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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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seine Mutter, seine erste Frau und die vielen toten Kinder begraben lagen. Aber es handelte sich um ein Grab auf dem Boden der Kirche, nicht um eine der schönenGrabkapellen, wie sie die meisten großen Familien der Stadt besaßen. Das ungünstige Familiengeschick hatte auch den Erwerb einer solchen Grablege verhindert. 1486 gelang es Filippo, die Rechte über eine Kapelle in der gleichen Kirche zu erwerben, eine Kapelle in exzellenter Lage. Sie war dem Evangelisten Johannes geweiht und schloss rechts an die große Chorkapelle der Tornabuoni an, die diese gerade von Domenico Ghirlandaio mit prächtigen Fresken ausmalen ließen (siehe Abb. rechts). Filippo begann sofort, seine Kapelle auszustatten – mit Einkünften und mit Werken der Kunst zu ihrer Verschönerung. Er ließ liturgische Kleidung für die Geistlichen und Altardecken nähen, sorgte für bessere Beleuchtung, indem er ein Fenster im Querschiff öffnen ließ, und bestellte ein großes Fenster mit Glasmalereien gegenüber dem Eingang der Kapelle, das Filippino Lippi entwarf. Über den Darstellungen thront Filippo Strozzis Emblem mit dem Lamm und dem Motto «Mitis esto». Der gleiche Maler wurde 1487 auch beauftragt, die Kapelle mit Fresken auszuschmücken, und zwar mit Szenen, die nach den Klauseln des Vertrags der Auftraggeber selbst zu bestimmen hatte. Als die Malereien viele Jahre nach dem Tod des Auftraggebers endlich fertig waren, zeigten sie auf den Seitenwänden jeweils zwei bewegte, antikisch inszenierte Szenen aus dem Leben des Evangelisten Johannes und des Apostels Philippus, Filippos Namenspatron. Ein Grabmal mit einem Sarkophag aus schwarzem Jaspis, überwölbt von einem marmornen Rundbogen mit elegantem Skulpturenschmuck, war bei der bewährten Werkstatt von Benedetto da Maiano in Auftrag gegeben worden. Auch dieses war bei Filippos Tod noch nicht fertig.
    Die Grabkapelle Filippo Strozzis in der Dominikanerkirche Santa Maria Novella in Florenz

FILIPPO STROZZIS ERBEN
    F ilippo Strozzi starb, dreiundsechzig Jahre alt, nach kurzer schwerer Krankheit unerwartet am späten Abend des 14. Mai 1491, als die Mauern seines Palasts erst wenige Meter über die Fundamente hinausgewachsen waren. Er hatte noch genug Zeit und Bewusstsein gehabt, um sein Testament zu diktieren; es trägt das Datum des Tags, an dem er starb. Als Erben setzte er zu gleichen Teilen seine drei Söhne ein, den dreiundzwanzig Jahre alten Alfonso aus seiner ersten Ehe mit Fiammetta Adimari und die beiden Knaben, die ihm Selvaggia Gianfigliazzi geboren hatte: Lorenzo, neun Jahre alt, und Giovanbattista, der, 1489 geboren, noch ein Kleinkind war. Seiner Frau, und ihr allein, übertrug er die Vormundschaft über die unmündigen Söhne – ein großer Beweis seines Vertrauens. Zum Gedenken an seinen Vater nannte die Witwe ihren Jüngsten um und gab ihm den Namen Filippo. Sie liebte dieses Kind zärtlich, weil es seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten schien und weil der kleine Filippo ein besonders anmutiges und liebenswertes Kind war. So schildert es sein Bruder Lorenzo.
    Filippo Strozzis Begräbnis wurde am 17. Mai mit großer Feierlichkeit begangen. Zum ersten Mal, seit Nofri Strozzi 1418 zu Grabe getragen worden war, konnten sich die Strozzi wieder ein ihrem Rang entsprechendes Totenfest erlauben. Der Zug, der Filippos sterbliche Hülle zur Kirche Santa Maria Novella geleitete, war womöglich noch eindrucksvoller als der, welcher Palla Strozzis Vater das letzte Geleit gegeben hatte. Angeführt von Geistlichen und Bruderschaften, folgten dem Sarg nicht nur unzählige Angehörige der Familie Strozzi und Vertreter der Zünfte und der städtischen Autoritäten. Es begleiteten ihn auch die Baumeister, Maurer, Steinmetzen, Handlanger und die vielen anderen, die mit verschiedenen Aufgaben am Bau beschäftigt waren. Alle trugen sie Trauerkleider, die auf Kosten der Familie angefertigtworden waren. Auch in Neapel und Rom, wo sich Filippos Niederlassungen befanden, wurden feierliche Totengedächtnisse abgehalten. Die Ausstattung dieser Zeremonien soll nach Angabe von Filippos Sohn Lorenzo 3000 Fiorini gekostet haben, die Rechnungsbücher verzeichnen eine kleinere Summe. Da der bei Benedetto da Maiano bestellte Sarkophag noch nicht fertig war, wurde Filippo vorläufig hinter dem Altar seiner Kapelle in der Erde bestattet, wie er selbst gewünscht hatte.
    Wieder einmal lagen die Geschicke der Familie Strozzi in den Händen einer Frau, die freilich über ungleich reichere Mittel verfügte

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