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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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ein Ausweichquartier für seine Familie zu haben, da das alte Haus ebenfalls dem neuen weichen musste. Dieser provisorische Wohnsitz entstand in den Jahren 1482–1487 und kostete Filippo eine beträchtliche Summe. Nicht alle Eigentümer waren natürlich sofort bereit zu verkaufen, weshalb er wahrscheinlich oft einen überhöhten Preis zahlen musste. Bereits 1473 brachte er den wichtigen Turm des Grafen von Poppi an der Via dei Legnaiuoli in seinen Besitz, die letzte Immobilie erwarb er 1489. Aus dem von Filippo angelegten Verzeichnis dieser Käufe, in dem er das Datum des Erwerbs, die Namen der Verkäufer und den Preis registrierte, ergibt sich, dass es sich um fünfzehn mehr oder weniger große Häuser, Läden und Werkstätten handelte, die ihn zusammen 6259 Fiorini kosteten. Unter diesen befand sich auch ein Haus aus dem beschlagnahmten Besitz von Palla Strozzi, das schon seine Mutter gerne gekauft hätte, dann aber wie viele andere Immobilien Pallas in die Hände der Rucellai gelangt war. Was zuletzt noch zur Abrundung fehlte, war der kleine Platz der Tornaquinci. Um die Rechte darüber zu gewinnen, schaltete Filippo Lorenzo de’ Medici ein, dessen Onkel Giovanni Tornabuoni, Direktor der Medici-Bank in Rom, einer der Miteigentümer war. Als Bevollmächtigter der Familiengruppe, zu der außer den Tornabuoni die Tornaquinci, Popoleschi und Giachinotti gehörten, übereigneteLorenzo de’ Medici Filippo Strozzi 1489 den Platz. Vom zuständigen Amt, den «Ufficiali della Torre», kam auch die Erlaubnis, öffentlichen Grund zu besetzen, falls dies die Linien des Palasts erfordern sollten. Der Bau konnte endlich beginnen.
    Lorenzo Strozzi berichtet in der Lebensbeschreibung seines Vaters, dass Lorenzo de’ Medici das Unternehmen mit Misstrauen und Neid beobachtet habe, denn die Größe und die ungeheuren Kosten des geplanten Baus hätten ihn fürchten lassen, seine herrschaftliche Stellung in der Stadt zu verlieren. Aus diesem Grund habe er sich persönlich eingemischt, die Pläne sehen wollen und dann selbst zur aufwendigen Verkleidung mit Bossenquadern geraten, während Filippo Strozzi, um diese Rivalität zu entschärfen, ihm vorgespiegelt habe, nur eine größere Bleibe für seine zahlreiche Familie schaffen zu wollen. Das Haus solle, so habe er ihm gesagt, auch Läden im Erdgeschoss enthalten, um seinen Erben Nebeneinkünfte zu sichern. Im alten Haus war es tatsächlich eng geworden. Neben der eigenen wachsenden Familie wohnten bei ihm seine verwitwete Schwester Alessandra und die Witwe seines Bruders Lorenzo mit ihren sechs Kindern, dazu bis zu ihrer Verheiratung 1484 auch Lorenzos uneheliche Tochter Violante. Lorenzo de’ Medici soll Filippo dann selbst zu einem prächtigeren Palast ermuntert haben. Wie dem auch sei, Filippo Strozzi hatte seine Pläne Lorenzo de’ Medici keineswegs verborgen, wie schon dessen Vermittlerrolle beim Erwerb der Piazzuola Tornaquinci nahelegt. Da die Verschönerung der Stadt in diesen Jahren zu Lorenzo de’ Medicis politischem Programm gehörte, konnte er gegen den Bau schwerlich etwas einwenden und legte ihm auch nichts in den Weg. Aber es war ihm zweifellos daran gelegen, alle Bauvorhaben in der Stadt zu kontrollieren. Er mischte sich, wie man weiß, auch in andere öffentliche und private Projekte ein. Als bei Baubeginn die Ausmaße des künftigen Palasts sichtbar wurden, drängte sich der Vergleich mit dem Medici-Palast natürlich auf und wurde auch ausgesprochen. «Er ist prächtiger als der Lorenzos», soll der Herzog von Ferrara gesagt haben, als er von ihm hörte. Dennoch übertrug Filippo Strozzi Lorenzo de’ Medici in seinem Testament sogar die Oberaufsicht über den Bau, falls ihn seine Erben nicht innerhalb der von ihm festgesetzten Frist vollendet haben sollten. Da Lorenzo de’ Medici schon 1492 starb, wurde diese Klausel bald hinfällig.
    Lorenzo Strozzi schreibt auch, dass sein Vater ein Haus habe errichten wollen, das seinen eigenen und den Namen der Familie Strozzi in ganz Italien und im Ausland berühmt machen sollte. Deshalb habe er es auch «inmitten seiner Strozzi», im alten Quartier der Familie, zu errichten beschlossen. In der Tat wurde der Bau des Palasts von den anderen Strozzi, selbst von denen, die schon lange nicht mehr in Florenz lebten, mit lebhaftem Interesse und auch Genugtuung verfolgt. Die Strozzi sahen darin, ganz wie Filippo selbst, eine Revanche und eine Entschädigung für ihre lange Verfolgung. Aus Ferrara erreichten Filippo mehrere

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