei Griechen an. Johannes Argyropulos, der später in Florenz vielbesuchte Vorlesungen über Aristoteles halten sollte, wohnte von 1441 bis 1444 bei ihm und fertigte auch Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische an; in späteren Jahren übernahm Andronikos Kallistos diese Aufgaben. Auch sein Sohn Nofri bewährte sich als Kopist, allerdings nur von lateinischenTexten. Auch er stellte einen Schreiber ein, einen gewissen Brancaccio Latini.
Der «Prato della Valle» in Padua, an dem Palla Strozzis Haus lag, auf einem Plan des 18. Jahrhunderts. Deutlich zu sehen ist das von Palla Strozzi gestiftete Kloster Santa Maria di Betlemme.
Giorgio Vasari zufolge soll der Maler Andrea Mantegna Palla und Nofri Strozzi auf den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fresken in der Ovetari-Kapelle der Chiesa degli Eremitani zusammen mit zwei anderen Gelehrten dargestellt haben, um ihre Rolle im intellektuellen Leben der Stadt hervorzuheben. Vielleicht übten Palla Strozzi und sein Sohn auch einen gewissen Einfluss auf das künstlerische Leben Paduas aus, das im Hinblick auf die in Florenz eingeführten Neuerungen noch etwas rückständig war. In den vierziger Jahren kam Donatello nach Padua, um hier bedeutende Skulpturarbeiten in der Basilika des heiligen Antonius auszuführen. Er schuf während seines zehnjährigen Aufenthalts in der Stadt auch das berühmte Reiterstandbild des Condottiere Erasmo da Narni, genannt Gattamelata (siehe Abb. Seite 41). Direkte Kontakte sind nicht belegt, aber es ist anzunehmen, dass Palla und Nofri Strozzi mit diesem großen Florentiner Künstler in Verbindung standen. Einige Zahlungen für das Reiterstandbild liefen über die Strozzi-Bank.
Pallas ältester Sohn Lorenzo, der schon lange die Geschäfte führte, war zunächst vom Bann nicht betroffen und blieb mit seiner Frau Alessandra Bardi und seiner Mutter Marietta Strozzi im angestammten Wohnhaus in Florenz zurück, wo er den umfangreichen Immobilienbesitz seines Vaters zu retten suchte, der wegen alter und neuer Steuerschulden von der Beschlagnahme bedroht war. In seiner Steuererklärung von 1427 hatte Palla Strozzi einen immensen Grundbesitz innerhalb und außerhalb von Florenz aufgeführt: 88 Bauernhöfe, 90 Häuser mit Grund, 211 Felder und acht ländliche Villen, dazu Stadthäuser und Gewerbeimmobilien; 14 Häuser besaß Palla allein im Städtchen Empoli. Von diesem Besitz hatte er wegen seiner Steuerprobleme schon vor 1434 einiges veräußern müssen (auch an die Medici), aber er war immer noch beträchtlich. Lorenzo versuchte so viel wie möglich davon zu verkaufen, um ihn vor der Beschlagnahme zu retten und flüssige Mittel zu gewinnen. Um die Steuerbehörde über die reale Vermögenslage zu täuschen, verbrannte er sogar das Hauptgeschäftsbuch und versteckte andere Unterlagen bei seinem Schwager Giovanni Rucellai. Lorenzos illegale Praktiken führten jedoch dazu, dass auch er 1438 aus Florenz wegen Steuervergehens verbannt wurde.Pallas Immobilien wurden von der Kommune beschlagnahmt. Nun lag die Aufgabe, das Mögliche noch zu retten, auf den Schultern der beiden Frauen, die bis 1444, wenn nicht länger, in Florenz ausharrten.
Donatello, Reiterstandbild des Condottiere Erasmo da Narni, genannt Gattamelata. Es entstand in den Jahren, als Palla Strozzi in Padua lebte und mit Donatello in Verbindung stand.
Oft waren es ja gerade die Frauen, die in solchen Lagen die Stellung der Familie behaupteten und sich um die Belange ihrer verbannten Ehemänner kümmerten, wobei sie riesige Schwierigkeiten zu überwinden hatten. Dies lässt auch die ausführliche Vita erkennen, die Vespasiano da Bisticci Pallas Schwiegertochter Alessandra Bardi widmete. In dieser preist er sie als leuchtendes Beispiel der tugendsamen, aber von unsäglichem Unglück verfolgten Ehefrau, die sich mit den heroischen Frauen der Antike messen kann. Auch Alessandras eigene Familie wurde 1434 verbannt, ihr Vater Bardo starb in Padua im Exil, und dann verlor sie auch ihren Ehemann. Doch die beklagenswerte Frau trägt ihr Los mit Stärke und christlicher Ergebenheit. Bei aller Stilisierung erlaubt Vespasianos Vita doch auch einige realistischeEinblicke in ihr Leben. Wir sehen sie, wie sie nach der Verbannung Lorenzos von Behörde zu Behörde hastet, um die Rechte ihrer Kinder zu
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